Zeitriss: Thriller (German Edition)
Konzentration sind viel wichtiger. Das habe ich von Barton gelernt. Und ich kann Ihnen versichern, dass seine Weisheit mir durch den ganzen Stress des Unternehmens geholfen hat, bei jedem Schritt. Ich kam in der Vergangenheit an und fand das totale Chaos vor – so kam es mir jedenfalls vor. Und ich hatte niemanden, dem ich vertrauen konnte.«
»Trotzdem waren Sie erfolgreich.«
»Durch meine innere Einstellung und Konzentration«, erklärte Wilson. »Und das wird sich auch bei Ihrer Mission bewähren. Haltung und Konzentration. Wir haben es nicht mit normalen Umständen oder mit einem Spiellevel zu tun. Die Chancen stehen immer gegen den Aufseher, doch zum Ausgleich hat er die nötige Information, um seine Umgebung zu lenken.«
»Wieso habe ich das Gefühl, dass Sie eine schlechte Neuigkeit für mich haben?«
»Ob sie schlecht ist, hängt von Ihrer inneren Einstellung ab.« Wilson holte tief Luft. »Um den Erfolg Ihrer Mission zu gewährleisten, muss der Transport schon am 28. Juli erfolgen. In sieben Tagen also.«
Randall saß bloß da.
»Wir haben keine andere Wahl.«
»Warum muss er vorgezogen werden?«
» GM will den Auftrag ändern«, antwortete Wilson vorsichtig. »Er glaubt, es gibt andere Projekte, die wichtiger sind.« Näher wollte Wilson darauf nicht eingehen. »Darum müssen wir vorsichtig sein. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Erfolg oder Katastrophe allein davon abhängen, ob man sich ohne abzuweichen an den Auftragstext hält.«
Randall schwenkte seinen Drehstuhl zum Fenster hin und schaute nach draußen in den schattigen Wald. »Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich überhaupt so eine Reise antreten will«, sagte er leise. »Klar, Sie haben es getan. Aber wie kann ich wirklich sicher sein, dass ich der Mensch bin, der diesen Auftrag ausführen soll? Hier sind so viele Faktoren im Spiel. Leute müssen manipuliert werden … und der Lauf der Geschichte muss gelenkt werden.« Er wurde lauter. »Ich meine, um Himmels willen, Wilson! Der Aufseher wird Armeen – viele Tausend Männer – in die Schlacht führen. Da wird Geschichte gemacht. Können Sie sich die Konsequenzen vorstellen, wenn ich versage? Ich weiß nicht, ob ich dem wirklich gewachsen bin.« Randall sah plötzlich sehr müde aus. »Vielleicht sollte man Sie schicken. Sie haben es schon einmal geschafft. Sie wissen, was auf Sie zukommt.«
»Bleiben Sie optimistisch«, riet Wilson. »Sie sind ausgewählt worden. Und offen gestanden, Sie sind tausendmal besser geeignet, als ich es damals war, und hundertmal besser vorbereitet.« Wilson dachte an die Instruktionen, die Le Dan seinem Schüler gegeben hatte, und an das jahrzehntelange Training. Randall Chen war in jeder Hinsicht außergewöhnlich. In vielem fühlte Wilson sich ihm mächtig unterlegen. Schließlich war es nur seine Omega-Programmierung, die ihn von anderen Menschen unterschied – und die hatte er nur aufgrund einer illegalen Operation.
»Ich versuche es ja«, sagte Randall, der sichtlich mit seinen Zweifeln rang. »Aber manchmal fällt mir das schwer, muss ich gestehen.«
Darauf sagte Wilson genau das, was Barton ihm entgegengehalten hatte: »Ich bin überzeugt, dass Sie der Mann für diesen Auftrag sind. Das würde ich nicht sagen, wenn es mir nicht ernst wäre.«
Randall fing unvermittelt an zu lachen. »Wissen Sie, es ist wirklich komisch, wie wir beide darüber reden, in eine andere Zeit und ein völlig anderes Land zu reisen. Ich soll Cixi und Lord Elgin treffen, ihnen meinen Willen aufzwingen. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, das ist alles ein schlechter Scherz.«
Wilson erinnerte sich lächelnd, wie es ihm gegangen war, als er versuchte, sich mit seinem Auftrag abzufinden. »Ich war überzeugt, diese Partikelzerstäuber nehmen mich auseinander und aus dem Zusammensetzen würde dann nichts werden. Können Sie sich das vorstellen? Und ich hatte wirklich Angst vor Schmerzen. Ich weiß noch, wie ich Barton gefragt habe, ob es wehtun wird, wenn der Zeitreiseprozess beginnt. Und er meinte: Nein, das tut nicht weh. Aber wie hätte er das überhaupt wissen sollen?«
Randall und Wilson fingen an zu kichern.
Randall bezwang seine Heiterkeit. »Und? Hat es wehgetan?«
»Es waren die schlimmsten Schmerzen, die ich je ertragen musste!«, antwortete Wilson und brach in ungehemmtes Lachen aus. Schließlich seufzte er. »Aber davon mal abgesehen sind Sie in einer viel besseren Position, als ich es war.«
»Das kommt mir allmählich auch so vor«,
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