Zeitriss: Thriller (German Edition)
überrascht bin.« Sie gingen nebeneinander durch das Foyer. Aus irgendeinem Grund war ihm der Duft ihres Parfüms sehr bewusst.
»Sie sind enttäuscht«, stellte Minerva leise fest.
»Bei allem Respekt«, sagte Wilson, ohne sie anzusehen, »ich bin ein wenig ratlos, was Ihre Motive betrifft. Sie und Ihre Freundinnen waren gestern Nacht nicht ehrlich. Sie waren auf Anweisung da. Also lassen Sie mich in Ruhe, ja?« Er verkniff es sich, sie anzusehen, obwohl er es gerne getan hätte. Von weitem sah er Claudia und Lara, die ihm freundschaftlich zuwinkten. Er lächelte zu ihnen hinüber.
»Sie sollten mich nicht so leichtfertig beurteilen«, erwiderte Minerva leise.
»Ich weiß, worauf Sie aus sind«, erklärte Wilson, der spürte, dass er den Druck nur zu erhöhen brauchte, dann bräche ihre Fassade zusammen. Doch es war das Bewusstsein, wie stark sie ihn anzog, und eine Spur Eifersucht auf den Professor, was ihn am meisten beschäftigte. »Also bitte, lassen wir das Theater.« Inzwischen waren sie am Ende des Foyers angelangt und standen vor der Tür des Sitzungsraums.
»Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, bekannte Minerva nach einer Weile.
»Wie wär’s damit? ›Jasper hat eine Viertelstunde für die Besprechung mit Ihnen veranschlagt. Bitte beantworten Sie seine Fragen so direkt wie möglich. Und bitte schütteln Sie ihm nicht die Hand.‹«
Minerva verzog keine Miene, als sie die Tür aufzog und Wilson hineingehen ließ. Zu seiner Überraschung war Jasper gar nicht da. Dafür folgte Minerva ihm in den Raum und zog die Tür hinter sich zu.
»Ich muss mit Ihnen reden«, sagte sie.
»Lassen Sie mich eines klarstellen.« Wilson drehte sich zu ihr um. »Ich traue Ihnen nicht und –«
Sie hob den Zeigefinger, und ihr Ton war drängend. »Vorsicht, Wilson! Sie haben keine Ahnung, warum ich hier bin. Bleiben Sie ruhig, damit Sie nicht etwas sagen, was Sie später bereuen.«
»Interessant, dass Sie in die Offensive gehen.«
»Um Himmels willen!«, stöhnte sie. »Sie sind bestimmt der frustrierendste Mensch, dem ich je begegnet bin!«
»Sagen Sie einfach, was Sie zu sagen haben, damit wir es hinter uns bringen.«
»Ich muss Ihnen etwas gestehen.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich weiß genau, wer Sie sind. Sie sind der Aufseher beim Unternehmen Jesaja gewesen. Sie sind in der Zeit hin- und hergereist. Das ist kaum zu glauben, aber ich weiß, dass es wahr ist.«
Dass jemand außerhalb des Mercury-Teams davon wusste, war ein Schock für ihn, doch er konnte seine Verblüffung verbergen.
»Dadurch wird mir vieles an Ihnen klar«, fuhr Minerva fort. »Ich weiß jetzt, warum Sie so sind.«
»Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
»Diese Antwort habe ich erwartet, aber sparen wir uns die Einzelheiten. Ich weiß, dass Sie das nicht zugeben dürfen.« Sie blickte ihm tief in die Augen. »Es stimmt, dass ich Lara und Claudia gebeten habe mitzukommen, aber aus persönlichen Gründen.« Plötzlich schien es ihr sehr schwerzufallen weiterzusprechen.
»Hören Sie jetzt nicht auf«, sagte Wilson. »Es fängt gerade an, interessant zu werden.«
Minerva stieß frustriert den Atem aus. »Gestern Nacht ist alles schiefgegangen. Ich gebe es zu. Ich hätte Sie nicht in diese Situation bringen sollen. Das war allen gegenüber unfair.«
»Meiner Ansicht nach hat Claudia ihre Rolle perfekt gespielt«, sagte Wilson. »Randall hatte mächtig Spaß. Und ich wette, der Professor hat mit Ihnen auch seinen Spaß gehabt.« Er zwang sich, sie von oben bis unten zu mustern, besonders ihre Kurven, und blickte sie dann vielsagend an. Doch als er sah, dass ihre Augen in Tränen schwammen, war er verblüfft.
»Warum sind Sie so gemein zu mir?«, flüsterte sie.
»Oh bitte, Minerva! Lassen wir die Spielchen. Verraten Sie mir einfach, warum, dann kann jeder seiner Wege gehen.«
»Sie wollen die Wahrheit wissen?«, fragte sie vehement. »Die Wahrheit ist, dass ich Sie sehen wollte!«
Es dauerte eine Weile, bis Wilson das verdaut hatte. Und dann wünschte er sich stark, es wäre wahr. Doch das konnte gar nicht sein. »Mit meinem Freund ins Bett zu steigen ist eine interessante Art, meine Aufmerksamkeit zu erregen.«
»Hat er das etwa behauptet?«, fragte sie empört.
»Na, was macht das schon?«, meinte Wilson achselzuckend. »Aber jetzt gehen Sie einfach und holen Jasper her, ja?«
»Ich werde gleich aus Ihrem Leben verschwunden sein, Wilson. Aber vorher hören Sie mich an. Ich mochte Sie gleich, als wir uns zum
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