Zeitriss: Thriller (German Edition)
Erfahrung im Gefängnis«, sagte Parkes mit düsterer Miene. »Da ist das hier schon ganz etwas anderes, hm?«
»Es gibt einiges, wofür Sie dankbar sein können. Der Kriegsrat empfahl dem Kaiser, Sie und Ihre Leute bis zum Hals einzugraben und den streunenden Hunden zu überlassen, damit sie Ihnen das Gesicht wegfressen.«
»Die Chinesen können sehr grausam sein, wenn sie wollen«, befand Parkes. »Aber auch mitfühlend. Bitte, danken Sie dem Prinzen und der kaiserlichen Gemahlin für ihre Intervention. Wie es scheint, bin ich nun ihrer Gnade ausgeliefert. Wie alle Qing werden Sie sicher etwas für ihr Mitgefühl verlangen.« Er deutete auf das Schreibzeug.
»Sie verlangen Ihre Hilfe, mehr nicht.«
»Einen Brief an die Königin zweifellos.« Parkes lachte leise. »Mir scheint, Sie sind zur anderen Seite übergelaufen, als es nicht mehr glattlief, Mr. Chen. Was Sie sagen, bestätigt meine schlimmsten Befürchtungen – Lord Elgins Truppen wurden auf dem Schlachtfeld besiegt. Ich habe die Anzahl der Tataren bei Chang Chia-wan gesehen, und die Falle, die für uns aufgestellt war. War die Falle Ihre Idee, Mr. Chen?«
»Ganz im Gegenteil«, erwiderte Randall. »Lord Elgin und Sir Hope haben den umfassendsten Sieg der britischen Geschichte errungen. Senggerinchin und seine Tataren haben auf freiem Feld frontal angegriffen. Sie zählten über fünfzigtausend, die Alliierten hatten nur ein Zehntel davon. Es war eine blutige Begegnung, aber dank überlegener Taktik und Feuerkraft hat Lord Elgin gesiegt.«
Parkes war bass erstaunt. Er konnte nicht glauben, was er hörte. Er stand von seinem Stuhl auf. »Wir haben gesiegt?«
»Es war der größte Sieg aller Zeiten.«
Parkes drehte sich zum Fenster um und schaute in den Hof, wo gut zwanzig Wachen standen. »Wir haben gesiegt«, flüsterte er verwundert. Dann lachte er, bis ihm die Vernunft sagte, dass er seine Freude nicht so deutlich zeigen sollte. Er wandte sich Randall wieder zu. Seine Augen sprühten vor Leben, als wäre seine Seele von den Toten erweckt worden. »Wie war das möglich?«
Randall ging nun auch ans Fenster und sah nach draußen. »Weil ich Lord Elgin und Sir Hope gesagt habe, was zum Sieg nötig ist.«
»Sie waren während der Schlacht bei ihnen?«
»Sir Hope und ich Seite an Seite.«
»Ich kann es immer noch nicht glauben!«, rief Parkes aus und schlug sich an die Stirn. »Ich bin ja so froh«, fügte er seufzend hinzu. »Ich hatte befürchtet, wir seien mühelos besiegt worden, und man werde mich jetzt gesund pflegen, damit ich zu meiner Hinrichtung gehen kann. Ich weiß, dass es den Chinesen lieber ist, wenn ihre Gegner kräftig sind, weil sie dann die Folter länger überleben, bevor man sie schließlich umbringt.«
»Dass die Alliierten die Schlacht gewonnen haben, garantiert nicht Ihre Sicherheit«, klärte Randall ihn auf. »Ganz im Gegenteil.«
»Welche Rolle spielen Sie denn nun in diesem Stück, Mr. Chen?«, verlangt Parkes barsch zu wissen. »Sie scheinen seit dem großen Ereignis ja weit herumgekommen zu sein.«
»Mein Bündnis mit Lord Elgin ist beendet«, erklärte Randall. »Ich hatte ihm versprochen, seine Verbände unter geringen Verlusten bis an die Stadtmauer Pekings zu führen und dafür von ihm verlangt, die Verbotene Stadt nicht anzutasten und die Qing nicht zu stürzen. Das waren meine Bedingungen, und die müssen Sie und Lord Elgin halten.«
»Ich weiß«, sagte Parkes. »Und Sie nehmen an, das tun wir nicht?«
»Ich kann das Risiko jedenfalls nicht eingehen.«
Parkes wirkte ein bisschen durcheinander. »Wir haben diesen Krieg gewonnen?«, fragte er noch einmal.
»Ja. Der zweite Opiumkrieg ist vorbei«, bestätigte Randall. »Lord Elgin lagert vor der Stadt, zuversichtlicher denn je.«
»Werden Sie mich freilassen?«
Randall schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht entscheiden, das obliegt Prinz Kung und dem Kaiser. Aber machen Sie sich eines klar: Ich bin jetzt gezwungen, die Qing vor derselben Armee zu schützen, die ich im Triumph bis zur Hauptstadt geführt habe. Ich stehe jetzt im Dienst des Kaisers als sein Beschützer. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
Parkes deutete auf Randalls Aufzug. »War Kastration dafür Voraussetzung?«
Randall schmunzelte. »Das ist nur die nötige Tarnung, damit ich mich am Hof frei bewegen kann.«
»Ich verstehe. Und ich nehme an, ich soll nun einen Brief an Lord Elgin schreiben und ihn warnen, dass Sie den Qing dienen?«
Randall nickte. »Wenn Sie so freundlich sein
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