Zeitriss: Thriller (German Edition)
Randall.
»Mr. Dowling, bitte halten Sie sich nächsten Donnerstag für eine Besprechung frei. Wir werden dann unser Vorhaben durchgehen.« GM s Beinschienen zischten, als er sich zum Gehen wandte. »Ich habe es sehr positiv vermerkt, dass Sie meine Interessen an oberste Stelle setzen, Mr. Dowling. Das war ein sehr aufschlussreicher Tag heute.« Damit ging er auf das Hangartor zu, und Minerva beeilte sich, ihm mit dem Schirm entgegenzukommen.
Als die beiden im Regen verschwunden waren, fühlte sich Wilson mächtig erleichtert. Er hatte es geschafft, GM von der Enthüllung abzubringen und eine mögliche Katastrophe zu verhindern.
»Ich hoffe doch, Sie wissen, was Sie tun«, sagte Randall, »denn dieses ganze Geflüster zwischen Ihnen finde ich beunruhigend.«
»Nichts, worüber Sie sich Sorgen machen müssten«, versicherte Wilson glatt. »An meiner Stelle hätten Sie dasselbe getan.«
»Und worin besteht das große Geheimnis?«, fragte Randall.
»Jetzt ist nicht der passende Augenblick dafür«, erwiderte Wilson. »Aber ich verspreche Ihnen, ich werde Ihnen alles erzählen, was Sie wissen müssen, damit Sie den Auftrag erfüllen können. Alles. Und ich werde nichts auslassen, das Sie nicht absolut brauchen, um zum Erfolg zu kommen.«
»Sie meinen, Sie werden die Informationen, die ich erhalte, genau abwägen?«
»Manche stellen einfach eine Ablenkung dar.«
» GM hat offenbar einen Sonderauftrag für mich.«
»Randall, in drei Tagen werden Sie in die Vergangenheit geschickt, mit einem Auftrag, der in den Qumran-Rollen angeordnet wurde, in Schriften, die vom Architekten unseres Universums stammen. Diese allein entscheiden, was Sie wissen müssen, und ich setze absolutes Vertrauen darein. Ihre Informationen stehen im Auftragstext, ohne Ausnahme.«
»Aber was ist mit –«
»Stopp, Randall. Einer der größten Vorteile meiner Mission und der Grund für meinen Erfolg war, dass gar keine Zeit für Ablenkungen blieb.«
»Ich tappe nicht gern im Dunkeln«, murmelte Randall.
»Sie müssen mir vertrauen«, verlangte Wilson. » GM hat das auch gesagt.«
Er sah sich noch einmal die beschädigte Tragfläche an. Aber sie war offenbar sein geringstes Problem. Gott sei Dank war das Elixier ein Geheimnis geblieben und die Besprechung mit GM erst für Donnerstag angesetzt, vier Tage nach Randalls Transport.
41.
Kalifornien, Nordamerika
Del Norte State Park
Huntingdale Pass
26. Juli 2084
Ortszeit: 8.35 Uhr
2 Tage vor dem Esra-Transport
Nachdem Wilson sich kaltes Wasser ins Gesicht geklatscht hatte, nahm er ein warmes Handtuch von der beheizten Stange und drückte sich das weiche Frottee auf die Haut. Als er sich abgetrocknet hatte, faltete er es wieder zusammen und hängte es ordentlich an seinen Platz zurück. »Die nächsten zwei Tage werden die anstrengendsten«, sagte er, während er sich kritisch im Spiegel musterte.
Der Druck des nahenden Transports unterwanderte nun doch seine Gedanken und sein Tun. Gegen die unablässige Anspannung, die ihm GM s und Jaspers gegensätzliche Absichten verursachten, war er machtlos. Er wollte schreien und konnte nicht mal dazu die Energie aufbringen. Sein Mund war trocken, Arme und Beine schienen kraftlos.
Bleib optimistisch und auf den Augenblick konzentriert, sagte er sich.
Noch zwei Tage bis zum Transport und zwei Nächte. Zwei schlaflose Nächte, genauer gesagt. Nachdem er vom Flugplatz zurückgekehrt war, hatte er bis spät in die Nacht gelesen, drei Bücher über China im 19. Jahrhundert. Aufgrund seiner Omega-Kräfte konnte er eine beliebige Menge an Informationen aufnehmen, ohne zu ermüden. Und seine Gedächtnisleistung lag bei fast hundert Prozent. Das hatte er normalen Menschen voraus.
Nur noch zwei Tage, dachte er wieder. Dann habe ich das alles hinter mir.
Er lächelte sein Spiegelbild an, um die gedrückte Stimmung zu durchbrechen, dann wandte er sich von der Spiegelwand ab. Klarer Sonnenschein strömte in das große weiße Marmorbad und fühlte sich gut an auf seiner Haut. Als er zurück ins Schlafzimmer ging, sah er kurz auf das Bild über dem Bett. Es war bemerkenswert, wie stark es ihn an den Augenblick des Transports erinnerte. Er schüttelte den Kopf und dachte, dass sein Großvater jetzt enorm stolz auf ihn wäre. Das ernüchterte ihn sofort; er hatte keinen Menschen in seinem Leben, der ihm wirklich etwas bedeutete. Nicht mehr jedenfalls. Das war gut und schlecht zugleich, befand er. Niemand tröstete ihn, wenn er niedergeschlagen war, dafür brauchte
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