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Zeitriss: Thriller (German Edition)

Zeitriss: Thriller (German Edition)

Titel: Zeitriss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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haben«, antwortete Wilson. »Nur so können wir den Anschein aufrechterhalten, dass Ihr Transport erst in vier Wochen stattfindet. Ob sie nun für GM oder Jasper arbeitet, wenn die Sache nicht rauskommen soll, muss ich den Eindruck erwecken, als hätte ich alle Zeit der Welt.«
    »Das verstehe ich«, meinte Randall, der deutlich mit der Situation zu kämpfen hatte. »Aber wenn Sie –«
    »Gehen Sie einfach beiden Chefs aus dem Weg«, fiel Wilson ihm ins Wort. »Bloß für die nächsten zwei Tage. Es ist schon alles kompliziert genug.«
    Randall wollte einwenden, dass Wilson keine Erfahrung mit solchen Männern habe, doch jetzt war kaum der geeignete Moment dafür.
    »Sie müssen mir vertrauen«, verlangte Wilson. »Wissen Sie noch, was Le Dan neulich morgens beim Training gesagt hat? Der wahre Zweck muss bestimmt werden – es darf keine Verwirrung über die Aufgabe geben.« Wilson schwieg für einen Moment. »Ich will hören, dass Sie Ihre Aufgabe genau kennen. Kennen Sie sie?«
    Randall stand auf und ging ebenfalls ans Fenster. »Ich weiß, worin sie besteht.«
    Wilsons Ton war milde, aber seine Worte waren unmissverständlich. »Ihre einzige Aufgabe ist es, die Verbotene Stadt zu schützen. Alles andere – die Schlachten, die Politik, Cixis Aufstieg zur Regentin – dient ebenfalls nur einem Ziel: die unbekannte Lebenskraft, die dort residiert, zu schützen. Sie müssen sich die Dinge genau vorstellen, die Sie tun müssen, um zum Erfolg zu kommen, und Sie dürfen niemals schwanken. Situationen und Umstände werden sich ändern – auf vieles werden Sie keinen Einfluss haben. Doch Sie dürfen nie vergessen, warum Sie dort sind. Verstehen Sie?«
    Randall starrte mit ausdruckslosem Gesicht in den Wald. »Ja, Wilson, ich verstehe.«

44.
8 Kilometer nördlich von Peking, China
Sommerpalast, Barockschloss
9. Oktober 1860
Ortszeit: 8.21 Uhr
Unternehmen Esra – Tag 220
    Randall bekam einen heftigen Tritt an den Kopf und sah nur noch Sterne. Hilflos lag er auf dem kalten Marmorboden und blutete. Neben ihm hatte sich bereits eine Pfütze gebildet. Unerwartet fiel ihm ein, was Wilson zu ihm gesagt hatte. »Sie dürfen niemals schwanken«, hallte es ihm durch den Kopf.
    Der Dragoner versetzte ihm den nächsten Tritt, diesmal gegen die Rippen, dass Randall die Luft wegblieb. Seine Schmerzen waren so stark, dass ihm kurz schwarz vor Augen wurde. Dann bekam er einen Gewehrkolben ins Gesicht, und der Soldat, der das tat, brüllte vor Wut wegen seiner toten Kameraden. Ein zweiter Dragoner trat Randall mit solcher Wucht, dass er auf dem glatten Boden ein Stück rutschte, doch jetzt spürte Randall überhaupt nichts. Es schien, als wären seine Nerven überlastet. Hilflos sah er sich um, während ihm das Blut aus dem Mund sickerte, und entdeckte Captain Gordon in seiner roten Uniform mit dem Abzeichen der königlichen Pioniere am Kragen.
    »Helfen Sie mir«, keuchte er. Der bestürzte Gesichtsausdruck des Captains sagte ihm jedoch, dass es wenig gab, was er für ihn tun konnte oder wollte.
    Der Corporal der Dragoner spannte den Hahn seines Gewehrs und drückte Randall die Mündung auf die Stirn.
    »Dieser Mann war Lord Elgins Berater«, wandte Gordon ein.
    »Ist mir scheißegal!«, knurrte der Corporal. »Und wenn er der Kaiser von China ist – er wird dafür bezahlen, was er Jarman angetan hat.«
    So fühlt man sich also, wenn man stirbt?, dachte Randall. Unzählige Erinnerungen blitzten in ihm auf, und die Gesichter von Leuten, die etwas zu ihm sagten.
    Sie dürfen niemals schwanken.
    Tao … Tien … Dee … Gian … Far.
    Da ist kein Platz für Angst.
    Plötzlich kehrte Randalls Empfinden zurück. Er spürte den kalten Stahl der Gewehrmündung an der Stirn. Und damit kam wunderbarerweise auch seine Kraft zurück. Mit beiden Händen packte er den Lauf und entriss dem Soldaten entschlossen die Waffe.
    Eine neue Stärke durchdrang ihn. Er knallte dem Corporal den Kolben an den Kopf, dass es knackte. Der Mann kippte langsam zur Seite und landete bewusstlos am Boden, während Randall auf die Beine kam, das Gewehr herumschnellen ließ und abdrückte. Die Kugel riss den anderen Dragoner von den Füßen und ließ sein Blut an die Wand spritzen.
    Mühelos trat Randall Captain Gordon um und griff zugleich sein Schwert vom Boden auf, setzte ihm die Klingenspitze an die Kehle und sagte: »Bringen Sie Lord Elgin meine Nachricht!« Dann spuckte er das Blut aus, das ihm in den Mund gestiegen war.
    Die Hand an seine blutende Wunde

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