Zeitriss: Thriller (German Edition)
keinen Grund zur Sorge.«
Randall seufzte ungeduldig. »Ich weiß! Alles wird gut.« Er sah Wilson in die Augen. »Sie haben einmal zu mir gesagt, dass alle Informationen, die ich benötige, im Auftragstext stehen.«
»Das ist absolut richtig. Dem müssen Sie bedingungslos vertrauen«, bestätigte Wilson.
»Was ist, wenn ich mich aus irgendeinem Grund mal nicht danach richten kann? Was passiert dann?« Ein nervöses Lächeln zuckte um seine Lippen. Das war ein Gesichtsausdruck, den Wilson noch nicht an ihm kannte.
Wilson rieb sich die Stirn und versuchte zu ergründen, was Randall ihm in Wirklichkeit damit sagen wollte. Schließlich antwortete er: »Wahrscheinlich werden Sie sowieso an irgendeinem Punkt vom Auftragstext abweichen – ich musste das auch. Und wenn das passiert, sollten Sie meiner Überzeugung nach alles tun, um das weitgehend zu korrigieren.« Wilson überlegte. »Aber philosophisch betrachtet, glaube ich, dass das Schicksal bei allem seine Hand im Spiel hat, hier und in der Vergangenheit. Wenn jemand sterben soll, dann stirbt er. Und wenn jemand Erfolg haben soll, wird er ihn haben. Sie werden dorthin transportiert, damit Sie zuerst gegen die Mongolen und später gegen die Briten und Franzosen agieren. Mit Ihrem Wissen haben Sie dramatischen Einfluss auf den Ausgang des Krieges. Halten Sie sich einfach an Ihren Auftrag, und alles ist bestens.«
Randalls Augen wurden immer größer, und einen Moment lang schien er große Angst zu haben. »Sie haben gesagt, der Auftrag hat Priorität um jeden Preis. Das haben Sie bestimmt ein Dutzend Mal wiederholt. Ich möchte Ihnen nur sagen, dass er diese Priorität für mich immer gehabt hat.«
»Das weiß ich«, versicherte Wilson. »Und darum sind Sie der perfekte Aufseher. Sie sind besser ausgebildet und besonnener als alle anderen. Ich habe vollstes Vertrauen, dass Sie die Aufgabe bewältigen werden.«
»Besser als Sie an meiner Stelle?«
Wilson sah zur Countdownanzeige. Noch sieben Minuten. »Unbedingt«, versicherte er und nickte ihm beruhigend zu. »Ich beneide Sie zwar, möchte aber nicht an Ihrer Stelle sein.«
»Haben Sie sich mal gefragt, was diese Lebenskraft eigentlich ist?«
Für einen Moment war Wilson sprachlos. »Ja … habe ich«, meinte er dann zögernd. »Aber wie es scheint, weiß das keiner so richtig.«
Randall lächelte. »Ja, das ist eigenartig, nicht wahr? Vielleicht werden wir es eines Tages herausfinden.« Dann sah auch er zur Countdownanzeige. »Ich glaube, jetzt haben wir lange genug gewartet. Es ist Zeit, sich zu verabschieden.«
Wilson gab ihm die Hand. »Viel Glück, Randall.«
»Danke, Wilson.«
Der Händedruck war auf beiden Seiten herzlich.
»Vergessen Sie nicht: Nur an die Dinge denken, die Sie bei der Ankunft brauchen«, wiederholte Wilson. »Das kann ich nicht oft genug sagen.«
Randall duckte sich durch den Einstieg der Kapsel. Wilson verschloss sie und vergewisserte sich, dass das Luk dicht war. Dann ging er an die Steuerkonsole und drückte auf den Startknopf. Die drei Titanringe begannen langsam zu schwingen, die Umrisse der Einstiegsluke verschwammen. Wilson drehte sich noch einmal zu Randall um, nickte knapp und gab sich Mühe, ein zuversichtliches Gesicht zu machen, bevor er zum Ausgang lief.
Als er die innere und die äußere Labortür verriegelte, war ihm unwohl wegen dieser letzten Sätze, die er mit Randall gewechselt hatte.
Er schritt den weißen Korridor hinunter, in dem seine Schritte hallten, dann die alte weiße Treppe hinauf, die zum Kontrollraum führte. Sofern keiner den Countdown abbrechen ließ, war seine Arbeit mit Randall nun erledigt. Er hatte ihn nach besten Kräften auf die Sache vorbereitet, mehr konnte er nicht von sich verlangen. Das Wichtigste war, dass er Randall von GM s Ansinnen abgeschirmt hatte und die Mission nun nicht verfälscht wurde. Der Aufseher kannte den Lebensbaum nicht. Außerdem hatte Wilson ihm die Gewissheit gegeben, dass alles, was von ihm verlangt wurde, möglich war – weil es schon zuvor getan worden war. Das war ein Luxus, den Wilson nicht gehabt hatte, als er gebeten wurde, seinen Auftrag in der Vergangenheit zu erfüllen.
»Ich habe meinen Teil getan«, sagte er zu sich.
Die Tür des Kontrollraums glitt auf, und Wilson spürte sofort die geistige Anspannung und Konzentration der Kollegen, die gleich die Zeitreise auslösen würden. Nur noch drei Minuten, dann würden Randalls Körper und Seele in Moleküle zersprengt.
Davin sah Wilson hereinkommen und
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