Zeitriss: Thriller (German Edition)
den Schreibtisch und setzte sich. Er seufzte.
Randall legte seinen Handheld wieder hin. »Ist Ihnen klar, dass ich mir Sorgen gemacht habe?«
»Ich habe Ihre Nachricht erhalten, Randall. Es tut mir leid.« Wilson sah, dass der Computer abgeschaltet war. »Und, wie weit sind Sie mit den Simulationen?«
»Cixi ist eine kalte, berechnende Schlange«, antwortete Randall.
Wilson grinste. »Ja, bewundernswert, nicht? Sie verliert nie ihr Ziel aus den Augen.«
»Davon könnten Sie sich eine Scheibe abschneiden«, brummte Randall.
»Ich weiß, Sie sind sauer«, sagte Wilson. »Aber ich hatte keine Wahl. Ich war mit einer Situation konfrontiert, die absolute Aufmerksamkeit verlangte – und es war zum Wohle aller.«
»Und was für eine Situation war das?«
»Das möchte ich lieber nicht sagen. Tatsache ist jedenfalls, dass das erledigt werden musste. Und für unser Team ist es auch gut.«
Wilson hatte ein auffälliges Funkeln in den Augen, dazu war er unrasiert und ungekämmt. Das machte Randall umso neugieriger. »Warum benehmen Sie sich so sonderbar?«
Wilson holte tief Luft. »Randall, Sie werden in Kürze mit einem Auftrag in die Vergangenheit geschickt, in eine Welt mit Kaisern und Feldherren, Eroberungen und blutigen Niederlagen. Es darf Sie nicht kümmern, was hier passiert. Sie sind bestens vorbereitet. Sie haben sich alles angeeignet, was es zu lernen gab. Sie haben trainiert und sind auf der Höhe Ihrer Leistungskraft. Jetzt können Sie höchstens noch an Ihrer Gefühlslage arbeiten.«
»Sie hätten hier bei mir sein sollen«, sagte Randall verdrossen.
Wilson rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl herum. Randalls Reaktion beschäftigte ihn sichtlich. »Stellen Sie sich innerlich auf das ein, worauf man Sie vorbereitet hat, und bleiben Sie optimistisch.«
»Sie hätten hier sein sollen«, wiederholte Randall ein bisschen aggressiver. »Meine Gefühlslage sollte für Sie Vorrang haben.«
Wilson rutschte an die Stuhlkante. »Ich erwarte mehr von Ihnen«, erwiderte er unfreundlich. »Wenn Sie sich in der letzten Stunde allein gefühlt haben, dann warten Sie ab, bis Sie in der Vergangenheit sind. Da gibt es gar keine Unterstützung. Sie werden nur noch Widersacher haben, die Sie wegen Ihres Wissens fürchten und wegen Ihrer Herkunft verachten. Aber Ihr Wissen ist wertlos, wenn Sie nicht auch eine unerschütterliche Überzeugung aufrechterhalten. Sie sind der Aufseher, Randall Chen. In Ihren Adern muss Eiswasser fließen. Sie müssen jeder Herausforderung mit gezügelten Emotionen und scharfem Verstand begegnen. Da bleibt kein Platz für Torheiten wie die, die ich gerade an Ihnen beobachten kann.«
Wilsons Blick bohrte sich in Randalls blaue Augen.
»Ihnen zuliebe sage ich es noch einmal«, fuhr er energisch fort. »Sie sind in jeder Hinsicht besser geeignet als ich. Aber um Erfolg zu haben, müssen Sie optimistisch und konzentriert sein. Immer optimistisch. Niemals das Ziel aus den Augen verlieren. Denken Sie nicht daran, was vorbei ist – sei es gut oder schlecht. Konzentrieren Sie sich auf das, was Sie beeinflussen können.«
Wilson unterbrach den eindringlichen Blickkontakt und schaute zum Wald hinüber. Er schüttelte den Kopf, dann milderte er seinen Ton. »Ich habe damals ungefähr wie Sie reagiert, Randall. Vor lauter Gefühlen verlor ich völlig aus dem Blick, was ich tat, und Barton Ingerson musste mich mit harschen Worten zurück in die Spur bringen.« Er seufzte tief. »Ich kann nur hoffen, dass ich Ihnen begreiflich machen kann, was Barton mir damals erklärt hat.« Es folgte eine lange Pause. »Sie werden immer allein sein, Randall. Ganz zwangsläufig.«
Randall starrte auf seinen Handheld auf dem Schreibtisch und fand keine Worte, so durcheinander war er. Wilson hatte recht. Er musste an seinen Auftrag denken und seine Gefühle beiseiteschieben.
Wilson stand auf und ging zur Glaswand. Nachdem er ein paar Minuten lang suchend in die Bäume gesehen hatte, drehte er sich zu Randall um. »Ich bin zu spät gekommen, weil ich mit Minerva zusammen war. Sie kam, um mit mir zu reden.« Er rieb sich das Kinn. »Wegen meiner Bemerkungen gestern ist sie entlassen worden.«
»Tatsächlich entlassen?«, fragte Randall.
Wilson schüttelte den Kopf. »Ich bezweifle das ernsthaft. Ich vermute, dass sie an dem Versuch beteiligt ist, Ihre Mission zu stören. Das habe ich von Anfang an vermutet.«
»Warum geben Sie sich dann überhaupt mit ihr ab?«
»Es ist immer besser, den Feind im Blickfeld zu
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