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Zeitriss: Thriller (German Edition)

Zeitriss: Thriller (German Edition)

Titel: Zeitriss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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gedrückt, rannte er zum Fenster. Am anderen Ende des Saales knallte ein Schuss. Die Kugel pfiff an seinem linken Ohr vorbei, als er sich gegen das Fenster warf. Er krümmte sich im Sprung zusammen und brach mit dem Rücken durch Holzstreben und Glas ins Freie.
    Mit dem Scherbenregen landete er schwer in einem Rosenbeet und schnellte auf die Füße. Die knorrigen Dornenzweige zerrissen ihm die Uniform. Er durchquerte den Garten und setzte im Hechtsprung über eine niedrige Mauer, tauchte in eines der vielen Bassins, die hüfttief mit eiskaltem Wasser gefüllt waren, rutschte kurz aus, als er hochkam, und watete zum anderen Ende. Inzwischen lief ihm das Blut aus etlichen Schnittwunden an den Händen und im Gesicht.
    Hinter sich hörte er Schreie, und jemand schoss. Die Kugel streifte zischend das Wasser. Er erreichte den Beckenrand, rollte sich hinüber auf die weiße Marmorstufe dahinter. Zusammengekrümmt vor Schmerzen lief er auf die dichten Bäume zu, während weiter auf ihn geschossen wurde. Dann, wie aus dem Nichts, näherte sich Hufschlag. Randall schaute nicht einmal, wer da auf ihn zugaloppierte, sondern strebte dem schützenden Wald entgegen.
    Zu spät – gleich würde der Reiter bei ihm sein.
    Doch kein Bajonett stach ihm ins Fleisch, keine Kugel beendete seine Flucht. Stattdessen wurde er von einem Arm gepackt und mit geübtem Schwung vom Boden hochgerissen. Er sah nur einen grünseidenen Ärmel, während der Reiter ihn in gestrecktem Galopp zum Wald brachte.
    Randall konnte sich nicht bezwingen, er schrie vor Schmerzen unter den ständigen Erschütterungen, während die Schüsse hinter ihnen herpfiffen. Der Arm seines Retters drückte ihm auf die Schusswunde, wodurch ihm der Dünndarm eingeklemmt wurde. Randall delirierte fast, als der Reiter endlich hielt und ihn auf den Boden fallen ließ.
    Sein Retter, einer seiner Begleiter von der kaiserlichen Garde, sprang vom Pferd, half ihm auf die Beine und hob ihn in den Sattel. »Schnell!«, sagte er mit kratziger Stimme. »Flieht durch das Westtor!« Und mit einem Blick auf Randalls Schusswunde: »Drückt die Hand darauf. Beeilt Euch!«
    Randall konnte keinen klaren Gedanken fassen, und so war der Eunuch gezwungen, dem Pferd einen Schlag aufs Hinterteil zu versetzen, damit es davongaloppierte. Dann zog er sein Schwert und lauerte im Unterholz auf Verfolger.
    Das Schlachtpony fand auch ohne Randalls Führung mühelos durch den Wald und galoppierte schließlich auf eine weite Ebene. In der Ferne erhoben sich die Yanshan-Berge in ihrer grünen Pracht.
    Wie im Traum sah Randall sich über die Große Mauer fliegen, hierhin und dorthin schweben, in Wolken tauchen und wieder hervorkommen und der Großen Mauer folgen, die nach beiden Richtungen Hunderte Kilometer über die Hügelkuppen verlief. Die Mauer wurde gebaut, um die Mongolenhorden fernzuhalten, erinnerte er sich. Hätte sie ihre Aufgabe erfüllt, wäre ich jetzt nicht hier.
    Als er wieder richtig zu sich kam, sah er den Sattel vor sich. Seine Hosen waren bis zu den Knien blutgetränkt. Seine Hände waren zerschnitten und von Dornen aufgerissen. Ihm wurde schlecht, und er spuckte Blut. Dabei fragte er sich, ob er es überhaupt bis zur Verbotenen Stadt schaffen würde.

45.
Kalifornien, Nordamerika
Enterprise Corporation
Mercury-Labor, Untergeschoss A 5
28. Juli 2084
Ortszeit: 9.45 Uhr
Esra-Transport
    Das Display zeigte vierzehn Minuten und sechsundzwanzig Sekunden an, danach würde der Esra-Transport endlich erfolgen.
    Seit zwei Nächten hatte Wilson nicht mehr richtig geschlafen, und es war nur das Adrenalin, was ihn noch auf den Beinen hielt. Um die Illusion aufrechtzuerhalten, es handle sich noch um Wochen bis zum Transporttag, lud er Minerva zu sich ein. Die nahm die Einladung glücklich an, und das Ergebnis war, dass Wilson von den langen Nächten und dem frühen Aufstehen völlig ausgelaugt war, ganz zu schweigen von dem Zeitdruck, unter dem er in Wirklichkeit stand.
    Lächelnd musste er daran denken, wie er sich vor zwei Stunden mit einem Kuss – sie nackt in seinem Bett – von ihr verabschiedet und gesagt hatte, er werde am frühen Nachmittag zurück sein.
    Wieder warf er einen Blick auf die Zeitanzeige an der Laborwand. In dreizehn Minuten wäre Randall weg. Der bisher beste Aufseher würde seine Mission antreten. Er würde die Herrschaft der Qing sichern und dadurch den Baum des Lebens schützen – eine ehrfurchterregende Herausforderung angesichts komplizierter Verhältnisse und Intrigen. Obwohl

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