Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitriss: Thriller (German Edition)

Zeitriss: Thriller (German Edition)

Titel: Zeitriss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
Vom Netzwerk:
Mund. Allein die bemalten Decken waren unglaublich, ganz zu schweigen von allem anderen. Er kannte sich mit Handwerkskunst aus, und diese war vom Allerfeinsten. Er stand umgeben von unvergleichlicher Erhabenheit, und es bedrückte ihn zutiefst, was die anrückenden Verbände damit machen würden.
    Soldaten aller Dienstgrade durchwühlten Schubladen, Schränke und Truhen und steckten sich das Wertvollste ein. Was ihnen selbst nicht gefiel, wurde rücksichtslos zerstört.
    Captain Gordon fand auch, dass für die Entführung und Ermordung der Gesandten eine gewisse Vergeltung nötig war. Es sollte ein Exempel statuiert werden. Doch als er zusehen musste, wie zwei Dragoner eine große Jadeplastik vom Sockel stoßen wollten, nur um dieses Meisterstück zu vernichten, wurde ihm die Sinnlosigkeit ihres Tuns vollends bewusst.
    »Wir sollten warten, bis Lord Elgin eintrifft!«, brüllte er. »Lassen Sie die Statue stehen!« Die beiden Soldaten hielten kurz inne, dann hörten sie im Nachbarraum etwas zu Bruch gehen.
    »Keiner mag einen guten Samariter, Captain. Sehen Sie sich um. Selbst Major Probyn tut es.« Damit kippten sie die hohe Landschaftsplastik um, sodass sie zersplitterte.
    »Ihr Hohlköpfe«, zischte Gordon leise durch die Zähne und hastete um die Ecke, um Major Probyn zu suchen. Der schob sich soeben zwei Goldbarren in seine schon gut gefüllten Taschen. »Wir müssen warten, bis Lord Elgin eintrifft«, sagte Captain Gordon, wurde aber von niemandem beachtet, auch nicht von Probyn, der durch eine Tür verschwand.
    Aus der anderen Richtung hörte Gordon einen Schrei und schrieb ihn einem scherzenden Soldaten zu. Als dann kurz hintereinander drei Schüsse fielen und ein Knochen knackte, stockte ihm das Blut in den Adern.
    Sein Herz klopfte so heftig, dass ihm fast schwindlig wurde. Er zog seinen Colt und bewegte sich zu dem gewölbten Durchgang. Was er dahinter sah, war schier unglaublich. Ein einzelner chinesischer Soldat in smaragdgrüner Seidenuniform machte einen über mannshohen Sprung durch die Luft und köpfte, als er am Boden aufkam, einen der beiden Dragoner, die Gordon eben noch gemaßregelt hatte. Der andere lag bereits mit blutigem Halsstumpf da.
    In einer Ecke des vornehmen Wohnraums hatten zwei Sergeants ihre Waffen auf den Chinesen angelegt, doch zu spät für die Behändigkeit des Gegners. Ihre Kugeln schlugen in die Wand ein, während dieser im Zickzack auf sie zusprang, und Sekunden später waren die Sergeants ebenfalls tot.
    Gordon zielte, doch der Fremde bewegte sich so schnell, dass es unmöglich war, ihn lange genug im Visier zu behalten. Der Chinese kam mit furchterregender Geschwindigkeit auf ihn zu. Gordon ging auf ein Knie nieder und hoffte, genauer zielen zu können, während sein Gegner bereits durch die Luft sauste.
    Randall machte einen Satz auf den britischen Captain zu und trat ihm den Colt aus der Hand, schnellte herum und versetzte ihm einen harten Schlag gegen den Kopf. Dann drückte er den Zeigefinger an der Wirbelsäule tief in den Rücken und klemmte einen Nervenstrang ab, um sein Opfer von den Schultern abwärts zu lähmen.
    »Wie heißen Sie?«, fragte Randall keuchend. Dabei spähte er durch den Raum und in die angrenzenden Flure, ob sich auch niemand näherte.
    »Ich kann mich nicht bewegen«, antwortete der Captain erschrocken.
    »Beantworten Sie meine Frage!«
    »Captain Gordon«, gab er ordnungsgemäß an.
    Randall lächelte unwillkürlich. »Der berühmte Charles Gordon?«
    »Wir sind uns noch nicht begegnet«, brachte Gordon hervor, »aber ich weiß trotzdem, wer Sie sind. Ihre Augenfarbe verrät Sie.«
    Randall zog den kraftlosen Offizier näher zu sich heran und sagte in sehr ernstem Ton: »Merken Sie sich meine Worte, Charles Gordon. Eines Tages werden Sie berühmt sein. Man wird Sie in der ganzen Welt als heldenhaften Anführer kennen. Wie gut, dass ich Ihnen nicht versehentlich den Kopf abgeschlagen habe.« Randall wusste, dass der Mann eines Tages Major-General und Generalgouverneur des türkisch-ägyptischen Sudans werden und man ihn schließlich im Belfry Tower der Westminster Abbey beisetzen würde. Es war ihm nicht bestimmt, hier zu sterben, sondern er würde erst in fünfundzwanzig Jahren bei der Belagerung von Khartoum von Zulus getötet werden.
    Captain Gordon schaute umso verwirrter. »Was … wie …?«
    »Keine Zeit für Fragen!«, sagte Randall barsch und legte seine blutige Klinge an Gordons linke Schulter. »Sie werden sofort zu Lord Elgin reiten und

Weitere Kostenlose Bücher