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Zeitriss: Thriller (German Edition)

Zeitriss: Thriller (German Edition)

Titel: Zeitriss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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sagte: »Gute Arbeit.«
    Andre riss sich widerstrebend von seinem Bildschirm los. »Ja, finde ich auch«, sagte er. Doch dabei huschte ein feines spöttisches Grinsen über sein Gesicht, das Wilson an seiner Ehrlichkeit zweifeln ließ.
    Einige Kollegen gratulierten ihm im Vorbeigehen, doch ihre Bemerkungen steigerten nur seine Wachsamkeit. Das waren keine Leute, die leicht Komplimente verteilten.
    Wilson ging zur Glaswand und schaute ins Labor hinunter. Der riesige Raum war in Dämmerlicht getaucht, nur die Transportkapsel und ihre unmittelbaren Umgebungen waren beleuchtet. Randall stand noch da, und die Titanringe, die sich um die Kristallkugel drehten, waren nur noch ein dunstiger Fleck. Es war ein ungewöhnlicher Anblick, wie Randall in der Kleidung eines Bettlers da drinnen stand und auf den Inflator starrte, der am Ende der Halle an der Wand befestigt war. Dort entstünde ein Spalt im Magnetfeld der Erde, und Randall wusste ganz genau, dass seine Moleküle, aufgespalten in Quark-Gluonen-Plasma, mit Lichtgeschwindigkeit darauf zufliegen würden. Durch diesen Spalt würde er in eine andere Welt transportiert werden, wo das Wissen, das er mitbrachte, ihn zum mächtigsten Mann der Welt machte.
    Wilson beobachtete Randalls Körpersprache – er hätte gern auch sein Gesicht gesehen, doch das war auf die Entfernung nicht möglich.
    »Neunzig Sekunden bis zum Start«, gab Andre an und durchbrach damit die Stille im Kontrollraum.
    Wilson dachte über seine letzte Unterhaltung mit Randall nach und wurde nervös. Randall war nicht der Typ, der etwas dem Zufall überließ. Er war der methodischste Mensch, dem Wilson je begegnet war. Und dennoch hatte er diese Frage über den Ursprung der Lebenskraft erst gestellt, als er schon im Begriff war, in die Kapsel zu steigen. Warum?
    »Sind wir startklar?«, fragte Davin.
    »Alle Systeme startklar«, antwortete Andre.
    Nacheinander gaben die Wissenschaftler ihre Zustimmung. Davin drückte den grünen Knopf, der Transportprozess begann.
    Jetzt gab es kein Zurück mehr.
    Kurz flackerten die Lichter im Labor.
    Ein dumpfes Wummern brandete gegen die Glaswand, als gewaltige Elektrizitätsmengen aus den Elektromagneten zur Imploderkugel strömten. Mit einem goldenen Lichtblitz begann der erste Laser zu feuern, dann der nächste. Einer nach dem anderen feuerten sie aus allen Richtungen in aufeinander abgestimmten Sequenzen. Wilson war von dem Schauspiel so gefesselt, dass er nicht hörte, wie hinter ihm die Türen des Kontrollraums aufgingen.
    Drei Männer kamen herein, einer auf einem roten Segway.
    »Sechzig Sekunden bis zum Start!«, rief Andre.
    Wilson sah Randall zucken und wusste, welche Schmerzen er durchmachte. Sie waren furchtbar, als ob sich bei jedem Schuss lange eisige Nadeln ins Fleisch bohrten. Die Lichtblitze wurden greller, während die Laser auf volle Leistung gingen. Wilson stieß einen langen Seufzer aus, als er erkannte, dass dies der Augenblick war, in dem er damals das Bewusstsein verloren hatte.
    »Dreißig Sekunden bis zum Start«, sagte Andre ruhig.
    Die Energiekurven auf dem holografischen Bildschirm stiegen an. Im Kontrollraum begann alles zu zittern wie bei einem Erdbeben. Die Konduktorenbänke steigerten ihre Leistung, und der Raum bebte noch heftiger.
    » EF -Vorgang einleiten!«, rief Davin.
    Andre drückte einen gelben Knopf auf der Hauptkonsole, um dem rautenförmigen Inflator Energie zuzuführen und die Öffnung des Spalts im Magnetfeld zu bewirken.
    Die Laser im Labor feuerten nun gleichzeitig und begannen unter blendenden Lichtblitzen Randalls Körper zu zerlegen. Wilson schnappte erschrocken nach Luft und fragte sich, ob der Transport glücken würde oder ob er soeben Zeuge von Randalls Tod wurde.
    »Fünfzehn Sekunden«, gab Andre an.
    Die Laser verloschen plötzlich, das Beben stoppte.
    Alles war still.
    In der Transportkapsel war nur noch schimmerndes Plasma zu sehen, das gegen die Innenwand spritzte wie Gischt an eine felsige Meeresküste. Es schwappte hin und her, als ob das ganze Gebäude schwankte.
    Andres entschlossene Stimme durchbrach die Stille. »Zehn … neun … acht … sieben …«
    Das rautenförmige Gerüst begann schwach zu glühen. Dann, mit einem blendenden Lichtblitz, jagten die Partikel aus der Imploderkugel durch den Raum. Wilson wandte sich ab, so grausam fand er den Transfer.
    Das Innere der Raute schimmert wie Quecksilber. Ein Netz feiner Blitze zuckte über das Plasma und die magnetisch geladenen Titanstangen

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