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Zeitriss: Thriller (German Edition)

Zeitriss: Thriller (German Edition)

Titel: Zeitriss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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und marschierten nach Nordwesten auf Tongzhou zu, das zwanzig Kilometer von Peking entfernt lag.
    »Wenn wir die roten Teufel nicht aufhalten, werden sie in ein paar Tagen hier sein!«, folgerte Prinz Kung in einem ängstlichen Ton, der von seiner zarten Statur noch unterstrichen wurde. »Der Sohn des Himmels wünscht, aus der Stadt zu fliehen und sich nach Norden zurückzuziehen. Su Shun hat ihm geraten, dass Jehol jenseits der Großen Mauer vorübergehend seine Hauptstadt werden solle, bis die Barbaren in die Schranken gewiesen sind.«
    »Habt keine Furcht. Wir haben die Sache in der Gewalt«, sagte Cixi, die zusah, wie zwei Rauchfäden von den Weihrauchschalen aufstiegen. Wie ihre Gedanken drifteten sie aufwärts, verwirbelten bald und vermischten sich zu einem tanzenden weißen Gebilde. »Der Sohn des Himmels wird nicht aus der Stadt fliehen«, versicherte sie und dachte an die Wirkung, die das auf die Kampfentschlossenheit der Tataren hätte. »Senggerinchin lenkt die Barbaren zu uns. Unsere Kavallerie allein hat eine Stärke von zwanzigtausend Mann erreicht, und der Mongole hat westlich von Tongzhou sein Lager aufgeschlagen. Er wartet, dass die Barbaren heranrücken, damit er sie auf der Ebene besiegen kann. Da steht nichts zu befürchten.«
    Obwohl Cixi nicht so ganz verstand, warum der mongolische Feldherr sich entschlossen hatte, so nah bei Peking die Schlacht zu suchen, sah sie wohl, welche Vorteile das hatte. Vorausgesetzt der Sohn des Himmels blieb, würden die Soldaten für Heim und Herd kämpfen – und die Nachschublinie der roten Teufel wäre aufs Äußerste geschwächt. Aber sie machte sich Sorgen, dass Senggerinchin finstere Motive haben könnte. Wenn die Kaiserfamilie den Palast im Stich ließe, könnte er in die Verbotene Stadt einziehen und sich zum Kaiser ernennen. Da wäre kein Heer, um ihn aufzuhalten; im Gegenteil, das Heer unterstand seinem Befehl. Wenn sie nicht umsichtig vorging, konnten die Qing zu einem Stück Fleisch zwischen zwei Hunden werden, und ihre über zweihundert Jahre währende Herrschaft wäre im Nu zu Ende.
    »Unsere Verzögerungstaktik ist ein durchschlagender Erfolg«, fuhr sie zuversichtlich fort. »Und wir müssen weiter verhandeln. Jeden Tag werden unsere Streitkräfte größer. Wir dürfen Elgin nicht zum Zuge kommen lassen. Ihr beide müsst die Verhandlungen in die Hand nehmen. Ihr müsst dieses Ungeheuer besänftigen, damit es glaubt, dass wir wirklich eine Schlichtung anstreben. Ihr müsst ihnen sagen, dass wir den Handel fortzusetzen wünschen, aber dass die Bedingungen des alten Vertrages zu gelten haben. Sie sollen keine zusätzlichen Forderungen an uns stellen, außer sie wollen den Zorn des Qing-Drachen reizen.«
    »Sie werden misstrauisch sein, Edle Kaiserliche Gemahlin«, gab Mu Yin zu bedenken. »Ich meine, uns bleibt nichts anderes übrig als die Schlacht. Sie marschieren zu Tausenden über unser Land mit nur einem Ziel: den Kaiser zu stürzen und seine Reichtümer an sich zu reißen. Wenn sie unserer Herrschaft den Kopf abschlagen, wird der Rumpf alsbald sterben. Wir müssen den Sohn des Himmels um jeden Preis schützen.«
    Cixi stand auf. In ruhigem Ton, als wollte sie ein Kind in den Schlaf lullen, sagte sie: »Ich pflichte Euch bei, dass es zur Schlacht kommen wird, aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir die Situation in der Hand haben. Diese ausländischen Hochstapler sind in unser Land eingedrungen, und doch bin ich sicher, dass es sie nicht nach unserem Thron gelüstet. Das sind dumme Männer, die unseren Tee kaufen und dafür ihr Opium verkaufen wollen, die ihre Prediger durchs Land schicken, damit sie die Seelen des Volkes retten. Ganz offensichtlich haben sie nicht erkannt, dass sie den Mandschu, die das Reich regieren, unterlegen sind. Bei den himmlischen Göttern, wir sind das erwählte Volk.« Cixi hielt inne, um tief durchzuatmen. »Wir müssen sie weiter hinhalten, weil täglich mehr Soldaten zu unserem Heer stoßen. Am Ende werden wir die roten Teufel vernichtet haben, noch ehe die erste Schneeflocke fällt.« Sie setzte sich wieder hin. »Ihr sollt beschwichtigende Briefe an Lord Elgin schreiben und für das Debakel von Tientsin um Verzeihung bitten. Ihr werdet ihm schreiben, dass Ihr die Vollmacht des Kaisers habt, auf seine Forderungen einzugehen, und dass es keine Winkelzüge mehr geben wird. Doch im Gegenzug muss er seinen Vormarsch auf Tongzhou aufgeben, bis die Vereinbarungen geschlossen sind.«
    »Aber wir haben diese Vollmacht

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