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Zeitriss: Thriller (German Edition)

Zeitriss: Thriller (German Edition)

Titel: Zeitriss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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nicht«, wandte Prinz Kung ein.
    »Ganz recht«, bestätigte Cixi. »Darum könnt Ihr aushandeln, was Ihr wollt. Die Verhandlungen werden im Krieg enden, aber erst, wenn wir bereit sind, nicht wenn Elgin seinen Vormarsch beendet hat. Die Qing werden den Ort und den Zeitpunkt der Schlacht bestimmen.«
    Die weitere Verzögerung gäbe ihr auch Gelegenheit, zu Senggerinchin zu gehen und sein wahres Ziel herauszufinden. Sollte sie bemerken, dass er Absichten auf den Thron hegte, würde sie ihn ins Bett locken und ihn im Augenblick der Wehrlosigkeit – beim Höhepunkt – eigenhändig töten.
    »Habt Ihr verstanden, worum ich Euch bitte?«, fragte sie. »Ihr sollt mir Zeit verschaffen, damit ich unsere Verteidigungsstärke sichern kann.«
    Prinz Kung und Mu Yin neigten den Kopf vor der mächtigsten Frau Asiens. Sie waren gezwungen zu tun, was sie befahl. Ihre Stärke und Selbstsicherheit waren mitreißend. Dennoch würden sie sich von ihr abwenden, wenn ihr Leben davon abhinge. So war es am Hofe der Qing; unter dem Sohn des Himmels floss die Macht hin und her wie das Meer unter den Gezeiten. Die Wetten gleichmäßig zu verteilen war der Schlüssel zum Überleben, sodass Verhandlungen immer möglich blieben.
    Draußen hörte man eine Glocke schlagen.
    Das hieß, dass sich ein Besucher dem Palast näherte. Mu Yin und Prinz Kung versteiften sich sichtlich, da sie nicht bei dieser Audienz gesehen werden wollten. Doch es war zu spät, um sich mit Würde zurückzuziehen, darum blieb ihnen nichts anderes übrig, als zu bleiben und zu sehen, wer da käme.
    Li Lien war zur Tür hinausgelaufen, um den Besucher in Empfang zu nehmen. Augenblicke später stieg er mit einem Eunuchen auf den Fersen die Stufen herauf. Cixi rührte sich nicht, ihr Rücken blieb kerzengerade, die Hände ruhten auf den Knien.
    Li Lien ließ seine heisere Stimme vernehmen. »Ich bringe Yang, den Diener Su Shuns. Er hat eine dringende Nachricht, die er nur selbst an Euer Ohr bringen darf.« Li Lien trat beiseite und winkte den molligen Eunuchen vorwärts.
    »Ich komme mit Grüßen von meinem Gebieter Su Shun«, sagte Yang mit der zittrigen Stimme einer alten Frau.
    Cixi gebot ihm knurrend Einhalt. »Ich entscheide, was an mein Ohr dringt … nicht dein Gebieter. Von heute an wird Su Shun sich nur noch schriftlich an mich wenden. Beim Klang deiner Stimme wird mir übel. Verlass diesen Raum sofort! Und draußen wirst du Li Lien deine Nachricht mitteilen oder den Rest deiner Tage im Verlies verbringen.«
    Yang begriff, dass ihn nicht einmal Su Shuns Einfluss retten würde, wenn er jetzt widerspräche. Sie war die Herrin des Palastes und Su Shuns überhebliche Forderung hatte seinen Diener bereits in die Gefahr von Stockhieben gebracht. Er hatte also gar keine Wahl. Darum breitete er respektvoll die Hände aus, verbeugte sich, drehte sich um und ging eilig hinaus.
    »War das klug?«, fragte Prinz Kung leise.
    »Und wenn die Nachricht noch so wichtig ist, ich will nicht, dass Su Shuns verräterischer Diener ihm berichten kann, wie Ihr oder ich sie aufgenommen haben.«
    Mu Yin rieb sich nervös die Hände. »Als die Barbaren näher rückten, suchte der Sohn des Himmels Rat bei ihm. Er benutzt unser taktisches Versagen, um einen Keil zwischen Euch und den Kaiser zu treiben. Und er hat Erfolg damit.«
    »Er wird keinen Erfolg haben«, behauptete Cixi mit sturer Gelassenheit.
    »Dennoch beunruhigt es mich sehr, dass der Diener uns hier gesehen hat«, beharrte Prinz Kung.
    »Ihr seid von kaiserlichem Geblüt, Ihr habt nichts zu befürchten«, meinte Mu Yin.
    Li Lien huschte von der Tür heran und verbeugte sich vor seiner Gebieterin. »Ich bringe Euch die Nachricht von Su Shun. Er teilt mit, dass Senggerinchin bestraft werden muss, weil er Tientsin und die Festungen verloren hat. Der Sohn des Himmels hat verkündet, dass der Mongole die dreiäugige Pfauenfeder zurückgeben muss.«
    Cixi lachte leise, um zu zeigen, wie sehr sie Su Shuns Anstrengungen, den Heerführer zu unterminieren, verachtete. Die Pfauenfeder wurde vom Kaiserhof für größte militärische Verdienste verliehen, und ihre Aberkennung sollte Senggerinchin blamieren. In Wirklichkeit erschrak Cixi über dieses Vorgehen. Es würde Senggerinchins Zorn erregen und ihn zum Treuebruch ermutigen. Jetzt war es unerlässlich, dass der Kaiser in der Verbotenen Stadt blieb. Eine Flucht gäbe dem Heerführer nur Gelegenheit, sie zu besetzen.
    Su Shuns Taktik war finster. Er versuchte, den Mongolenprinzen zu

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