Zeitriss: Thriller (German Edition)
doch umbringen«, empfahl Cixi. »Dann verschwinden unsere Schwierigkeiten mit seinem Blut in der Erde.«
»Wie könnt Ihr solch eine Tat vorschlagen!«, schnauzte er ganz im Widerspruch zu seinem einstigen Befehl. »Dieser Mann ist ein Meister vieler Disziplinen! Er ist nicht dazu bestimmt, einen so unrühmlichen Tod zu sterben! Er ist nicht nur ein meisterlicher Heerführer, er wurde auch von den Shaolin ausgebildet.« Er zog seinen Säbel und prüfte die Schärfe mit dem Daumen. »Er wird von meiner Hand in der Schlacht sterben. Das ist sein Schicksal.«
Cixi hörte das verblüfft. Offenbar hatte der Blauäugige einen beträchtlichen Eindruck gemacht. »Nur Ihr könnt ihn besiegen«, entgegnete sie schlau. »Darum habe ich Euch zu Hilfe gerufen.«
»Er ist wie aus dem Nichts gekommen …«, sinnierte Senggerinchin, »der Mann, den sie Randall Chen nennen. Er kennt unsere Verteidigungsanlagen, unsere Taktik und vor allem unsere Schwächen. Doch von heute an werden wir das Kriegsglück wenden. Ich werde ihn in meine Falle locken. Ich werde ihn verleiten, Tongzhou anzugreifen, und im Hinterhalt auf der Lauer liegen. Wenn seine Soldaten mit einem Großangriff auf die Stadtmauern beschäftigt sind, werden unsere Reiter von allen Seiten auf sie zustürmen und sie überraschen.«
Cixi prägte sich den Namen Randall Chen ein. »Warum wird das den Sieg bringen?«, fragte sie.
»Weil nur ein Narr Tongzhou nicht verteidigen würde. Er wird nicht damit rechnen. Ich werde seine Denkweise gegen ihn kehren. Erst wenn es zu spät ist, wird er seinen Irrtum erkennen. Ich spüre Hochmut in seinem Handeln, so als glaubte er zu wissen, was als Nächstes geschieht. Ich werde dieses Land in einer Weise verteidigen, auf die selbst er nicht gefasst ist.«
Cixi sah ihm an den Augen an, dass sein höchstes Ziel der Sieg über den Blauäugigen war, nicht der Thron des Reiches. »Und woher wollt Ihr wissen, dass die roten Teufel nicht an Tongzhou vorbeiziehen?«, fragte sie. »Sie könnten ohne weiteres auf Peking marschieren.«
»Dann riskieren sie, in der Ebene schutzlos eingeengt zu sein, das werden sie nicht tun.« Er stieß die Säbelspitze vor sich in den Boden. »Doch genug von der Kriegskunst, Edle Kaiserliche Gemahlin. Ihr seid aus einem bestimmten Grund gekommen, und es wird Zeit, ihn mir zu nennen.«
Sie trat vor, kniete am Fuß seines Thrones nieder und beugte den Kopf bis zum Boden. »Ich habe ein Geschenk für Euch. Und einen Befehl, den Ihr befolgen müsst.«
Die Vertiefung ihres Bündnisses war zweifellos ihr Ziel, urteilte Senggerinchin. Er würde sie sich noch heute zu Willen machen, dessen war er nun sicher. »Was für ein Befehl ist das?«, fragte er mürrisch.
»Ich habe ernste Nachrichten vom Sohn des Himmels und seinen Räten. Er hat befohlen, Euch die dreiäugige Pfauenfeder abzunehmen.«
»Ihr bringt Nichtachtung in dieses Zelt«, sagte er leise. »Meine Männer sind auf dem Schlachtfeld in seinem Dienst gefallen, und das ist sein Lohn?«
An seiner feierlichen Antwort sah sie, dass er zutiefst beleidigt war. Sie hob den Kopf und blickte ihm forschend in die düsteren Augen. Sein Säbel steckte noch im Boden, doch seine Fingerknöchel waren weiß, so heftig ballte er die Faust um das Heft.
»Ihr und der Kaiser habt das Vertrauen in mich verloren«, stellte er fest.
»Dies ist das Werk Su Shuns und seiner Kriecher«, erklärte sie. »Sie wollen uns beide entehren. Sie wollen unser Bündnis schwächen und das Reich vor den Feinden bloßlegen.«
»Mit dem, was wir wussten, konnten wir die Festungen nicht halten. Wir waren nicht auf die meisterliche Taktik des Blauäugigen vorbereitet.«
»Ihr müsst mir die Pfauenfeder aushändigen«, sagte Cixi. »Zum Ausgleich dafür gebe ich Euch etwas von gleichem Wert.«
»Was wollt Ihr mir geben?«
»Zuerst die Feder«, verlangte sie.
Senggerinchin machte eine mutlose Handbewegung, und Leutnant Ling eilte in den Hintergrund des Zeltes, wo er einen schweren Vorhang teilte. Kurz sah Cixi eine junge schöne Frau dort liegen, die nackt an ein schlichtes Bett gefesselt war. Angesichts ihrer Hilflosigkeit stockte Cixi für einen Moment der Atem.
Die Mongolen waren ein widerwärtiges, grobschlächtiges Volk, befand sie. Sie kannten nur eine Art, eine Frau zu besitzen, und zwar mit Gewalt. Dass er sich eine Mandschu ausgesucht hatte, konnte nur eines bedeuten: Das arme Ding diente als Ersatz. Er wollte seine Gelüste stillen, die eigentlich Cixi galten.
Kurz darauf
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