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Zeitriss: Thriller (German Edition)

Zeitriss: Thriller (German Edition)

Titel: Zeitriss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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Großtante, die eine liebliche alte Dame war. Beeile dich, Li Lien, die Zeit ist kostbar. Wenn wir das Reich der Mitte vor den Invasoren retten wollen, müssen wir rasch und geschickt handeln.«
    Der Großeunuch neigte kurz den Kopf, dann lief er gefolgt von seinen Gehilfen aus dem Saal.

3.
Gelbes Meer
40 Seemeilen westlich von Taku, China
31. Juli 1860
Ortszeit: 14.02 Uhr
Unternehmen Esra – Tag 150
    Ein Geschwader von 173 Schiffen, darunter 100 mit britischer Flagge, war von Hongkong aus zu einem bestimmten Zweck in den Golf von Bohai gefahren: um die Taku-Festungen einzunehmen, die die Mündung des Haihe bewachten. Dort wollten die britischen und französischen Streitkräfte einen Brückenkopf bilden und die 130 Kilometer über Land auf Peking zumarschieren. Es war das größte Geschwader, das das Gelbe Meer je befahren hatte, und brachte über 11 000 britische und 6700 französische Soldaten mit.
    Randall Chen stand im Bug des vordersten Kanonenbootes HMS Furious . Mit 30 Meter Länge und 240 Tonnen Verdrängung war es das größte unter den Schiffen. Es war ein dampfbetriebener Doppeldecker mit gepanzerten Wänden und einer Mannschaft aus 45 Leuten. Es hatte vier Haubitzen, 32-Pfünder, an Bord, zwei im Bug und je eine an den Seiten. Wegen des kolossalen Gewichts war es nicht schnell und hatte kein gefälliges Aussehen. Doch das verlangte Randall auch nicht. Die Chinesen besaßen keine nennenswerte Marine, und Schiffe wie dieses wirkten einschüchternd genug. Von Hongkong bis nach Japan und Korea machten sie die Gewässer unsicher, damit jedes Volk der Region begriff, dass Britannien die Weltmeere beherrschte.
    Die 21 Kriegsschiffe wurden von 20 Raddampfern mit geringem Tiefgang begleitet, 65 Truppentransportern und darüber hinaus von Flottenversorgern und Kohletendern. Es war Nachmittag, und das Geschwader bot, wie es nach Osten in den Wind und auf die hügelige Küste in der Ferne zudampfte, einen spektakulären Anblick. Die Farbe des Wassers rund um China war smaragdgrün, im Gegensatz zum Pazifik, der leuchtend blau war, und zum dunkelblauen Atlantik. Heute, wo der Wind überall weiße Schaumkronen und Gischt hervorbrachte, war das Meer mit einer Kombination aus Smaragdgrün und Weiß besonders schön.
    Randall drehte sich nach dem Geschwader um, das zum Dreieck ausgefächert hinter ihm herfuhr. Plötzlich wurde ihm das Herz schwer. Unter seiner Führung würden die 17 000 Soldaten Vernichtung über die Festungen bringen, wie sie es schon vor zwei Wochen bei Dalian getan hatten.
    Henry Loch näherte sich dem chinesischen Passagier und blieb in dem stürmischen Wind kerzengerade, die Hände an den Seiten, vor ihm stehen. »Verzeihung, Sir.« Es war ihm deutlich anzuhören, wie sehr es ihm widerstrebte, einen Chinesen mit Sir anzureden.
    Randall wandte sich dem übergewichtigen Sekretär zu. »Was gibt’s?«, fragte er. Der Wind zerzauste ihm das Haar und wehte ihm Strähnen in die Augen.
    »Lord Elgin bittet um Ihre Anwesenheit, Sir.« Wieder klang die Anrede erzwungen. Dass Elgin ihm befohlen hatte, Randall Chen wie einen Ebenbürtigen zu behandeln, passte dem Mann gar nicht. Und er konnte seinen Drang nicht bezwingen, Chen wegen der blauen Augen anzustarren, so sehr er sich auch bemühte.
    »Richten Sie ihm aus, dass ich gleich komme«, gab Randall schroff zur Antwort. Mit seinem grauen Dreiteiler, der in Hongkong von Marks & Spencer geschneidert worden war, den glänzenden Schuhen und der goldenen Uhr, die in seiner Westentasche steckte, wirkte und fühlte er sich an Bord eines britischen Kanonenbootes völlig fehl am Platz.
    Loch drehte sich auf dem Absatz um und ging über das schwankende Deck zur Brücke. Da Lord Elgin ihn erst kürzlich zu seinem Privatsekretär gemacht hatte, war er bestrebt, ihn zufriedenzustellen. Sein Vorgänger war noch vor dem Auslaufen in Shanghai von der Malaria aufs Krankenlager geworfen worden.
    Randall drehte sich wieder dem Meer zu und ließ sich die salzige Luft um die Nase wehen. Jeder, mit dem er zu tun hatte, benahm sich höflich und ruhig gegen ihn, dennoch spürte er stets Abneigung. Keinem behagte seine Anwesenheit, nicht einmal Lord Elgin selbst.
    Konzentriere dich auf das Wesentliche, sagte er sich. In knapp einem Monat ist alles vorbei.
    Er war schon seit fünf Monaten in China. Seine molekulare Rekonstruktion hatte in der Verbotenen Stadt stattgefunden. Lästigerweise hatte er von dort erst einmal bis nach Hongkong reisen müssen, um Elgin zu begegnen. Doch

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