Zeitriss: Thriller (German Edition)
schließlich.
»Ihr ebenfalls«, erwiderte sie, gab einen knappen Wink, und die drei Eunuchen verschwanden eilig um die Ecke. »Ich nehme an, dass Euch ein Spaziergang durch den Garten Freude machen würde?«, sagte sie.
»Er soll außergewöhnlich schön sein.«
»Der Palast bietet viel Erstaunliches.«
»Daran zweifle ich nicht.« Randall stand nun vor ihr auf der untersten Treppenstufe. »Soll ich den Weg bestimmen?«
Seine Selbstsicherheit rief bei ihr ein Lächeln hervor, das sie nicht zu spielen brauchte. »Ja, das wäre schön.«
Sie war nicht überrascht, als er sie zu der richtigen Tür in der Mauer führte. Randall zog den Riegel beiseite und drückte sie auf.
»Nach Euch«, sagte er.
Cixi war es nicht gewohnt, in Gegenwart eines Mannes den Vortritt zu haben. Ihr Platz war hinter dem Mann, auch wenn sie zur kaiserlichen Gemahlin erhoben war. »Mir scheint, Ihr kennt Euch hier aus«, bemerkte sie neugierig.
»Ich kenne mich mit vielem aus.«
»Mir ist bekannt, dass Ihr vor sechs Monaten schon einmal hier gewesen seid, Randall Chen. Euer Eindringen ist mir nicht verborgen geblieben.«
»Einer Eurer Wachen hat mein Gesicht gesehen, und ich war gezwungen, in den Graben zu tauchen.«
»Warum wart Ihr hier?«
»Das darf ich Euch nicht sagen.«
»Ihr seid wahrhaftig ein Rätsel«, gab sie zu. »Ein Mann mit geheimnisvollem Wissen, der beträchtliche Macht entfaltet, wenn Heere aufeinanderprallen. Es herrscht Krieg, während wir miteinander plaudern. Die Verbotene Stadt wird von Barbaren bedroht. Der Sohn des Himmels hat Schwäche gezeigt, als er hätte aufstehen und kämpfen sollen. Die Politik des Kriegsrates droht alles zu vernichten, was sich in zweitausend Jahren fest gefügt hat. Und so hängt die Welt der Qing am seidenen Faden und mein Leben ebenfalls.« Sie schaute zu dem gut aussehenden Mann auf. »Wer wird mich vor dem Wüten der Barbaren schützen?«
»Eure Worte malen ein düsteres Bild, Edle Kaiserliche Gemahlin. Doch es gibt nichts zu fürchten. Mit meiner Hilfe werden die Mauern der Verbotenen Stadt nicht fallen. Euer Gemahl wird seinen Thron behalten, und Euer Sohn Tung Chi wird ihm als der achte Qing-Herrscher nachfolgen.«
Sie traten durch eine weitere scharlachrote Tür in den nächsten Garten. Vor ihnen lag die Halle der Pflege des Geistes, die zu den bedeutenderen zählte. Beete mit gelben Magnolien säumten den Spazierweg und bildeten einen leuchtenden Kontrast zu dem dunkleren Zinnober der Mauern.
Cixi blickte ihn fragend an. »Und welches ist der Preis für Euren Schutz?« Sie bückte sich, um eine Blüte von den unteren Zweigen zu pflücken. Dabei war ihre linke Brust zu sehen.
Als Randall ihre Haut und die helle Brustwarze hervorblitzen sah, schoss ihm das Blut in die Lenden. Seit Hongkong war er nicht mehr mit einer Frau zusammen gewesen, und ihm wurde bewusst, dass er von Cixi verlangen konnte, was er wollte.
Sie beobachtete seine blauen Augen. »Bitte, seht mich nicht auf diese Weise an. Ich bin nur eine bescheidene Dienerin des Himmlischen Prinzen. Ich muss ihn um jeden Preis beschützen. Ich bete nur, dass Ihr nicht zu viel verlangt.«
Randall hatte große Lust, sie auf der Stelle zu nehmen. Das Verlangen durchdrang ihn wie ein schwerer Sommerregen die Erde. Egal, was er forderte, in diesem Augenblick würde sie es ihm geben. Er sah sich um – niemand war zu sehen. Er konnte sie sofort haben, wenn er wollte.
»Ich möchte nur eines«, sagte er und zog sie am Ärmel zu sich heran.
Cixi sank gegen ihn, als wäre sie eine Gliederpuppe, deren Fäden er zog. »Bitte, fordert nicht zu viel von mir«, sagte sie sanft und drängte sich gleichzeitig gegen ihn.
Randall schaute in ihre verführerischen Augen. »Ich möchte die kaiserlichen Gärten sehen«, sagte er. »Dann besprechen wir, wie wir die Verbotene Stadt vor der Invasion bewahren können.« Er fasste sie am Oberarm und schob sie von sich.
Cixi traf es wie ein Schlag, und das machte sie wütend. Sie war noch nie von einem Mann, ob jung oder alt, zurückgewiesen worden – sie war es, die zurückwies. Es schien, dass der geheimnisvolle Blauäugige mehr über sie wusste, als er in den zwei Tagen von ihr gesehen hatte.
»Ich werde Euch hinbringen«, sagte sie und verneigte sich anmutig. »Es freut mich, dass Ihr nicht mehr verlangt. Doch ich warne Euch auch: Glaubt nicht, dass Ihr mich beherrschen könnt. Meine Treue gilt dem Himmlischen Prinzen, meinem geliebten Gemahl. Ich bitte, das stets zu
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