Zeitriss: Thriller (German Edition)
Dinge ändern sich nie, dachte er. So wenig wie die großen Blumensträuße auf den Tischen und die berühmten Van Goghs und Renoirs an den Wänden. Wilson blieb sogar stehen, um ein Kunstwerk von unschätzbarem Wert zu betrachten, bis Minerva ihn weiterzog. Er schnupperte. Da lag ein Geruch in der Luft, an den er sich noch erinnerte: das Aroma der Macht mit einem Hauch Parfüm schöner Frauen.
Frustriert von Wilsons mangelnder Einsicht zog Minerva die schwere Eichentür des Sitzungssaals auf und deutete hinein. »Ich wünsche Ihnen eine produktive Besprechung.«
»Dann werde ich Ihnen wohl auf dem Rückweg etwas über das Stoffmuster erzählen müssen.« Er holte tief Luft und ging hinein. »Tut mir leid, dass ich zu spät komme, aber der Verkehr war die Hölle.«
Vor der Glaswand, hinter der sich kalifornischer Wald bis zum Horizont hinzog, sah er die Silhouette zweier Männer, die am Besprechungstisch saßen. An der Wand gegenüber prangte das Firmenlogo aus Aluminium.
Jasper machte ein strenges Gesicht und stand nicht auf, um ihn zu begrüßen. Andre erhob sich, obwohl er sichtlich unsicher war, ob er sollte oder nicht.
Wilson ging mit großen Schritten auf den Tisch zu und fasste Jasper ins Auge, der einen grauen Anzug mit roter Krawatte und passendem Einstecktuch trug. Er blickte plötzlich gequält, als Wilson den Arm ausstreckte und um den Tisch herumkam, um ihm die Hand zu geben. Jasper wollte sich auf seinem Stuhl abwenden, doch Wilson war schneller und ergriff seine Hand.
Sie war trocken und knochig, dass es Wilson eiskalt über den Rücken lief. Es war nicht klar, wer zuerst die Hand wegzog, doch Wilson war froh, als der unangenehme Kontakt abbrach.
»Scheren Sie sich auf die andere Tischseite!«, blaffte Jasper.
Andre wirkte gleichfalls beleidigt. »Hat Minerva Ihnen nicht gesagt, dass Händeschütteln nicht erwünscht ist?«, fragte er empört.
»Doch, hat sie«, antwortete Wilson. »Ich möchte hier bloß etwas deutlich machen.«
»Und das wäre?«, fragte Jasper ärgerlich, während er sich die Hände mit einem Desinfektionstuch abwischte, das er aus der Jackentasche hervorgeholt hatte.
»Dass ich aus rein vertraglichen Gründen hier bin. Es wäre viel einfacher, Sie würden mich auszahlen und gehen lassen. Ich kann sehr unangenehm werden, wenn ich will.«
»Als ich Sie kennenlernte, Mr. Dowling, sind Sie den Menschen Ihrer Umgebung wenigstens höflich begegnet. Wie es scheint, ist seit Ihrer Rückkehr nicht einmal dies geblieben.«
»Ich habe viel erlebt«, erwiderte Wilson. »Und ich mache keinen Hehl daraus, dass ich nicht mehr derselbe bin.«
»Das ist offensichtlich«, bemerkte Jasper und warf das benutzte Tuch auf den Boden, als wäre es giftig. »Es war eindeutig Ihre Absicht, hierherzukommen und mich zu verärgern, und das ist Ihnen auch gelungen.«
»Ich möchte Sie nicht verärgern«, widersprach Wilson, »ich möchte, dass Sie mich aus meinem Vertrag entlassen. Wenn Sie das tun, werde ich ganz ungeahnt höflich sein.«
Jasper bedeutete Andre, sich neben ihn zu setzen. »Sie haben Ihren Standpunkt klargemacht, Mr. Dowling, und ich habe ihn zur Kenntnis genommen. Jetzt werde ich meinen Standpunkt deutlich machen.« Er zeigte auf den Stuhl ihm gegenüber. »Nehmen Sie bitte Platz.«
Wilson setzte sich. Wenn Jasper bereit war, solche Beleidigungen zu ertragen, bedrängte ihn scheinbar etwas viel Wichtigeres.
»Ihnen ist klar, dass ich keine weitere Zeitreise unterstützen möchte«, sagte Jasper. »Was mich angeht, so sind sie eine Gefahr für die Firma. Meiner Ansicht nach ist der Mensch nicht dazu bestimmt, durch die Zeit zu reisen, um seine Existenz zu sichern. Wir leben im Jetzt, und das sollte genug sein. Wie denken Sie über meine Haltung in dieser Sache?«
Wilson zuckte die Achseln. »Um das zu diskutieren, gibt es Bessere als mich. Selbst Andre wäre dazu besser geeignet.«
Jaspers Augen wurden eng. »Ich möchte Ihre Meinung hören, Mr. Dowling.«
Wilson ließ sich einen Moment Zeit, ehe er antwortete. »Ich weiß nur eines. Die Vergangenheit ist auf dieselbe Weise mit der Zukunft verbunden wie die Zukunft mit der Vergangenheit. Das habe ich mit eigenen Augen gesehen. Etwas anderes anzunehmen heißt, sich etwas vorzumachen. Wenn Sie sich also entschließen, bei dieser Mission nicht mitzumachen, ist das gut und schön, aber zum Glück ist Ihr Großvater entschlossen, sie zu unterstützen.«
Jasper holte tief Luft. » GM glaubt, dass er das Richtige tut.«
»Wie
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