Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)
Diktator wie Diem unterstützen?«
»Ich weiß nur, dass meine Freunde getötet werden.«
»Und Big Barry wird das alles ändern.«
»Sicher. Ich halte ihn für zuverlässig. Er wird den Sozialismus in unserem Land aufhalten.«
Gordon lehnte sich aufs Bett zurück und gab ein ungläubiges Huili von sich. »Penny, ich weiß, du hältst mich für eine Art New-Yorker Kommunisten, aber ich kann nicht verstehen …«
»Ich bin schon spät dran. Linda hat mich zu der Cocktailparty für Goldwater eingeladen, und ich gehe hin. Kommst du mit?«
»Herrgott, nein!«
»Okay, ich gehe.«
»Du bist eine Literaturstudentin, die für Goldwater ist? Also wirklich!«
»Ich weiß, ich passe nicht in deine Stereotypen, aber das ist dein Problem, Gordon.«
»Mein Gott!«
»In ein paar Stunden bin ich zurück.« Sie kämmte sich, musterte ihren Faltenrock mit kritischem Blick und verließ das Schlafzimmer mit entschlossenem Schritt. Gordon lag auf dem Bett und sah ihr nach. Er wusste nicht, ob sie es ernst meinte oder nicht. Sie schlug die Haustür so kraftvoll zu, dass sie klirrte, und er kam zu dem Schluss, dass sie es ernst meinte.
Es war von Anfang an eine ungleiche Paarung gewesen. Sie hatten sich bei einer Wein-und-Chips-Party in einem Strandhaus an der Propect Street, hundert Meter vom La Jolla Museum entfernt, kennen gelernt. (Als Gordon zum ersten Mal im Museum war, hatte er das Schild nicht gesehen und geglaubt, sich in einer der vielen Galerien zu befinden – wenn auch in einer, die etwas besser war; das Met und das Institut als Museum zu bezeichnen, schien ein Witz.) Sein erster Eindruck von ihr galt ihrem klaren Äußeren; blendende Zähne, makellose Haut, leicht zu pflegendes Haar. Ein Kontrast zu den dünnen, widersprüchlichen Frauen New Yorks, die er getroffen hatte (er war ihnen »begegnet«, damals ein Modewort) und von denen er schließlich abgeschreckt worden war. Penny schien eindeutig und offen, zu lockeren Gesprächen fähig und unbeeinflusst von den vorgefertigten Meinungen der New York Times oder der Seminare über »Das, was wichtig ist«. In einem geblümten Cocktailkleid mit einem rechteckigen Halsausschnitt, dessen strenge Linienführung durch eine Perlenkette abgeschwächt wurde, sandte ihre leuchtendbraune Haut warme Strahlen aus, die in dem trüben Licht durch ihn hindurchflossen; Leben von einem fremden Stern. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits eine Flasche schlechten Rotweins in sich und überschätzte wahrscheinlich den Zauber des Augenblicks, aber sie schien in der Düsternis des Raums zu leuchten. Bei besseren Lichtverhältnissen wären sie vielleicht nicht so gut miteinander ausgekommen. Aber damals war sie gewandt und kunstvoll, anders als jede Frau, die er bis dahin kennen gelernt hatte. Ihre flachen kalifornischen Vokale wirkten nach der gezierten Sprache des Ostens wie eine Erleichterung, und ihre Sätze gingen ihr mit gelassener Vollkommenheit über die Lippen. Er war wie hypnotisiert, weibliche Glut und klare Gedanken. Und die schlanken, athletischen Schenkel, die sich unter dem Kleid bewegten, als wäre ihr ganzer Körper von dem seidigen Stoff eingeengt und zu freudigem Entkommen fähig. Er wusste nicht viel über Frauen – Columbias bekannter Mangel -, und als er noch mehr Wein trank und sich noch angeregter unterhielt, wunderte er sich über sich selbst, über sie, über das, was da vorging. Lang erhoffte Phantasien schienen wahr zu werden. Als sie gemeinsam davongingen, in einen Volkswagen stiegen und mit stotterndem Motor der betriebsamen Party den Rücken kehrten, ließ die Verheißung dieses Augenblicks – die sich prompt erfüllte – seinen Atem schneller gehen. Von da an schien alles Folgende unausweichlich: die gemeinsam verbrachte Zeit, die Restaurantbesuche, die neu entdeckten Schallplatten und Bücher. Das war das kanonische Es. Eines hatte er immer über Frauen gewusst – ein Zauber musste mitspielen, und hier war es so, ohne Ankündigung und eher ein wenig scheu. Er packte die Gelegenheit beim Schopf.
Und jetzt, am bildlichen Morgen danach, hatte sie Freunde namens Cliff, Eltern in Oakland und eine Vorliebe für Goldwater. In Ordnung, dachte er, die Einzelheiten waren also nicht vollkommen. Aber vielleicht war das auch Teil ihres Zaubers.
17
15. April 1963
G ordon nahm sein Frühstück in Harry’s Coffee Shop am Girard ein. Er versuchte, seine Vorlesungsnotizen durchzulesen und einige Probleme für die Hausarbeiten zu formulieren. Das Klappern
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