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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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entschlüsseln.«
    »Weiß er nichts von der ersten Botschaft, an der ich arbeite?«
    »Doch, davon weiß er.«
    »Verflixt – diese Sache im Fernsehen, das ist doch Blödsinn, oder?«
    Gordon zuckte die Achseln. »Ich bin Agnostiker. Ich weiß nicht, was es bedeutet, genau das habe ich gerade einem Reporter gesagt.«
    Ramsey wirkte besorgt. »Glauben Sie, die Sache, an der ich arbeite, ist astrein?«
    »Das Material ist okay.«
    »Und Schriffer ist ein Arschloch?«
    »Ich bin Agnostiker«, entgegnete Gordon, der sich plötzlich müde fühlte. Jeder fragte ihn nach der ewigen, allseits gültigen Wahrheit, und die hatte er nicht im Angebot.
    »Hui! Wissen Sie, einiges aus dem biochemischen Teil ergibt allmählich einen Sinn. Das kleine Experiment, mit dem ich einen meiner Studenten beauftragt habe, bringt erste Ergebnisse. Und dann das …«
    »Machen Sie sich darüber keine Sorgen! Die Schriffer-Botschaft ist möglicherweise reinster Krampf. Sehen Sie, ich bin überfahren worden, und« – Gordon wischte sich über die Stirn – »es wurde mir aus den Händen genommen. Machen Sie mit den Experimenten weiter, okay?«
    »Ja, okay. Wieso überfahren?«
    »Schriffer. Er glaubt, er habe etwas entschlüsselt, und plötzlich ist er im Fernsehen. Meine Idee war das nicht.«
    »Oh, o ja. Das ist etwas anderes.« Ramsey schien besänftigt. Dann verfinsterte sich sein Gesicht erneut. »Was ist mit der ersten Botschaft?«
    »Was soll damit sein?«
    »Veröffentlichen Sie sie?«
    »Nein, habe ich nicht vor.«
    »Gut, gut.«
    »Sie können so viel Zeit haben, wie Sie wollen, um daran zu arbeiten.«
    »Prima.« Ramsey streckte die Hand aus, als wäre gerade ein Handel beschlossen worden. »Ich halte Sie auf dem Laufenden.«
    Feierlich schüttelte Gordon seine Hand.
     
    Die kleine Komödie mit Ramsey hatte ihn zuerst etwas aus der Ruhe gebracht, aber ihm war klar, dass so etwas zum Umgang mit Menschen gehörte; man musste sich ihre Meinung zu Eigen machen, die Dinge aus ihrem Blickwinkel sehen, wenn man überhaupt mit ihnen kommunizieren wollte. Ramsey sah das alles als ein Spiel an, in dem die erste Botschaft eine privilegierte Information und Schriffer nur ein Eindringling war. Sollte es für die Ziele von Ramseys Universum eben so sein. Als er jünger war, hätte Gordon es als zynisch beurteilt, dass man schauspielerte, nur um jemanden zu überzeugen. Jetzt standen die Dinge anders. Er belog Ramsey nicht, und er enthielt ihm keine Informationen vor. Er hatte nur eine besondere Methode gewählt, den Geschehensablauf zu beschreiben. Die Klischees der Heranwachsenden über Wahrheit und Schönheit waren unsinnige, simplifizierende Kategorien. Wenn man etwas durchsetzen wollte, nahm man die Fäden in die Hand; so war es nun mal. Ramsey würde mit seinen Experimenten fortfahren, ohne sich mit Unbekanntem abzuplagen, und mit einigem Glück würden sie etwas herausfinden.
    Er ging vom Physik-Gebäude zur Torrey Pines Road, wo er seinen Chevy geparkt hatte, als eine schmale Gestalt die Hand grüßend hob. Gordon ging auf sie zu und erkannte Maria Goeppert Mayer, die einzige Frau in der Abteilung. Sie hatte vor einiger Zeit einen Schlaganfall gehabt, kam nur noch selten und bewegte sich geisterhaft durch die Flure; eine Körperhälfte war teilweise gelähmt, das Sprechen bereitete ihr Mühe. Ihr Gesicht war verzerrt, sie schien erschöpft, aber in ihren Augen sah Gordon eine wache Intelligenz, der nichts entging.
    »Glauben Sie an Ihre … Er… Ergebnisse?«, fragte sie.
    Gordon zögerte. Unter ihrem durchdringenden Blick fühlte er sich wie unter dem Mikroskop der Geschichte; diese Frau war aus Polen gekommen, hatte die Kriegsjahre überstanden, für das Manhattan-Projekt in Columbia an der Trennung von Uran-Isotopen gearbeitet und zusammen mit Fermi geforscht, bevor dieser an Krebs erkrankte. Das alles und noch mehr hatte sie hinter sich: Ihr Mann, Joe, war ein brillanter Chemiker und hatte seinen Lehrstuhl in Chicago, während ihr die Aufnahme in die Fakultät versagt wurde; sie musste sich mit einer Position als Forschungsassistentin zufrieden geben. Plötzlich fragte er sich, ob sie darüber wütend gewesen war, während sie am Schalenmodell des Atomkerns arbeitete, wodurch sie berühmt geworden war. Verglichen mit ihren Problemen waren seine verschwindend klein. Er biss sich auf die Lippe.
    »Ja, ja, ich glaube schon. Etwas … etwas versucht, uns zu erreichen. Ich weiß nicht, was es ist.«
    Sie nickte. Trotz ihrer erstarrten

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