Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)
näher kennt, nun gut. Aber so direkt …«
»Oh, er war sehr subtil und diskret, ließ Raum für eine taktvolle Ablehnung, um sein Ego zu schonen. Selbstzufriedener Mistkerl! Aber Jan missbilligt meine Handlungsweise, nicht wahr, Jan?«
»Ja, allerdings. Ich glaube, Sie haben John und Marjorie in die Klemme gebracht. Offen gesagt, ich habe die gleiche Meinung über ihn wie Sie, aber …«
»Faszinierend«, unterbrach Greg sie. »Jetzt will ich mal hören, wie ihr zwei eure Klauen in den armen Kerl schlagt.«
»Armer Kerl? Er ist eine höchst erfolgreiche, selbstbewusste schleimige Kröte, die Frauen verachtet. Wollen Sie als Mann für ihn gegen zwei Raubtierfrauen Partei ergreifen?«
»Er verachtet Frauen?«, fragte Cathy verblüfft. »Ich hätte eher das Gegenteil angenommen.« Jan und Cathy wechselten einen Blick.
»Er verabscheut uns alle, jeden Einzelnen. Und Zurückweisung durch ein niederes Wesen kann er nicht ausstehen. Warum, glauben Sie, hat er angedeutet, ich sei lesbisch?«
»Sind Sie es?«
Sie zuckte die Achseln. »Ich bin bi. Aber ich neige mehr zu Frauen, ja. Schauen Sie jetzt nicht hin, aber der gute Ian macht sich gerade an unsere teure Gastgeberin heran. Sie wird rot wie ein Schulmädchen.« Markham drehte sich auf dem Sofa und starrte neugierig durchs Zimmer.
»Ich kann mir das nicht vorstellen. Sie kommt mir kein bisschen sexy vor. Außerdem würde sie wahrscheinlich die ganze Zeit reden.«
»Na, wer fährt jetzt die Krallen aus? Zumindest ist sie erkennbar heterosexuell – mehr braucht Peterson nicht, um sein verletztes Ego zu trösten. Als Nächste wird Jan an der Reihe sein.«
Jan zog eine Augenbraue hoch. »Ich bitte Sie! Mit Greg hier im Zimmer? Und er muss wissen, dass ich mich für ihn nicht besonders interessiere.«
»Meinen Sie, eins von beiden würde ihn stören? Sprechen Sie mit ihm – ich wette, es dauert nicht mal fünf Minuten, bis er einen Annäherungsversuch macht. Dann können Sie ihn aufs rechte Maß zurückstutzen.«
Jan schüttelte den Kopf. »Auf dieses Erlebnis möchte ich lieber verzichten.«
»Nein, das geht einfach zu weit«, protestierte Greg. »Ich kann nicht glauben, dass er so übel ist.«
Cathy zog eine Grimasse. »Dann lassen Sie’s! Ich unterhalte mich mit John über sein Experiment.« Sie stand auf und ging.
»Nun?«, meinte Greg fragend.
»Nun was?«
»Meinst du nicht, sie übertreibt? Glaubst du wirklich, er hat einen Annäherungsversuch gemacht?«
»Ich bin sogar ziemlich sicher. Aber meiner Meinung nach ärgerte sie am meisten, dass sie von jemandem, der sie nicht als Wissenschaftlerin behandelt, von ihrer Arbeit weggeholt wird. Und es ist nicht gerade angenehm zu wissen, dass jemand in ihren persönlichen Papieren geschnüffelt hatte.«
»Ach, zum Teufel damit. Verglichen mit dem Rest der Gesellschaft macht Peterson einen recht vernünftigen Eindruck auf mich. Renfrew ist außerhalb des Labors ein Langweiler, Marjorie ist ein Heimchen und Cathy eine Kratzbürste. Herr im Himmel, du und ich sind die einzig Normalen.«
»Und selbst du bist ein bisschen verschroben«, sagte sie. »Ich dachte, du hättest ein gutes Gefühl bei dem Experiment. Warum sind alle in so fürchterlicher Stimmung?«
»Du hast Recht – wir sind alle nervös. Es ist nicht das Experiment. Ich persönlich freue mich gar nicht auf den Flug nach New York.«
»Worauf?«
»Ach, herrje, natürlich – ich hatte noch gar keine Gelegenheit, es dir zu sagen. Komm, ich hol dir noch einen Drink und erkläre es dir.«
»Aber wir hatten doch vor …«
»Ich weiß, aber es sind nur ein paar Tage, und …«
Die anderen Gäste mieden das Sofa, während Jan und Greg ihre Familienlogistik klärten. Dann hörten die Markhams eine Weile der englischen Konversation um sich herum zu.
Cathy war in den Innenhof gegangen und verkündete, dass es zu regnen aufgehört hatte; in der Spannung des Wohnzimmers hatte es sonst keiner bemerkt. Ein gekünstelter Anflug guter Laune schien Peterson und Renfrew bei ihrem Gespräch die Kehle zuzuschnüren. Ihre Worte wurden knapper, ihre Tonlage höher. Marjories hastige Sätze bildeten vogelgleiche Kontrapunkte zu ihrer Unterhaltung. Peterson beschrieb den störenden Papierkram, der zur Rettungsaktion der Rhinozeros-Spezies von Sumatra und Java gehörte. Der Weltrat hatte beschlossen, das Geld auf Java dafür zu verwenden, die Nashörner zu isolieren. In der Öko-Bestandsaufnahme hatte sich das als Teil eines Stabilisierungsplans
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