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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Relativität der Erfahrung, dachte Markham. Die Anstrengung ließ ihn keuchen, sein Adrenalinspiegel war gestiegen.
    Aus der Ferne kam der Klang einer Sirene.
    »Die Polizei«, sagte Peterson. »Wie immer zu spät. Ich mache mich davon, bevor sie hier auftauchen. Ich habe keine Lust, den Rest der Nacht Fragen zu beantworten. Die Helden sind ohnehin Sie beide. Danke für die Drinks und adieu.«
    Hastig verließ er das Haus. Markham sah ihm nach. Er dachte über die Tatsache nach, dass ihre erste spontane Reaktion gewesen war, die dunklen Gestalten für Diebe zu halten. Es gab kein Zögern, keiner hielt es für einen Irrtum, keiner hatte den Gedanken, dass es sich nur um Leute handelte, die sich in der Adresse geirrt hatten. Vor zwanzig Jahren wäre das vielleicht noch möglich gewesen. Aber heute …
    Die anderen standen in der Mitte des Wohnzimmers und tranken einander zu. Die Sirene kam näher.

25
     
    Juli 1963
     
    G ordon sah ein, dass er im Sommer viel mit Cooper würde arbeiten müssen. Das Kandidatenexamen war ein Reinfall gewesen, Cooper hatte zwei Wochen gebraucht, sein Selbstvertrauen wiederzugewinnen. Schließlich hatte Gordon sich zu ihm gesetzt und in der Manier des tröstenden Vaters zu ihm gesprochen. Sie arbeiteten ein Programm aus. Morgens würde Cooper sich dem Grundlagenstudium widmen, um sich auf das zweite Kandidatenexamen vorzubereiten. Nachmittags und abends würde er Daten aufnehmen. Bis zum Herbst hätte er genug, um sie im Detail zu analysieren. Bis dahin könnte er mit Gordons Hilfe die Prüfung mit einiger Zuversicht erneut versuchen. Mit ein bisschen Glück hätte er im Winter die Daten für seine Dissertation größtenteils komplett.
    Cooper hörte zu, nickte und sagte wenig. Manchmal schien er bedrückt. Seine neuen Daten kamen glatt und sauber: keine Signale.
    Jedes Mal, wenn Gordon Coopers Laboraufzeichnungen überprüfte und die nichtssagenden, normalen Kurven sah, verspürte er Enttäuschung. Konnte der Effekt kommen und wieder gehen? Warum? Wie? Oder ignorierte Cooper einfach alle Resonanzen, die nicht in seine Dissertation passten? Wenn man sich völlig sicher war, nicht nach etwas zu suchen, war die Chance groß, dass man es nicht sah.
    Aber Cooper nahm alles in seine Aufzeichnungen, wie es ein guter Experimentator tun sollte. Seine Bücher waren unordentlich, aber immer vollständig. Täglich blätterte Gordon sie durch und suchte nach unerklärlichen offenen Stellen oder ausradierten Eintragungen. Nichts schien unstimmig.
    Doch er erinnerte sich an die Physiker aus den dreißiger Jahren, die Substanzen mit Neutronen bombardiert hatten. Umsichtig hatten sie ihre Geigerzähler so eingestellt, dass sie sich ausschalteten, sobald die Neutronenflut abbrach – um Quellen experimenteller Irrtümer zu vermeiden. Hätten sie die Geigerzähler eingeschaltet gelassen, hätten sie entdeckt, dass einige Substanzen noch lange Zeit nachher hochenergetische Teilchen abgaben – künstlich erzeugte Radioaktivität. Durch ihre Vorsicht entging ihnen das Unerwartete – und der Nobelpreis.
     
    In der Juliausgabe von Physics Today fand sich ein Beitrag über spontane Resonanz. Ein Beispiel für die Datenaufnahme war aus dem Aufsatz in Physical Review Letters genommen worden. Lakin wurde ausführlich zitiert. Der Effekt, so sagte er, »verspricht, uns eine neue Art der Interaktion zu zeigen, die in Verbindungen vom Typ III-V, beispielsweise Indium-Antimonid, auftreten kann – und vielleicht in allen Verbindungen, wenn die Experimente empfindlich genug sind, um diesen Effekt zu erfassen«. Die erkennbaren Korrelationen zwischen den Zeiten, in denen spontane Resonanzen auftauchten, wurden nicht erwähnt.
    Gordon entschloss sich, das Phänomen der »spontanen Resonanz« erneut in Angriff zu nehmen. Die Signal-Theorie ergab für ihn einen Sinn – irgendetwas war da -, aber die Ablehnung seiner Kollegen konnte nicht ignoriert werden. Okay, vielleicht hatten sie Recht. Vielleicht führte ihn eine Folge bizarrer Zufälle zu der Ansicht, dass in den Daten verschlüsselte Worte steckten. Was wäre die Erklärung in diesem Fall? Lakin fürchtete, die Signal-Theorie würde den Blick für das eigentliche Problem trüben. Okay, angenommen, Lakin hatte Recht. Angenommen, alle hätten Recht. Welche anderen Erklärungen waren möglich?
    Er arbeitete einige Wochen an Alternativen. Die Theorie, die Coopers ursprünglichem Experiment zugrunde lag, war nicht sonderlich tiefschürfend. Gordon prüfte sie durch,

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