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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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in Unordnung zu geraten. Die Radfahrt hatte ihn mehr als sonst außer Atem gebracht. Entweder hatte er in der letzten Woche einiges zugenommen, folgerte er, oder die schlichte Alterserosion hatte eine tiefere Kerbe hinterlassen. Er war zweiundfünfzig und in einigermaßen guter Verfassung. Die medizinische Forschung hatte genug über die Korrelation zwischen körperlicher Übung und langem Leben publiziert, um ihn dazu zu bringen, etwas für seine Verfassung zu tun.
    Er stieß die Glastüren auf und steuerte auf Renfrews Labor zu. Etwa einmal wöchentlich musste er vorbeikommen, die Apparaturen kritisch mustern und nicken, aber in Wahrheit lernte er nur wenig durch die Besuche. Seine Interessen lagen in der Theorie jenseits des elektronischen Labyrinths. Vorsichtig betrat er den geschäftig-lauten Knäuel des Labors.
    Renfrew konnte er durchs Fenster des Büros sehen – stämmig, zerknittert wie immer, das Hemd halb aus der Hose, das mausbraune Haar ungekämmt in die Stirn. Er schob Papier auf seinem Schreibtisch hin und her. Den anderen Mann erkannte Markham nicht. Er nahm an, dass es sich bei ihm um Peterson handelte, und war von dem Kontrast zwischen den beiden angetan. Petersons dunkles Haar saß ganz exakt, und er trug kostspielige, elegante Maßkleidung. Er wirkte glatt und selbstbewusst und, so dachte Markham, wie ein harter Brocken, der es einem nicht leicht machte. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass es schwierig war, diesem Typ des kühlen, selbstbeherrschten Engländers näher zu kommen.
    Er öffnete die Bürotür, nachdem er routinemäßig angeklopft hatte. Beide Männer wandten sich ihm zu. Renfrew schien erleichtert zu sein. Als er aufsprang, warf er ein Buch von seinem Schreibtisch.
    »Ah, Markham, da sind Sie ja«, sagte er unnötigerweise. »Das ist Mr. Peterson vom Rat.«
    Peterson stand auf und streckte die Hand aus.
    »Guten Tag, Dr. Markham.«
    Markham schüttelte die Hand kräftig.
    »Freut mich, Sie kennen zu lernen. Haben Sie sich Johns Experiment schon angesehen?«
    »Ja, soeben.« Das Tempo, mit dem Markham zur Sache kam, verwirrte Peterson ein wenig. »Und wie steht die Stiftung dazu? Wissen Sie das?«
    »Bisher noch ohne Meinung. Ich habe noch keinen Bericht abgegeben. Sie haben mich erst letzte Woche gebeten, als Verbindungsmann aufzutreten. Können wir uns setzen?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, durchquerte Markham das Zimmer, machte die Sitzfläche des einzigen noch verbleibenden Stuhls frei und setzte sich, ein Bein über das andere legend. Die beiden anderen nahmen ihre Plätze wieder ein, aber weniger lässig als Markham.
    »Sie sind Plasmaphysiker, Dr. Markham, nicht wahr?«
    »Ja. Ich bin für ein Jahr hierhin freigestellt. Bis auf die letzten Jahre hat der größte Teil meiner Arbeit im Plasmabereich stattgefunden. Über die Tachyonentheorie habe ich vor langer Zeit einen Aufsatz geschrieben, noch ehe sie entdeckt wurden und in Mode kamen. Ich nehme an, deshalb hat mich die National Science Foundation hierher verpflichtet.«
    »Haben Sie die Kopie meines Vorschlags gelesen?«, fragte Peterson.
    »Ja, das habe ich. Er ist gut«, erwiderte Markham bestimmt. »Die Theorie ist großartig. Ich arbeite seit einiger Zeit an der Theorie, die Renfrews Experiment zugrunde liegt.«
    »Dann glauben Sie also, das Experiment wird funktionieren?«
    »Wir wissen, dass die Technik funktioniert. Ob wir tatsächlich mit der Vergangenheit in Verbindung treten können – das wissen wir nicht.«
    »Und diese Apparaturen hier« – mit einer Armbewegung umfasste Peterson das Labor – »sind dazu in der Lage?«
    »Wenn wir Glück haben. Wir wissen, es gab am Cavendish und in einigen anderen Instituten in den Staaten und in der Sowjetunion ähnliche Experimente mit Kernresonanzen; sie gehen schon in die frühen 50er-Jahre zurück. Im Prinzip könnten sie kohärente Signale auffangen, die durch Tachyonen übermittelt werden.«
    »Also können wir Telegramme schicken?«
    »Ja, aber mehr auch nicht. Es handelt sich um eine sehr beschränkte Form der Zeitreise. Es ist die einzige vorstellbare Methode, Botschaften in die Vergangenheit zu senden. Gegenstände oder Menschen können wir nicht übertragen.«
    Peterson schüttelte den Kopf. »Ich habe über ein Thema promoviert, bei dem es um die Zusammenhänge zwischen Sozialfragen und Computer ging. Selbst ich …«
    »Cambridge?«, unterbrach Markham.
    »Jawohl. King’s College.« Markham nickte, und Peterson zögerte. Ihm missfiel es, von dem Amerikaner

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