Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)
klar machte, dass es so war; Sidney Roman, ein dunkelhäutiger, feingliedriger Mann, dessen präzise Gleichungen zu ungeheuerlichen Schlussfolgerungen führten, von denen sich einige als richtig erwiesen hatten; Louisa Schwartz, die im Gegensatz zu ihrem Namen eine leuchtend weiße Haut hatte und mit Verstand alles in der Astrophysik katalogisierte, einschließlich des nicht druckreifen Klatsches; George Maklin, rotgesichtig und laut und mit muskulösen Schultern, der Experimente mit Schnurrhaaren in flüssigem Helium durchführte und Messungen von Minimalimpulsen vornahm; Douglas Karp, der Zar eines Haufens von Doktoranden, der monatlich zwei Aufsätze über die Bandstruktur ausgewählter Festkörper auswarf, die ihm ermöglichten, an sonnenreichen Sommerschulen am Mittelmeer zu unterrichten; Brian Nantes mit seiner immensen, dröhnenden Energie, die sich in seinen Aufsätzen zu geschickten, lakonischen Gleichungen verdünnte, entblößt aller Kommentare oder Auseinandersetzungen mit seinen Zeitgenossen, und das in einer gewollten Perlen-vor-die-Säue-Attitüde im Text – und viele andere, von denen er einige gelegentlich bei Konferenzen begegnete, andere in hitzigen Sitzungen bei APS-Treffen befehdete. Meist waren es düstere Gesichter, verknüpft mit Initialen unter interessanten Aufsätzen. Einige traf er beim Sandwich-mit-Bier-Fakultätsessen kurz vor einem Seminar, andere hatte er höflichen Applaus empfangen sehen, nachdem sie bei einem Kongress eine bestellte Ansprache ins Mikrofon gemurmelt hatten. In dieser Gesellschaft bildete Saul eine Ausnahme. Zum Teil durch seinen Plan, Außerirdische durch die Kurven und Punkte im Tachyonenspektrum aufzustöbern. Gordon könnte die Beobachtungen durchführen, und er würde sich die Daten anschauen und begreifen, was sie bedeuteten.
Gordon stahl sich seitwärts davon und ließ eine Gruppe schnell redender Teilchenphysiker zwischen sich und Saul geraten. Das Büffet lag genau vor ihm. Typisch, die Wissenschaftler vergeudeten keine Zeit damit, sich höflich vom Selbstbedienungstisch fern zu halten. Gordon nahm belegte Brote mit Rindfleisch und entkam mit einem ansehnlichen Sandwich. Er biss hinein. Der scharfe Meerrettich machte seine Stirnhöhlen frei und ließ ihm Tränen in die Augen steigen. Der Punsch bestand aus einem vorzüglichen Champagner, versetzt mit prickelndem Orangensaft.
Schriffer war jetzt von einem Halbkreis anerkennender Gesichter umgeben. Es war seltsam, wie viel Prominenz heute in der Wissenschaft bedeutete. Ein Auftritt in der Johnny Carson Show war bei NSF wirkungsvoller als die Veröffentlichung einer brillanten Serie von Aufsätzen in Physical Review.
Aber schließlich war es die Medienfixierung, die alles getan hatte, sinnierte Gordon. Am Ende der Pressekonferenz von Ramsey und Hussinger hatte Gordon die einschnürende Hitze durch sich fließen gespürt, die scheinbar durch den Raum spülte. Dann, als er am 22. November Cronkite mit Ingrimm in die Kamera hatte sprechen sehen, hatte er sie wieder gespürt. War das das Kennzeichen eines echten, unvermeidlichen Paradox? Hatte sich da die Zukunft radikal verändert? Fragen, die nicht zu beantworten waren, jedenfalls noch nicht. Er hatte Berichte über atmosphärische Erscheinungen, kosmische Strahlungen, Radiostörungen und Sternenlichtfluss studiert – und nichts gefunden. Es waren noch keine Instrumente entwickelt, die den Effekt messen konnten. Aber Gordon fühlte, dass er ihn, als er eintrat, subjektiv wahrgenommen hatte. Vielleicht, weil er so nahe an der Stelle war, an der das Paradox auftrat? Oder weil er bereits darauf eingestimmt war? Vielleicht würde er es nie wissen.
Ein Gesicht nickte. »Was für ein Tag«, sagte Lakin steif und ging weiter. Gordon nickte. Die Bemerkung war mehrdeutig. Lakin war Direktor bei der NSF geworden und betreute die Magnetresonanz-Arbeit. Gordons umstrittener Bereich, die Aufspürung von Tachyonen, war einem anderen zugeteilt. Lakin war am besten für seine Mitautorentätigkeit bei dem Aufsatz über »spontane Resonanz« in PRL bekannt. Der geteilte Ruhm hatte ihn in seine derzeitige Position gehievt.
Auch der andere Koautor, Cooper, war vorwärtsgekommen. Seine Doktorarbeit ging glatt durch den Prüfungsausschuss, sobald der Effekt der spontanen Resonanz ausgeklammert blieb. Er war offensichtlich erleichtert zur Penn State gegangen. Dort hatte er eine respektable Arbeit im Bereich des Elektronenspins geleistet und einen Lehrstuhl erhalten. Jetzt
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