Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)
nicht schlecht. Verblüffend, dass Sie ihre Tochter sind.«
»Ihre Mutter ist eine wunderbare alte Dame«, warf Greg ein. »Eigentlich gar nicht so alt. Sie ist – wie viel, Jan? – Mitte sechzig und wird uns wahrscheinlich alle überleben. Gesund wie ein Ross und ein wenig verrückt. Eine große Nummer in der Seniorenbewegung. Berkeley ist heute voll von ihnen, und sie passt gut dazu. Saust auf ihrem Fahrrad durch die Gegend, schläft mit allen möglichen Leuten und produziert mystischen Nonsens. Transzendenten Schmu. Sie ist wohl ein bisschen überkandidelt, nicht wahr, Jan?«
Das war offensichtlich ein alter Scherz zwischen den beiden. Jan lachte.
»Du bist ein solch unbeugsamer Wissenschaftler, Greg. Du und Mutter, ihr lebt in verschiedenen Universen. Stell dir nur einmal den Schock vor, wenn du stirbst und feststellst, dass Mutter die ganze Zeit Recht hatte. Aber ich muss zugeben, dass sie in letzter Zeit ein wenig exzentrisch geworden ist.«
»So wie letzten Monat«, fuhr Greg fort, »als sie beschloss, alle ihre weltlichen Güter den Armen in Mexiko zu geben.«
»Warum das?«, fragte James.
»Um ihre Unterstützung für die Sache der Hispanoregionalisten deutlich zu machen«, erklärte Jan. »Das sind die Leute, die Mexiko und den Westen der Vereinigten Staaten zu einer Freizone machen möchten, damit die Menschen sich nach den ökonomischen Erfordernissen dort bewegen können.«
James runzelte die Stirn. »Würde das nicht ganz schlicht bedeuten, dass die Mexikaner en masse nach Norden ziehen?«
Jan zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich. Aber die Spanisch sprechende Lobby in Kalifornien ist so stark, dass sie es vielleicht erzwingen können.«
»Eine merkwürdige Art von Wohlfahrtsstaat«, murmelte Heather.
»Mehr ein Lebewohl-Staat«, bemerkte Greg. Das Gelächter, das dieser Bemerkung folgte, überraschte Marjorie. Unterdrückte Energien wurden freigesetzt.
Ein wenig später zog Markham Renfrew beiseite und fragte ihn nach den Fortschritten des Experiments. »Ich fürchte, ohne bessere Reaktionszeiten sind wir arg beschränkt«, sagte John.
»Die amerikanische Elektronik, klar.« Markham nickte. »Ich habe die Berechnungen durchgeführt, die wir diskutiert haben – wie man die Tachyonen einigermaßen verlässlich auf 1963 konzentriert und diese Sachen. Ich glaube, es wird funktionieren. Die Beschränkungen sind nicht ganz so schlimm, wie wir gedacht haben.«
»Großartig! Ich hoffe, wir haben eine Chance, die Geräte zu benutzen.«
»Ich habe mich ein bisschen umgehört. Ich kenne Sir Martin, Petersons Chef, aus der Zeit, als er noch am Institut für Astronomie war. Ich habe ihn angerufen. Er hat mir versprochen, wir würden bald von ihm hören.«
Renfrew lebte auf. Für einen Moment verlor er sein Gehabe des leicht nervösen Gastgebers.
»Warum nehmen wir unsere Drinks nicht mit nach draußen auf die Terrasse? Es ist ein schöner Abend, und dunkel ist es auch noch nicht.«
Marjorie öffnete die Terrassentür und komplimentierte ihre Gäste nach und nach hinaus. Wie sie gehofft hatte, brachen die Markhams angesichts ihres Gartens in Rufe des Entzückens aus. Der überwältigende Duft des Geißblatts in der Hecke drang zu ihnen. Füße knirschten auf dem Kies, als sie die Terrasse überquerten.
»In Kalifornien läuft’s gut, nehme ich an?«, fragte James, und Marjorie, die gleichzeitig den anderen Gesprächen zuhörte, bekam Bruchstücke von Greg Markhams Antwort mit. »Der Gouverneur hält den Davis-Campus offen … Der Rest von uns – ich bin jetzt auf halbes Gehalt gesetzt. Der einzige Grund, dass ich wieder auf gleichen Stand kam, war die Gewerkschaft … Hebel ansetzen … die Professoren sind jetzt mit den kirchlichen Mitarbeitern verbündet … verflixten Studenten wollen Betriebspraktika …« Als sie beim nächsten Mal in ihre Richtung schaute, war das Gespräch im Sand verlaufen.
Greg löste sich von der Gruppe. Mit düsterem Gesicht trat er zum Rand der Terrasse. Marjorie folgte ihm.
»Ich hatte keine Ahnung, dass es so schlimm aussieht«, sagte sie.
»Es geschieht überall.« Seine Stimme war resigniert und müde.
Sie bemühte sich um einen heiteren, aufmunternden Klang. »Wir alle hier hoffen, dass sich in kurzer Zeit alles einrenken wird und die Labors wieder geöffnet werden. In den Colleges ist man einigermaßen zuversichtlich, dass …«
»Wenn Wünsche Pferde wären, würden Bettler reiten«, sagte er mürrisch. Mit einem Blick auf sie schien er seine
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