Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)
der Rat das entschieden?«
»Nein, nein, das waren Forschungsgruppen auf der ganzen Welt. Der Rat macht nur Politik, um Probleme auszugleichen. Das UN-Mandat, zusätzliche Energiegewinnung und so was.«
»Dein Mr. Peterson muss ein sehr einflussreicher Mann sein.«
Renfrew zuckte die Achseln. »Er meint, es sei schieres Glück, dass das Vereinigte Königreich eine so gewichtige Stimme hat. Der einzige Grund dafür ist, dass wir immer noch Forschungsgruppen haben, die an deutlich erkennbaren Problemen arbeiten. Sonst hätten wir einen Sitz wie Nigeria, die Viet-Union oder irgendein anderer stümpernder Niemand.«
»Und was du machst, ist – wie hast du es genannt: ›erkennbar‹, nicht wahr?«
Renfrew kicherte. »Nein, es ist total durchsichtig. Peterson hat einiges an Unterstützung für mich abgezweigt, aber das ist wohl eher eine persönliche Grille, schätze ich.«
»Das ist sehr nett von ihm.«
»Nett?« Nachdenklich trocknete Renfrew sich die Hände. »Er hat intellektuelles Interesse, da bin ich sicher, auch wenn er nach meinem Verständnis alles andere als ein Intellektueller ist. Ein fairer Handel, würde ich sagen: Er hat seinen Spaß dabei, und ich habe seine Pfundnoten.«
»Aber er muss doch von deinem Erfolg überzeugt sein.«
»Muss er? Mag sein. Ich bin selbst nicht sicher, dass ich es schaffe.«
Marjorie schien entsetzt. »Warum tust du es dann?«
»Es ist handfeste Physik. Ich weiß nicht, ob wir die Vergangenheit ändern können. In dieser Frage liegt die Physik im Chaos. Wäre die Forschung nicht praktisch lahm gelegt, würden sich alle möglichen Leute mit dem Problem befassen. Ich habe hier eine Chance, die wesentlichen Experimente durchzuführen. Das ist der Grund: Wissenschaft, Schatz.«
Marjorie runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Renfrew prüfte das Produkt seiner Basteltätigkeit. Geschäftig räumte sie Gläser in das Regal. Jedes hatte einen Gummiring unter dem Deckel und Metallverschlussklammern. Hinter dem Glas schwammen farblose Gemüseklumpen. Renfrew fand den Anblick ausgesprochen unappetitlich.
Plötzlich hielt Marjorie inne. Mit besorgtem Gesichtsausdruck sagte sie: »Du betrügst ihn, oder?«
»Nein, Schatz, ich – wie heißt es noch? – halte seine Erwartungen hoch.«
»Er erwartet …«
»Sieh mal, Peterson ist an dem Thema interessiert. Meine Aufgabe ist es nicht, seine wahren Motive zu erraten. Mein Gott, als Nächstes wird er neben dir auf der Couch sitzen und über seine Kindheitserlebnisse plappern.«
»Ich habe den Mann nie kennen gelernt«, sagte sie steif.
»Genau. Siehst du, unser Gespräch hat keine Grundlage.«
» Du bist es, über den wir sprechen, du …«
»Nun mach mal halblang! Marjo, altes Haus, du bist dir nicht bewusst, dass niemand irgendetwas über diese Experimente weiß. Du kannst mir nicht vorwerfen, dass ich zu viel Reklame dafür mache. Und außerdem schien Peterson über die Störungen, die wir haben, ebenso besorgt wie ich; vielleicht habe ich ihn also missverstanden.«
»Jemand stört euch?«
»Nein, nein, etwas . Eine Menge einfallendes Rauschen. Aber ich werde es herausfiltern. Genau daran wollte ich heute Nachmittag arbeiten.«
Entschlossen sagte Marjorie: »Die Quecksilberjagd!«
Sie schaltete das Radio an, aus dem es blechern tönte: »Ihr Schatz wird zum Schatzgräber, beim neuen Job-Sharing-Plan! Jawohl, ein Paar, das sich einen Arbeitsplatz teilt, kann gegen die derzeitige …«
Renfrew schaltete es aus. »Gar nicht so schlecht, aus dem Haus zu kommen«, sagte er spitz.
Er radelte mit Johnny zum Cav. Renfrew verzog sein Gesicht zur Grimasse, als sie an Bauernhäusern vorbeikamen, die von Squattern übernommen worden waren. Einige hatte er aufgesucht, um das Paar zu finden, das Marjorie so in Angst versetzt hatte. Sie hatten ihm böse Blicke zugeworfen und ihn weggescheucht. Der Wachtmeister war auch keine Hilfe gewesen.
Als sie an eingefallenen Mauern einer Scheune vorbeiradelten, roch Renfrew beißenden Kohlequalm. Jemand verbrannte die gesetzlich verbotene minderwertige Qualität, aber es stieg kein bläulicher Rauch auf, der den Wachtmeister hätte auf die Spur führen können. Das war wieder typisch. Sie gaben gutes Geld für Geräte aus, die die sichtbaren Emissionen verhinderten, und sparten die Kosten umgehend durch billigen Brennstoff ein. Renfrew hatte gehört, dass ansonsten achtbare Menschen genau mit solchem Verhalten prahlten; wie Kinder, die kleinen verbotenen Unarten frönten. Das waren die
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