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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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gleichen Menschen, die ihre Flaschen und Dosen auf große Müllhalden in den Wald warfen, statt sie dem Recycling-Programm zuzuführen. Manchmal glaubte er, die Angehörigen der schrumpfenden Mittelklasse seien die Einzigen, die die Vorschriften beachteten.
    Beim Cav angekommen, strolchte Johnny durch die dunklen Flure, während Renfrew einige Aufzeichnungen holte. Johnny überredete ihn, schnell zum Institut für Astronomie auf der anderen Seite der Madingley Road zu radeln. Früher hatte der Junge oft dort gespielt und sah es jetzt, da es geschlossen war, nur noch selten. Tiefe Schlaglöcher klafften in der Straße; hier waren die Panzer gefahren, die den Aufruhr von’96 unterdrückt hatten. Renfrew fuhr in eins hinein, ein Schlammfleck auf seiner Hose war die Folge. Sie radelten am Verwaltungsgebäude des Instituts vorbei. Die übergroßen Fenster erinnerten an den einst populären amerikanischen Stil aus den Jahren des Ölreichtums. Dann ging es weiter zum Hauptgebäude, einem Sandsteinbau aus dem 19. Jahrhundert mit einer antiquierten astronomischen Kuppel über den Etagen, die Bibliothek, Büros und Sternkarten-Archive beherbergten. Auf dem Weg kamen sie an der kleinen Kuppel und den Maschinenhallen vorbei, deren Fenster von Lehmspritzern fleckig waren. Unter ihren Reifen spritzte Kies zur Seite, als sie die lange Zufahrt entlangradelten. Die hellen Fenstereinfassungen umrahmten schwarze Innenräume. Renfrew bog gerade in den Weg ein, der den Hang hinunter zur Madingley Road führte, als die großen Tore sich ächzend öffneten. Ein klein gewachsener Mann spähte heraus. Er trug einen Anzug mit Weste und eine sorgfältig gebundene Regimentskrawatte. Der Mann, der in den Sechzigern war, musterte sie durch dickwandige Brillengläser. »Sie sind nicht der Wachtmeister«, sagte er überrascht.
    Renfrew, der diese Tatsache für nur zu offensichtlich hielt, blieb stehen, sagte aber nichts. »Mr. Frost!«, rief Johnny. »Erinnern Sie sich an mich?«
    Frost runzelte die Stirn, dann lächelte er. »Johnny, ja, ich hab dich seit Jahren nicht mehr gesehen. Bei den Beobachtungsabenden bist du so regelmäßig wie die Sterne gekommen.«
    »Bis Sie sie eingestellt haben«, meinte der Junge vorwurfsvoll.
    »Das Institut ist geschlossen«, entschuldigte Frost sich und beugte sich vor, um Johnny ins Gesicht zu blicken. »Es gab kein Geld mehr.«
    »Aber Sie sind noch hier.«
    »Das ist wahr. Aber man hat uns den Strom abgestellt, und man kann kein Publikum zulassen, wenn die Leute im Dunkeln stürzen könnten.«
    Renfrew schaltete sich in den Dialog ein: »Ich bin übrigens John Renfrew – Johnnys Vater.«
    »Ach ja. Ich dachte, Sie könnten der Wachtmeister sein. Ich habe ihn heute Morgen benachrichtigt«, sagte Frost und zeigte auf das nächste Fenster. Der Rahmen war gesplittert. »Sie haben es einfach eingetreten.«
    »Haben sie was mitgenommen?«
    »Jede Menge. Ich wollte sie noch reparieren lassen, als wir damals das Drahtgitter drinnen im Flur anbrachten. Immer wieder habe ich ihnen gesagt, die Bibliothek sei geradezu sträflich offen. Aber auf mich hört ja keiner, ich bin ja nur der Museumsverwalter, ich rede ja nur dummes Zeug.«
    »Haben sie das Teleskop mitgenommen?«, fragte Johnny.
    »Nein, das ist beinahe wertlos. Sie haben die Bücher geklaut.«
    »Welche Bücher?« Renfrew konnte sich nicht vorstellen, dass die akademischen Wälzer jetzt von großem Wert sein sollten.
    »Die Sammlerstücke, natürlich«, erwiderte Frost mit dem Stolz des Kurators. »Einen Kepler, zweite Ausgabe, einen Kopernikus, zweite Ausgabe, das Original des Astrometrischen Atlas aus dem siebzehnten Jahrhundert – wirklich jede Menge. Es waren Spezialisten, das waren sie. Die neueren Bände haben sie einfach liegen lassen. Sie konnten sogar die fünfte von der dritten Ausgabe unterscheiden, ohne sie aus der Schutzhülle zu nehmen. Gar nicht so einfach, wenn man es eilig hat und nur mit einer Taschenlampe leuchtet.«
    »Wieso hatten sie es eilig?«
    »Weil sie mit meiner Rückkehr rechneten. Als es dunkelte, bin ich zu meinem abendlichen Verdauungsspaziergang hinausgegangen; zum Soldatenfriedhof und wieder zurück.«
    »Wohnen Sie hier?«
    »Als das Institut geschlossen wurde, wusste ich nicht wohin.« Frost richtete sich auf. »Es sind noch mehr hier. Meist alte Astronomen, die von ihren Hochschulen entlassen wurden. Sie wohnen unten in dem anderen Gebäude – im Winter ist es wärmer. Die Ziegel hier halten die Kälte. Eins sage ich

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