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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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waches und systematisches Interesse zu zeigen. Wenn es ihm Vorteile verschaffte, umso besser. Damals war er auf Physik und Mathematik versessen gewesen, ein Dozent, der ein analytisches Kaninchen aus einem Zylinder der höheren Mathematik zog, hatte ihn weit mehr interessiert als der Zauberer in einer Broadway-Revue. Einmal hatte er eine ganze Woche mit dem Versuch verbracht, Fermats Letztes Theorem zu knacken, und sämtliche Vorlesungen ausfallen lassen. Irgendwann um 1650 hatte Pierre Fermat die Gleichung x n + y n = z n an den Rand seiner Ausgabe von Diophantus’ Arithmetik geschrieben. Fermat schrieb, dass es für die Gleichung keine Lösung gebe, wenn x , y , z und n positive ganze Zahlen waren und n größer als zwei war. »Der Beweis ist zu lang, um ihn hier an den Rand zu schreiben«, hatte Fermat daneben notiert. In den dreihundert Jahren danach war niemandem der Beweis gelungen. Hatte Fermat nur geblufft? Vielleicht gab es gar keinen Beweis. Jeder, der das Problem mit einer mathematischen Beweisführung entscheiden könnte, würde eine Berühmtheit werden. Gordon verbiss sich in das Rätsel und gab erst wieder auf, als er im Semesterstoff zurückfiel. Aber eines Tages, so schwor er sich, würde er es erneut versuchen.
    Das Letzte Theorem besaß strahlende mathematische Schönheit, aber das war nicht der Grund, aus dem er es in Angriff genommen hatte. Ihm gefiel es, Probleme zu lösen, nur weil sie existierten. Den meisten Wissenschaftlern ging es so; sie waren schon in jungen Jahren Schachspieler und beschäftigten sich mit Denksportaufgaben. Das und der Ehrgeiz waren zwei Charakterzüge, die die meisten Wissenschaftler miteinander teilten. Einen Moment dachte Gordon darüber nach, wie verschieden er und Lakin trotz ihrer gemeinsamen wissenschaftlichen Interessen waren – und plötzlich richtete er sich in seinem Stuhl auf. Die schnelle Bewegung ließ die Köpfe in seiner Nähe herumfahren. Gordon rekapitulierte das Gespräch mit Lakin; ihm fiel ein, wie seine Feststellungen über die Botschaft abgetan worden waren, zuerst durch die Bemerkungen über Cooper, dann folgte die Lowell-Geschichte, und schließlich hatte Lakin sich ganz auf die mögliche Veröffentlichung im PRL beschränkt. Lakin bekam, mit Gordon und Cooper als Mitautoren, die gewünschte Veröffentlichung, und Gordon hatte nichts als das Schreibmaschinenmanuskript der Botschaft.
    Gell-Mann beschrieb auf seine präzise Art eine detaillierte Pyramide aus Teilchen, die nach Masse, Spin und verschiedene Quantenzahlen angeordnet waren. Für Gordon war das alles ein undurchdringlicher Wirrwarr. Er griff in seine Westentasche – beim Kolloquium trug er stets eine Jacke, meistens auch eine Krawatte – und holte die Botschaft heraus. Einen Augenblick lang starrte er sie an, dann stand er auf. Gell-Mann hatte eine beträchtliche Zuhörerschaft angezogen, so viel wie noch nie in diesem Jahr. Sie schienen ihn alle zu beobachten, während er sich durch das Gestrüpp aus Knien den Weg zum Hörsaalgang bahnte. Nervös drehte er das Stück Papier in der Hand, als er das Kolloquium verließ. Blicke verfolgten ihn, bis er durch die Tür war.
     
    »Ergibt es einen Sinn?«, fragte Gordon gespannt den Mann.
    »Nun ja, irgendwie schon.«
    »Ist die Chemie in Ordnung?«
    Michael Ramsey breitete die Arme aus. »Sicher, soweit ich ihr folgen kann. Die Industriebezeichnungen – ›Springfield AD45, Du Pont Analagan 58‹ – sagen mir gar nichts. Vielleicht sind die Substanzen noch in der Entwicklung.«
    »Und die Aussagen über den Ozean, wie die Stoffe aufeinander reagieren …?«
    Ramsey zuckte die Achseln. »Wer weiß? Bei den Langkettenmolekülen sind wir in vielen Bereichen noch am Anfang. Nur weil wir Regenjacken aus Plastik herstellen können, dürfen Sie uns nicht für Zauberer halten.«
    »Sehen Sie, ich habe mich an die Chemie gewandt, damit Sie mir helfen, die Botschaft zu verstehen. Wer sonst sollte mehr darüber wissen?«
    Ramsey lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Unbewusst blinzelte er Gordon an, offenbar versuchte er, die Situation einzuschätzen. Nach einem Moment sagte er leise: »Woher haben Sie diese Information?«
    Unruhig rutschte Gordon auf seinem Stuhl hin und her. »Ich bin … das muss unter uns bleiben.«
    »Sicher, sicher.«
    »Ich habe einige … merkwürdige … Signale bei einem meiner Experimente bekommen. Dort, wo keine auftauchen dürften.«
    Erneut blinzelte Ramsey. »Mhm.«
    »Sehen Sie, die Botschaft ist nicht sehr

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