Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)
mit diesen Dingen viel mehr Erfahrung als Sie. Ich weiß, was die Leute sagen werden. Wenn Sie den Schlamm an einer bestimmten Stelle aufwühlen, springt niemand ins Wasser.«
»Aber wir würden Informationen zurückhalten.«
»Zurückhalten, sicher. Aber nicht für immer. Nur bis wir herausfinden, was das Bild bedeutet.«
»Es gefällt mir nicht.«
»Wir geben ihnen zunächst nur ein Problem.« Saul hob einen Finger. »Ein Problem. Später erzählen wir die ganze Geschichte.«
»Es gefällt mir nicht.«
»Gordon, bitte, ich halte das für den richtigen Weg. Werden Sie meinen Rat beherzigen?«
»Vielleicht.«
»Ich nehme mich der Sache an, ich mache sie öffentlich. Man kennt mich. Ich bin ein irrer Typ, der mit interstellaren Radiosignalen und solchen Sachen rumspielt. Eine anerkannte Autorität in einem nichtexistenten Fachgebiet. Ich kann die Aufmerksamkeit der akademischen Gemeinde gewinnen.«
»Sicher, aber …«
»Ein Problem zunächst, Gordon.«
»Nun ja …«
»Zuerst das Bild. Später das Übrige.«
»Nun ja …« Gordon hatte eine Vorlesung. Von Saul ging ein hypnotischer Einfluss aus; er besaß die Fähigkeit, Auffassungen plausibel, ja sogar selbstverständlich erscheinen zu lassen. Aber ein Schweinsohr in einer hübschen Verpackung, dachte Gordon, war immer noch ein Schweinsohr. Trotzdem … »Okay. Sie steigen in den Ring. Ich bleibe draußen.«
»He! Danke.« Plötzlich schüttelte Saul seine Hand. »Ich weiß das zu schätzen, wirklich. Das ist ein großer Durchbruch.«
»Sicher«, sagte Gordon. Aber er empfand keine Freude.
Die CBS-Abendnachrichten mit Walter Cronkite begannen, als Gordon und Penny gerade ihr Abendessen beendeten. Sie hatte ein Soufflé gemacht, und Gordon hatte einen weißen Beaujolais geöffnet. Beide fühlten sich in Hochstimmung. Sie gingen ins Wohnzimmer, um die Sendung zu sehen. Penny zog ihre Bluse aus; ihre kleinen, wohlgeformten Brüste mit den großen Warzen kamen zum Vorschein.
»Woher weißt du, dass sie es bringen?«, fragte sie träge.
»Saul hat heute Nachmittag angerufen. Er hat heute Morgen in Boston ein Interview gegeben. Die lokale CBS-REDAKTION hat es aufgenommen, aber wie er sagt, wird es bundesweit ausgestrahlt. Vielleicht ist sonst nicht viel los.« Mit einem Blick vergewisserte er sich, dass die Vorhänge zugezogen waren.
»Sieht so aus.« Es gab eine Hauptmeldung – das atomgetriebene U-Boot Thresher war ohne SOS-Ruf im Atlantik gesunken. Die Marine erklärte, ein technischer Defekt habe wahrscheinlich alle Kammern fluten lassen. Störungen in den elektrischen Schaltkreisen hätten zu Energieabfall geführt, das U-Boot sei immer tiefer gesunken und schließlich explodiert. 129 Mann waren an Bord gewesen.
Außer dieser deprimierenden Nachricht gab es wenig. Ein zweiter Bericht über die Mona-Lisa -Ausstellung in New York und Washington. Eine Vorschau auf den Start von Major L. Gordon Cooper jr., der mit der Faith 7 auf dem abschließenden Flug des Projekts Mercury zwei Tage um die Erde kreisen sollte. Eine Erklärung des Weißen Hauses, dass Südvietnam weitere Hilfe erhielte und der Krieg Ende 1965 siegreich beendet werden könne, falls die politische Krise dort die militärischen Bemühungen nicht entscheidend beeinflusse. Generäle grinsten in die Kamera, versprachen energischen Einsatz der südvietnamesischen Armee und eine kurze Säuberungsaktion im Delta. In New York waren die Bemühungen, Pennsylvania Station zu retten, fehlgeschlagen; die Abbruchbagger hatten ihre Arbeit aufgenommen, um das historische Gebäude für den Bau des neuen Madison Square Garden zu beseitigen. Das PanAm-Gebäude, einen Monat vorher eingeweiht, schien Symbol urbaner Zukunft zu sein. Vor der Kamera prangerte ein Kritiker den Abriss des Bahnhofsgebäudes an und bezeichnete das PanAm als architektonische Scheußlichkeit, welche die drangvolle Enge in einem ohnehin überfüllten Stadtbezirk noch vermehrte. Gordon teilte seine Meinung. Der Kritiker schloss seinen Beitrag mit dem sehnsüchtigen Seufzer, dass ein Rendezvous unter der Uhr am Biltmore Hotel, direkt gegenüber vom PanAm-Gebäude, jetzt kein Vergnügen mehr sei. Gordon lachte, ohne richtig zu wissen, warum. Plötzlich kehrten sich seine Sympathien um. Er war nie mit einem Mädchen am Baltimore verabredet gewesen; das war eins der leeren WASP-Rituale für Yalies und wohlbehütete Kinder, die sich mit The Catcher in the Rye identifizierten. Das war nicht seine Welt, war es nie gewesen. »Wenn das die
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