Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)
unsere Signale halten – die sich bei richtiger Ausstrahlung vom Hintergrund abheben müssten -, kommen sie schon klar.«
»Greg«, meinte Peterson nachdenklich, »da ist noch ein Punkt.«
»Welcher?«
»Sie reden ständig von den kleinen Universen innerhalb des unsrigen und wie wir ihre Tachyonenbotschaften empfangen.«
»Richtig.«
»Ist das nicht ein bisschen egozentrisch gedacht? Woher wissen wir denn, dass wir kein Westentaschenuniversum in einem größeren sind?«
Am frühen Nachmittag verließ Gregory Markham das Cav. Peterson und Renfrew waren immer noch nicht fähig, darauf zu verzichten, sich gegenseitig Nadelstiche zu versetzen. Trotz seiner automatischen Gewohnheit, sich auf Distanz zu halten, wurde Peterson von dem Experiment ganz offenbar angezogen. Renfrew begrüßte Petersons Unterstützung, wollte aber noch mehr. Markham fand das gezierte Verhältnis zwischen den beiden komisch, besonders, weil es ihrem Unterbewusstsein entsprang. Mit ihren klassengeprägten Sprachmustern hatten die beiden Männer sich beim ersten abweichenden Vokal gegenseitig eingeordnet. Wäre Renfrew ein Arbeitersohn geblieben, wäre er harmonisch mit Peterson ausgekommen, da jeder seine zeitbestimmte Rolle gekannt hätte. Als ein Mann, der in exotischen akademischen Wassern schwamm, hatte Renfrew jedoch keine Bezugspunkte. Die Wissenschaft brachte solche Konflikte zutage. Man konnte aus dem Nichts kommen und sich eine Position erobern, ohne neue soziale Verhaltensweisen erlernt zu haben. Fred Hoyles Zeit in Cambridge war ein typischer Fall gewesen. Hoyle war ein Astronom der alten Schule, ein exzentrischer Wahrheitssucher gewesen: Umstrittene Theorien zogen ihn an, und die kühlen, sachlichen Verhaltensweisen wischte er zur Seite, wenn sie seiner Stimmung zuwiderliefen. Renfrew mochte eine ebenso auffällige Erscheinung wie Hoyle werden, ein proletarischer Lachs, der die ganze Zeit gegen den Strom schwamm, wenn dieses Experiment Erfolg hatte. Die meisten Aufsteiger unter den Wissenschaftlern achten heutzutage auf ein neutrales, nichtssagendes Äußeres; das war risikofreier. Anders Renfrew. Die großen modernen Forschungsteams erforderten, um Fortschritte zu erzielen, gutorganisierte, harmonische Operationen im großen Stil, deren Stabilität von einem Minimum an – wie es in der Fachsprache hieß – »interpersonellen Beziehungen« abhing. Renfrew war ein Einzelmensch mit einer Sandpapier-Psyche. Das Seltsame war, dass Renfrew mit den meisten Menschen recht zivil umging; nur die willkürliche Zurschaustellung von Klassensymbolen bei Leuten wie Peterson brachte ihn auf. Markham hatte bei seinen Besuchen seit Jahrzehnten eine Verschlimmerung der Klassendifferenzen in England beobachtet. Die Zeit schien die Klassenbande zu stärken, sehr zur Verwunderung der Populärmarxisten, die auf die schwerfälligen Regierungsprogramme setzten. Markham hatte eine einleuchtende Erklärung gefunden: In der schneller werdenden ökonomischen Talfahrt, die den reichen Jahren des Nordseeöls folgten, betonten die Menschen die Unterschiede, um ihr Selbstwertgefühl am Leben zu halten. Wir gegen sie brachte das Blut in Wallung. Besser dieses verwirrende, uralte Spiel als der Blick in eine graue Zukunft.
Nachdenklich nahm Markham den Fußweg auf die würdevollen Türme der Stadt zu. Er war Amerikaner und dadurch von den subtilen Klassenritualen ausgenommen – ein Besucher auf Zeit. Ein Jahr hier hatte ihn an die unterschiedliche Sprache und die feinen Verhaltensunterschiede gewöhnt. Jetzt erkannte er Petersons skeptisch hochgezogene Augenbraue, begleitet von einem »Hmmm?«, als wohlgeschärfte soziale Waffe. Petersons gewandter Umgang mit der Sprache war sicherlich weit besser als der mechanische Quack-Quack amerikanischer Beamter, die jede Information »Input« nannten, immer »ein Problem ansprachen«, Vorschläge als »Paket« einbrachten und sich im »Dialog« mit Zuhörergruppen engagierten; wenn man sich solchem phrasenhaften Gesprächsstil widersetzte, taten sie das als »reine Semantik« ab.
Mit heftiger Bewegung versenkte Markham die Hände in den Taschen und ging weiter. Seit Tagen plagte er sich mit einer umfangreichen Besprechung in mathematischer Physik, und ein langer, einsamer Spaziergang sollte ihm helfen, sich zu entspannen. Er kam an einer Baustelle vorbei, wo Schimpansen in Overalls Steine schleppten. Bemerkenswert, was die Tüftelei mit DNS in den letzten Jahren bewirkt hatte.
Als er sich der Schlange an einer
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