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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Bushaltestelle näherte, wurde seine Aufmerksamkeit erregt. Ein Schwarzer in Tennisschuhen stand am Ende der Schlange; seine Augen tanzten, und sein Kopf zuckte wie von Drähten gezogen. Markham trat nahe an ihn heran und flüsterte: »Ein Bobby kommt um die Ecke.« Als er weiterging, erstarrte der Mann. »Hä? Was?« Hektisch blickte er sich um – und rannte in die entgegengesetzte Richtung. Markham lächelte. Es war die gewöhnliche Taktik zu warten, bis der Bus hielt und alle sich aufs Einsteigen konzentrierten. Dann riss man einigen Frauen die Handtaschen weg und rannte schnell davon. Bevor die Menge ihre Aufmerksamkeit auf die neue Situation lenken konnte, war der Übeltäter schon mehrere Straßen weiter. Das gleiche Manöver hatte Markham in Los Angeles gesehen. Mit leichten Gewissensbissen gestand er sich ein, dass er die Situation nicht erkannt hätte, wäre der Mann kein Schwarzer gewesen.
    Er ging durch die High Street. Wie durch Magie erschienen Bettlerhände, sobald sein amerikanisches Jackett erkannt wurde, und verschwanden flink, wenn sein Blick sich verfinsterte. An der Ecke von St. Andrews war Barretts Friseurgeschäft, über dessen Eingang ein verblichenes Schild verkündete: »Barrett ist willens, alle Männer zu rasieren, die sich nicht selbst rasieren wollen, und nur diese.« Markham lachte. Einer der Insider-Scherze in Cambridge, eine Referenz an die logischen Spielereien Bertrand Russells und der Mathematiker des vorigen Jahrhunderts. Das brachte ihn zu dem Problem zurück, das ihn im Moment beschäftigte – die verwirrenden Begleitumstände von Renfrews Experimenten.
    Die auf der Hand liegende Frage war: »Und was ist mit Barrett? Wer kann den armen Barrett rasieren?« Wenn Barrett sich selbst rasieren wollte und das Schild die Wahrheit verkündete, dann wollte er sich nicht rasieren. Und wenn Barrett sich nicht selbst rasieren wollte, dann war er, wenn man dem Schild folgte, willens, sich selbst zu rasieren. Russell hatte dieses Paradox erfunden und es zu lösen versucht, indem er einführte, was er als »Meta-Schild« bezeichnet hatte, und auf dem stand: »Barrett soll aus der Klasse der Männer ausgeschlossen sein, auf die sich das erste Schild bezieht.« Für Barrett war das Problem damit leicht gelöst, aber in der wirklichen Welt waren die Dinge nicht so einfach. Petersons Vorschlag, die Bank-Botschaft nicht abzusenden, hatte Markham mehr irritiert, als er zeigen wollte. Das Problem der Tachyonentheorie war, dass die Vorstellung von der Kausalschleife mit der menschlichen Wahrnehmung einer Vorwärtsbewegung der Zeit nicht übereinstimmte. Was wäre, wenn sie die Botschaft tatsächlich nicht sendeten? Die hübsche kleine Schleife mit den Pfeilen, die von der Zukunft in die Vergangenheit und wieder zurück flogen, war nicht ohne Mängel. Sie enthielt keine Menschen. Das Ziel der modernen physikalischen Theorie war, die Realität als unabhängig vom Betrachter einzuschätzen – zumindest, solange die Quantenmechanik nicht einbezogen wurde. Aber wenn Peterson sich in der Kausalschleife befand, war er in der Lage, jederzeit seine Meinung zu ändern und die ganze Sache zu verändern. Oder tat er das schon? Markham blieb stehen und betrachtete durch das trübe Glas einen Jungen, dessen Bernsteinhaar geschnitten wurde. Wo war in diesem Verwirrspiel der freie menschliche Wille?
    Die Gleichungen waren stumm. Wie würde ihre Umgebung sich verändern, wenn Renfrew Erfolg hatte? Plötzlich sah Markham vor seinem geistigen Auge eine Welt, in der es die Ozeanblüte einfach nicht gab. Er, Renfrew und Peterson würden aus dem Cav kommen und feststellen, dass niemand wusste, wovon sie redeten. Ozeanblüte? Das haben wir schon vor Jahren gelöst. Dann wären sie Verrückte, ein Trio von Sonderlingen, die derselben Täuschung unterlagen. Aber um folgerichtig zu sein, sagten die Gleichungen aus, dass die Ausstrahlung der Botschaft keinen allzu großen Effekt haben konnte . Sie konnte die Ursache für die Tachyonensendung nicht aus der Welt schaffen. Folglich musste es ein in sich stimmiges Bild geben, in dem Renfrew den auslösenden Einfall hatte und sich an den Weltrat wandte – und doch …
    Mit einem Schütteln löste Markham sich aus seiner Stimmung. Ein seltsames Frösteln lief durch seinen Körper. Das Problem lag noch tiefer, es fehlten entscheidende physikalische Voraussetzungen.
    Mit schnellen Schritten ging er weiter. Auf der großen Grünfläche von Parker’s Piece nahm ein Cricketspiel

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