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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Newtons Sache treu ergeben. Aber dann hatte er die letzte Zahl Coopers überprüft und es war nichts mehr zu tun. Der Moment ging vorüber. Er sank in die Welt zurück.
    »Haben Sie die Zusammenfassung, die Sie für Ihre Prüfung schreiben sollten?«, fragte er Cooper.
    »O ja. Fast fertig. Morgen gebe ich sie Ihnen.«
    »Gut. Gut.« Er zögerte, wollte noch nicht gehen. »Sagen Sie – haben Sie nichts anderes als normale Resonanzkurven? Keine …«
    »Botschaft?« Cooper lächelte leicht. »Nein, keine Botschaft.«
    Gordon nickte, blickte sich abwesend um und ging.
     
    Er kehrte nicht zu seinem Büro zurück, sondern nahm den Weg zur Physik-Bibliothek. Sie befand sich im Parterre des B-Gebäudes und vermittelte einen Eindruck diffuser Flüchtigkeit. Verglichen mit den geweihten Fluren in Columbia wirkte an der UCLJ alles so, und jetzt war sogar die Rede davon, dass der Campus einen anderen Namen erhalten würde. La Jolla sollte nach San Diego eingemeindet werden. Der Stadtrat sprach von Einsparungen bei der Feuerwehr und der Polizei, aber Gordon schien es eher ein weiterer Schritt der Homogenisierung, der Losangelisierung dessen, was bisher eher verträumt und idyllisch gewesen war. UCLJ würde also UCSD werden, und damit wäre mehr als ein Name verloren.
    Eine Stunde verbrachte er damit, die neuesten Physikjournale durchzustöbern, und dann blätterte er noch ein paar Hinweise zu speziellen Fragen nach. Nach einer Weile hatte er keine richtige Beschäftigung mehr, und bis zum Mittagessen war es noch eine Stunde. Irgendwie widerstrebend kehrte er in sein Büro zurück. Er ging nicht zum dritten Stock hoch, um sich seine Morgenpost zu holen, sondern nahm den Weg zwischen Physik- und Chemiegebäude, auf dem er den verrückten Architektentraum von einer verbindenden Brücke unterquerte. Die anmutigen Muster aus verknüpften Sechsecken zogen die Augen auf sich, das musste er zugeben. Aber irgendwie bereitete der Anblick Unbehagen, die Konstruktion sah aus wie ein Gerüst für eine riesige Insektenhöhle – ein Entwurf für ein Wespennest der Zukunft.
    Es überraschte ihn nicht, die Tür zu seinem Büro offen vorzufinden, denn gewöhnlich ließ er sie offen stehen. Der eine Unterschied, den er in den Verhaltensmustern von Natur- und Geisteswissenschaftlern bemerkt hatte, betraf die Türen: Geisteswissenschaftler schlossen sie und vereitelten so Zufallsbegegnungen. Gordon fragte sich, ob das eine tiefere psychologische Bedeutung hatte oder ob die Geisteswissenschaftler, was wahrscheinlicher war, verschleiern wollten, wann sie auf dem Campus waren. Soweit Gordon es beurteilen konnte, war die Antwort: selten. Sie schienen alle zu Hause zu arbeiten.
    Isaac Lakin stand mit dem Rücken zur Tür in Gordons Büro und betrachtete das Wespengerüst über dem Fenster. »Oh, Gordon«, sagte er und wandte sich um. »Ich habe Sie gesucht.«
    »Ich kann mir denken, warum.«
    Lakin setzte sich auf die Schreibtischkante, Gordon blieb stehen.
    »Ach?«
    »Die Schriffer-Geschichte.«
    »Ja.« Lakin blickte nach oben und schürzte die Lippen, als suche er sorgfältig nach den richtigen Worten.
    »Es wurde mir aus den Händen genommen«, leistete Gordon Hilfestellung.
    »Ja, das fürchte ich auch.«
    »Schriffer hatte versichert, mich und UCLJ aus den Nachrichten herauszuhalten. Das einzige Ziel war, die Zeichnung publik zu machen.«
    »Nun, er hat noch mehr bewirkt.«
    »Wie das?«
    »Ich hatte eine Anzahl von Anrufen. Wären Sie in Ihrem Büro geblieben, wäre es Ihnen ebenso gegangen.«
    »Von wem?«
    »Kollegen. Leuten, die an Kernresonanzen arbeiten. Sie wollen alle wissen, was los ist. Ich könnte hinzufügen: Ich auch.«
    »Nun …« Gordon schilderte die zweite Botschaft und wie Schriffers Beteiligung zustande kam. »Ich fürchte, Saul hat die Sache weitergetrieben, als es richtig war, aber …«
    »Das würde ich wohl meinen. Unser Vertragsmentor hat ebenfalls angerufen.«
    »Na und?«
    »Na und ? Sicher, er hat nicht viel Einfluss. Aber unsere Kollegen haben ihn. Sie stimmen mit.«
    »Und noch einmal: Na und?«
    Lakin meinte achselzuckend: »Sie werden Schriffers Schlussfolgerungen bestreiten müssen.«
    »Hm? Wieso?«
    »Weil sie falsch sind.«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Sie sollten keine Behauptungen aufstellen, die Sie nicht beweisen können.«
    »Aber sie zu leugnen, wäre ebenfalls falsch.«
    »Halten Sie seine Hypothese für wahrscheinlich?«
    »Nein.« Unruhig trat Gordon von einem Fuß auf den anderen. Er hatte

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