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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Mein Gott, als nächstes wird er neben dir auf der Couch sitzen und über seine Kindheitserlebnisse plappern.«
    »Ich habe den Mann nie kennengelernt«, sagte sie steif.
    »Genau. Siehst du, unser Gespräch hat keine Grundlage.«
    »Du bist es, über den wir sprechen, Du…«
    »Nun mach mal halblang! Marjo, altes Haus, du bist dir nicht bewußt, daß niemand irgend etwas über diese Experimente weiß. Du kannst mir nicht vorwerfen, daß ich zuviel Reklame dafür mache. Und außerdem schien Peterson über die Störungen, die wir haben, ebenso besorgt wie ich; vielleicht habe ich ihn also mißverstanden.«
    »Jemand stört euch?«
    »Nein, nein, etwas. Eine Menge Störeinflüsse. Aber ich werde sie herausfiltern. Genau daran wollte ich heute nachmittag arbeiten.«
    Entschlossen sagte Marjorie: »Die Quecksilberjagd!«
    Sie schaltete das Radio an, aus dem es blechern tönte: »Ihr Schatz wird zum Schatzgräber, beim neuen Job-Sharing-Plan! Jawohl, ein Paar, das sich einen Arbeitsplatz teilt, kann gegen die derzeitige…«
    Renfrew schaltete es aus. »Gar nicht so schlecht, aus dem Haus zu kommen«, sagte er spitz.
     
    Er radelte mit Johnny zum Cav. Renfrew verzog sein Gesicht zur Grimasse, als sie an Bauernhäusern vorbeikamen, die von Squattern übernommen worden waren. Einige hatte er aufgesucht, um das Paar zu finden, das Marjorie so in Angst versetzt hatte. Sie hatten ihm böse Blicke zugeworfen und ihn weggescheucht. Der Wachtmeister war auch keine Hilfe gewesen.
    Als sie an eingefallenen Mauern einer Scheune vorbeiradelten, roch Renfrew beißenden Kohlequalm. Jemand verbrannte die gesetzlich verbotene minderwertige Qualität, aber es stieg kein bläulicher Rauch auf, der den Wachtmeister hätte auf die Spur führen können. Das war wieder typisch. Sie gaben gutes Geld für Geräte aus, die die sichtbaren Emissionen verhinderten, und sparten die Kosten umgehend durch billigen Brennstoff ein. Renfrew hatte gehört, daß ansonsten achtbare Menschen genau mit solchem Verhalten prahlten; wie Kinder, die kleinen verbotenen Unarten frönten. Das waren die gleichen Menschen, die ihre Flaschen und Dosen auf große Müllhalden in den Wald warfen, statt sie dem Recycling-Programm zuzuführen. Manchmal glaubte er, die Angehörigen der schrumpfenden Mittelklasse seien die einzigen, die die Vorschriften beachteten.
    Beim Cav angekommen, strolchte Johnny durch die dunklen Flure, während Renfrew einige Aufzeichnungen holte. Johnny überredete ihn, schnell zum Institut für Astronomie auf der anderen Seite der Madingley Road zu radeln. Früher hatte der Junge oft dort gespielt und sah es jetzt, da es geschlossen war, nur noch selten. Tiefe Schlaglöcher klafften in der Straße; hier waren die Panzer gefahren, die den Aufruhr von ’96 unterdrückt hatten. Renfrew fuhr in eines hinein, ein Schlammfleck auf seiner Hose war die Folge. Sie radelten am Verwaltungsgebäude des Instituts vorbei. Die übergroßen Fenster erinnerten an den einst populären amerikanischen Stil aus den Jahren des Ölreichtums. Dann ging es weiter zum Hauptgebäude, einem Sandsteinbau aus dem 19. Jahrhundert mit einer antiquierten astronomischen Kuppel über den Etagen, die Bibliothek, Büros und Sternkarten-Archive beherbergten. Auf dem Weg kamen sie an der kleinen Kuppel und den Maschinenhallen vorbei, deren Fenster von Lehmspritzern fleckig waren. Unter ihren Reifen spritzte Kies zur Seite, als sie die lange Zufahrt entlangradelten. Die hellen Fenstereinfassungen umrahmten schwarze Innenräume. Renfrew bog gerade in den Weg ein, der den Hang hinunter zur Madingley Road führte, als die großen Tore sich ächzend öffneten. Ein kleingewachsener Mann spähte heraus. Er trug einen Anzug mit Weste und eine sorgfältig gebundene Regimentskrawatte. Der Mann, der in den Sechzigern war, musterte sie durch dickwandige Brillengläser. »Sie sind nicht der Wachtmeister«, sagte er überrascht.
    Renfrew, der diese Tatsache für nur zu offensichtlich hielt, blieb stehen, sagte aber nichts. »Mr. Frost!« rief Johnny. »Erinnern Sie sich an mich?«
    Frost runzelte die Stirn, dann lächelte er. »Johnny, ja, ich hab’ dich seit Jahren nicht mehr gesehen. Bei den Beobachtungsabenden bist du so regelmäßig wie die Sterne gekommen.«
    »Bis Sie sie eingestellt haben«, meinte der Junge vorwurfsvoll.
    »Das Institut ist geschlossen«, entschuldigte Frost sich und beugte sich vor, um Johnny ins Gesicht zu blicken. »Es gab kein Geld mehr.«
    »Aber Sie sind noch

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