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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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›profunden Laxheit des privaten Verhaltens‹ – wurde mir eröffnet! Diese neuen Typen schlagen den Weg zurück ein: Maßhalten bei Essen und Trinken, strikte Körperertüchtigung, eine ablehnende Haltung gegenüber der Freizeit und ein tiefes Mißtrauen gegenüber ästhetischen und sinnlichen Aspekten – insbesondere in bezug auf die Sexualität.
    Sittliche Betriebsamkeit! – das ist das Gebot des Tages.«
    Ich verspürte nostalgische Anwandlungen. »Ich schätze, daß sich damit die Aussichten für die Zukunft des Empire im Leicester Square deutlich verschlechtern.«
    »Schon geschlossen! Niedergerissen! – um Platz für ein Eisenbahn-
    Planungsbüro zu schaffen.
    Und das ist erst der Anfang. In der nächsten Phase wird es erst richtig losgehen.
    Wir werden die schmerzlose Beseitigung der ›betrüblicheren Arten von Defekte‹
    erleben – wohlgemerkt, dies sind nicht meine eigenen Worte! – und auch die Steri-lisierung einiger Menschen, die andernfalls Merkmale weitergegeben hätten, die, ich zitiere, ›schlicht unerwünscht‹ sind.
    In einigen Teilen Großbritanniens hat dieser Säuberungsprozeß offenbar schon begonnen. Sie verwenden ein Gas mit der Bezeichnung Pabst's Kinetogene ...
    Nun. Ihr seht, daß sie anfangen, das menschliche Erbgut zu manipulieren.«
    Nebogipfel nickte. »Diese Leute sind in all den Strömen der Zeit nicht die einzigen, die solchen Träumen nachhängen: Generation um Generation eine neue Spezies zu produzieren, die sich immer weiter vom Homo Sapiens entfernt...«
    »Hm«, äußerte ich, »ich betrachte eine solche Normalisierung mit großem Miß-
    trauen. Wäre es wirklich so erstrebenswert, daß die Zukunft der Menschheit von der ›Toleranz‹ der Engländer von 1938 abhängt? Sollte sie wirklich ihren langen Schatten über die kommenden Millionen Jahre werfen?«
    »Seht ihr, es ist alles Planung«, resümierte Moses. »Und die einzige Alternative besteht nach ihren Worten in einem Rückfall in die chaotische Barbarei – in animalische Beliebigkeit und letztliche Auslöschung.«
    Ich schaute Nebogipfel fragend an. »Sind die Menschen – die modernen Menschen – überhaupt zu solchen epochalen Taten imstande?«
    Er rückte die Brille zurecht und blickte mich offen an. »Es wird Blutvergießen und Konflikte in einem bisher unvorstellbaren Maßstab geben – selbst gemessen an diesem langen, schrecklichen Krieg – wenn sich die Mehrheit der Welt dagegen wehrt, sich von diesen Alliierten Technokraten einen unausgegorenen Plan auf-zwingen zu lassen.«
    Mein Blick traf sich mit dem von Moses, und ich erkannte dort einen gewissen heiligen Zorn, eine Wut auf die Dummheit der Menschheit, die auf meiner eigenen, jüngeren Seele lastete. Ich hatte der planlosen Weiterentwicklung der Zivilisation schon immer skeptisch gegenübergestanden, denn ich hatte den Eindruck, daß dieser ganze fragile Überbau eines Tages über seinen hirnlosen Erbauern einstürzen würde. Und diese Sache mit dem Modernen Staat hielt ich für eine extreme
    Dummheit, die nach dem, was ich gehört hatte, wohl nur in einem Krieg enden
    konnte! Es war, als ob ich Moses' Gedanken von seinen Augen ablesen könnte – er hatte seine Freak-Klamotten abgelegt und sich in eine jüngere Version von mir verwandelt, die mir jetzt auch äußerlich eher entsprach – und ich hatte mich ihm nie näher gefühlt, seit wir uns begegnet waren.
    »Nun gut«, meinte ich dann, »die Sache ist entschieden. Ich glaube, daß niemand von uns eine solche Zukunft tolerieren könnte.« Die anderen schüttelten den Kopf, und ich erneuerte meine Entschlossenheit, diesen Zeitreisen ein für allemal ein Ende zu bereiten. »Wir müssen fliehen. Aber wie ...«
    Und dann, noch bevor ich die Frage ausformuliert hatte, erbebte das Haus.
    Ich wurde zu Boden geschleudert und knallte fast mit dem Kopf gegen den Tisch.
    Es rumpelte – ein tiefes Knallen, wie eine zugeschlagene Tür, tief im Innern der Erde. Die Lampen flackerten, erloschen aber nicht. Überall um mich herum ertönten Schreie – der arme Filby wimmerte – und ich hörte das Klirren von Glas und das Klappern umstürzender Möbel.
    Das Gebäude schien sich wieder zu beruhigen. Hustend, denn eine außerordentliche Staubwolke war aufgewirbelt worden, mühte ich mich auf die Füße. »Seid ihr alle in Ordnung? Moses? Morlock?«
    Moses kümmerte sich bereits um Nebogipfel. Der Morlock schien unverletzt,
    aber er war unter einem umgekippten Bücherschrank eingeklemmt.
    Ich überließ sie

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