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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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seiner Meinung nach würde es noch
    einige Zeit dauern, bis unsere kleine Kolonie in der Lage war, Erz zu schmelzen.) Aber wir fanden keine weiteren Überlebenden mehr; die zwei Frauen in ihrem
    Fahrzeug waren die letzten, die sich uns anschlossen.
    Trotzdem hielten wir das Signalfeuer Tag und Nacht am Brennen, auch als schon lange keine realistische Aussicht auf weitere Überlebende mehr bestand.
    Alles in allem hatten von den hundertzwölf Expeditionsteilnehmern einundzwanzig Personen – elf Frauen, neun Männer, und Nebogipfel – den Bombenangriff und den Feuersturm überlebt. Von Guy Gibson fand sich keine Spur, und auch der
    Gurkha-Doktor blieb verschwunden.
    So beschäftigten wir uns mit der Versorgung der Verwundeten, mit der Suche
    nach den Dingen des täglichen Bedarfs und mit Überlegungen, wie unsere Kolonie in Zukunft aussehen sollte... denn nach der Zerstörung der Juggernauts wurde uns allen recht schnell klar, daß wir nicht mehr in unser Ausgangsjahrhundert zurückkehren konnten: die Erde des Paläozäns würde unser Grab werden.

Eine neue Siedlung
    Vier weitere starben kurz nach ihrer Einlieferung in das Lager an Brandwunden und anderen Verletzungen. Wenigstens schienen ihre Qualen nur kurz zu sein, und ich fragte mich, ob Nebogipfel seine improvisierten Medikamente nicht vielleicht irgendwie gepanscht hatte, um die Leiden der Betroffenen zu verkürzen.
    Ich behielt diese Spekulationen indessen für mich.
    Jeder Verlust traf unsere kleine Kolonie hart. Ich selbst fühlte mich benommen, als ob meine Seele sich im Griff eines solchen Schreckens befände, daß sie zu weiteren Reaktionen nicht mehr imstande wäre. Ich beobachtete, wie die zerschla-genen jungen Soldaten in ihren zerlumpten, blutigen Uniformresten ihr trauriges Tagewerk verrichteten; und ich wußte, daß diese neuen Todesfälle inmitten des brutalen, primitiven Schmutzes jeden von ihnen zwang, sich immer wieder von
    neuem seiner oder ihrer Sterblichkeit bewußt zu werden.
    Und es kam noch schlimmer: nach einigen Wochen begann eine neue Krankheit
    in unseren ausgedünnten Reihen zu wüten. Sie befiel einige von denen, die schon verwundet waren, und leider auch andere, die das Bombardement heil überstanden hatten. Die Symptome waren erschreckend: Erbrechen, Blutungen aus allen Körperöffnungen, Haarausfall, Verlust von Fingernägeln und sogar der Zähne.
    Nebogipfel nahm mich beiseite. »Es ist so, wie ich befürchtet habe«, flüsterte er.
    »Es ist eine Krankheit, die durch die Einwirkung der Carolinum-Strahlung verursacht wird.«
    »Ist irgend jemand von uns sicher davor – oder werden wir alle sterben?«
    »Wir haben keine Möglichkeit zu ihrer Behandlung und können höchstens einige der schlimmsten Symptome lindern. Und was die Sicherheit betrifft...«
    »Ja?«
    Er schob die Hände hinter die Maske und rieb sich die Augen. »Es gibt kein sicheres Niveau der Radioaktivität«, erklärte er. »Es gibt nur Risikoabstufungen –
    und den Zufall. Wir können alle überleben – oder auch alle sterben.«
    Ich fand das höchst beunruhigend. Diese jungen Körper – schon vernarbt durch die Jahre des Krieges – jetzt zerbrochen im Sand liegen zu sehen, so zugerichtet von der Hand eines Mitmenschen, und nur mit der unzulänglichen Pflege eines
    Morlocks – eines gestrandeten Alien –, der ihre Wunden behandelte... Ich schämte mich für meine Rasse, und für mich selbst.
    »Weißt du, früher einmal«, erzählte ich Nebogipfel, »hätte ein Teil von mir sicher argumentiert, daß der Krieg letztlich dem Guten dienen könnte – weil er die verknöcherten Strukturen der Alten Weltordnung aufbrechen und der Welt den
    Weg für Veränderungen bereiten könnte. Und außerdem habe ich einmal an eine der Menschheit innewohnende Weisheit geglaubt: daß nach dem Anblick einer
    solchen Vernichtung in einem Krieg wie diesem ein gewisser gesunder Menschenverstand einsetzen und all dem ein Ende machen würde.«
    Nebogipfel rieb sein haariges Gesicht. »›Gesunder Menschenverstand‹?« fragte er maliziös.
    »Nun, das habe ich mir wenigstens vorgestellt«, erwiderte ich. »Aber ich hatte ja auch keine Ahnung vom Krieg – jedenfalls nicht von einem richtigen. Wenn die Menschen einmal beginnen, aufeinander loszugehen, wird sie nur sehr wenig stop-pen, bis sie von Erschöpfung und Verschleiß übermannt werden! Jetzt erkenne ich, daß Krieg keinen Sinn hat – nicht einmal im Falle des Sieges ...«
    Doch auf der anderen Seite, sagte ich Nebogipfel,

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