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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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seiner letzten Reise wie eine Karre durch den Sand.
    Auf diese Art schleppten wir uns am Strand entlang, wir vierzehn Überlebenden, mit unserer zerlumpten Bekleidung und den oberflächlich versorgten Wunden.
    Wenn ein unbeteiligter Beobachter diesen kleinen Treck beobachtet hätte, wäre er wohl kaum zu dem Schluß gekommen, daß diese abgerissene Truppe von Überlebenden in diesem Zeitalter die einzigen Repräsentanten einer Spezies waren, die eines Tages ganze Welten zerschmettern würde!
    Der Platz unserer neuen Kolonie war so weit vom ersten Lager der Expedition
    entfernt, daß der Wald hier keine nennenswerten Schäden aufwies. Das Bombardement konnten wir allerdings doch nicht vergessen; denn nachts war noch immer dieses purpurne Glühen im Osten zu sehen – Nebogipfel behauptete, daß es noch viele Jahre anhalten würde – und, erschöpft von des Tages Mühen, setzte ich mich oft an den Rand des Lagers, weg von den Lichtern und den Unterhaltungen der
    anderen, und beobachtete den Aufstieg der Sterne über diesem von Menschenhand geschaffenen Vulkan.
    Zuerst war unser neues Lager arg provisorisch – nur wenig mehr als eine Reihe Unterstände, die aus Bruchholz und Palmwedeln zusammengestoppelt worden waren. Doch als wir uns dort einrichteten und die Versorgung mit Nahrung und Wasser sichergestellt war, wurde ein ehrgeizigeres Aufbauprogramm aufgelegt. Erste Priorität hatte übereinstimmend eine Versammlungshalle, die so groß war, daß wir alle im Falle eines Sturms oder einer anderen Katastrophe dort unterkommen
    konnten. Die neuen Kolonisten machten sich mit Elan an die Errichtung dieses Gebäudes. Sie befolgten dabei die ungefähren Vorgaben, die ich für den Bau meiner eigenen Hütte erstellt hatte: eine hölzerne Plattform auf einem stelzenartigen Fundament; nur waren die Abmessungen etwas ambitionierter.
    Neben unserem Fluß wurde ein Feld gerodet, so daß Nebogipfel die geduldige
    Kultivierung von Nutzpflanzen überwachen konnte, die aus der ursprünglichen
    Flora gezüchtet wurden. Ein erstes Boot – ein grob gezimmerter Einbaum – wurde gebaut, so daß wir zum Fischen aufs Meer hinausfahren konnten.
    Mit viel Mühe fingen wir schließlich eine kleine Diatryma- Familie ein und sperrten sie in ein Gehege. Obwohl diese Viecher mehrmals ausbrachen und einen ziemlichen Schaden in der Kolonie anrichteten, fingen wir sie jedesmal wieder ein und zähmten sie. Denn das Fleisch und die Eier, die eine domestizierte Diatryma-Schar liefern würden, waren eine verlockende Aussicht, und die Diatrymas wurden sogar versuchsweise vor den Pflug gespannt.
    Die Kolonisten begegneten mir ständig mit einem gewissen höflichen Respekt,
    der meinem Alter auch gebührte – das nehme ich für mich in Anspruch! – und
    meiner größeren Erfahrung im Paläozän. Doch der mit dem Dschungel-
    Überlebenstraining gekoppelte Einfallsreichtum der jüngeren Leute ermöglichte es ihnen recht schnell, mein begrenztes Verständnis zu überflügeln; und bald registrierte ich ein gewisses tolerantes Amüsement in ihrem Umgang mit mir.
    Was Nebogipfel betraf, so blieb er aus begreiflichen Gründen so etwas wie ein Einsiedler in dieser Gesellschaft aus jungen Menschen.
    Als erst einmal die drängendsten medizinischen Probleme gelöst waren und seine Zeit weniger in Anspruch genommen wurde, begann Nebogipfel, Zeit außerhalb
    der Kolonie zu verbringen. Er suchte unsere alte Hütte auf, die noch immer einige Meilen nordöstlich am Strand stand; und er brach zu ausgedehnten Erkundungen in den Wald auf. Er weihte mich nicht in den Zweck dieser Unternehmungen ein. Ich erinnerte mich an die Zeitmaschine, an deren Konstruktion er sich vor der Ankunft des Expeditionskorps versucht hatte, und ich vermutete, daß er sich jetzt erneut mit einem solchen Projekt befaßte; aber ich wußte auch, daß das Plattnerit der Kampffahrzeuge des Korps bei dem Bombenangriff vernichtet worden war, so daß ich
    keinen Sinn in einer weiteren Verfolgung dieses Plans erkennen konnte. Dennoch bedrängte ich Nebogipfel nicht wegen seiner Aktivitäten, weil er nämlich von uns allen der Isolierteste war – am weitesten von der Gesellschaft seiner Rasse entfernt
    – und deshalb vielleicht mit dem größten Bedarf an Toleranz.
    Die Errichtung von Alt-London
    Trotz der Torturen, die sie erduldet hatten, waren die Kolonisten junge Leute, sie waren widerstandsfähig und für große Ziele zu begeistern. Allmählich – als die Strahlenkrankheit keine weiteren Opfer

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