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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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ein paar Jahre in die Zukunft reisen.«
    Ich dachte über diese Option nach. In mancherlei Hinsicht hätte es durchaus seine Vorzüge gehabt, in diese lauschige Zeit zurückzukehren, zu meinem Umfeld
    aus Besitztümern, Mitmenschen und wissenschaftlichen Leistungen. Und ich hätte mich wieder an der Gesellschaft einiger meiner alten Kumpels erfreuen können –
    Filby und die anderen. Aber...
    »Ich hatte einen Freund im Jahre 1891«, sagte ich zu Nebogipfel. (Dabei dachte ich an den Schriftsteller.) »Er war ein junger Bursche. In mancherlei Hinsicht ein seltsamer Kerl – sehr intensiv – und doch betrachtete er alles auf eine ganz besondere Art...
    Er schien die Dinge in ihrem Gesamtzusammenhang zu sehen – über das Hier und Jetzt hinaus, das uns alle so beschäftigt – und das schnell: die Trends, die Tie-fenströmungen, die uns mit der Vergangenheit und Zukunft verknüpfen. Er mußte wohl die Kleinheit der Menschen vor dem großen Hintergrund der Evolution begriffen haben – und ich glaube, daß er deswegen nur wenig Geduld mit der Welt hatte, an die er gefesselt war, mit den endlosen, langsamen gesellschaftlichen Entwicklungen – und sogar mit seiner eigenen, schwachen Existenz.
    Er schien ein Fremder in seiner eigenen Zeit zu sein, verstehst du«, schloß ich.
    »Und genauso würde ich mich auch fühlen, wenn ich zurückginge. Zeitlos. Denn egal, wie solide diese Welt auch scheint, würde ich immer daran denken, daß sie von Tausenden mehr oder weniger unterschiedlicher Universen umgeben ist – allesamt unerreichbar.
    Ich vermute, daß ich zu einem Monster geworden bin... Meine Freunde sollen
    glauben, daß ich in der Zeit verschollen bin, und um mich trauern, wenn ihnen danach ist.«
    Noch während unserer Unterhaltung hatte ich einen Entschluß gefaßt. »Ich habe noch eine Berufung. Ich habe die Aufgabe, die ich mir bei meinem zweiten Aufbruch in die Zeit selbst gestellt hatte, noch nicht erfüllt. Hier ist ein Kreis geschlossen worden – aber ein anderer ist noch offen, wobei seine Enden weit in die Zukunft reichen...«
    »Ich verstehe«, sagte der Morlock.
    Ich kletterte auf den Sattel der Maschine.
    »Aber was wird aus dir, Nebogipfel? Willst du mit mir kommen? Ich könnte mir dort eine Rolle für dich vorstellen – und ich möchte dich nicht hier aussetzen.«
    »Danke – aber nein. Ich werde nicht lange hier bleiben.«
    »Wohin wirst du gehen?«
    Er hob den Kopf. Der Regen ließ jetzt nach, aber ein dünner Schleier aus Tropfen fiel noch immer aus dem heller werdenden Himmel und benetzte seine großen Augen. »Ich bin mir auch bewußt, daß Kreise geschlossen worden sind«, meinte er.
    »Aber ich will noch wissen, was jenseits dieser Kreise liegt...«
    »Wie meinst du das?«
    »Wenn du hierher zurückgekehrt wärst und dein jüngeres Ich erschossen hättest –
    nun, dann gäbe es keinen kausalen Widerspruch: statt dessen würdest du eine neue Historie erzeugen, eine weitere Variante in der Multiplizität, in der du als junger Mann von einem Fremden getötet wurdest...«
    »Das alles ist mir mittlerweile völlig klar. Wegen der Existenz der Multiplizität kann innerhalb einer Einzel-Historie keine Paradoxie auftreten.«
    »Aber«, fuhr der Morlock ruhig fort, »die Beobachter haben dich hierher gebracht, damit du das Plattnerit deinem eigenen Ich übergeben konntest – somit konntest du die Ereignisabfolge initiieren, die zur Entwicklung der Zeitmaschine und der Genese der Multiplizität führte. Es gibt also noch einen größeren Kreis, der sich geschlossen hat – die Multiplizität selbst.«
    Ich erkannte, worauf er hinauswollte. »Es gibt tatsächlich eine Art geschlossener Kausalitätsschleife«, sagte ich, »eine Schlange, die sich in den Schwanz beißt...
    Die Multiplizität hätte nicht entstehen können, wenn es die Multiplizität nicht schon von vornherein gegeben hätte!«
    Nebogipfel meinte, die Beobachter gingen davon aus, daß die Auflösung dieser Finalen Paradoxie die Existenz mehrerer Multiplizitäten vorausetzte: eine Multiplizität der Multiplizitäten! »Es ist logisch notwendig, die Kausalschleife aufzulö-
    sen«, sagte Nebogipfel, »genauso wie unsere Multiplizität erforderlich war, um die Paradoxien einer einzigen Geschichte aufzulösen.«
    »Aber – verdammt, Nebogipfel! Diese Vorstellung macht mich völlig irre. Parallele Ensembles von Universen – ist das überhaupt möglich?«
    »Mehr als nur möglich«, erwiderte er. »Und die Beobachter planen, dorthin zu

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