Zeitschiffe
armen
Weena verhalten hatte –, sich in einer so gefahrvollen Zeit auf eine derartige Expedition zu begeben.
Nun, dachte ich mit einer gewissen Grimmigkeit, jetzt war ich zurückgekehrt; und ich war entschlossen, entweder die Fehler meiner Vergangenheit zu bereinigen oder bei diesem Versuch unterzugehen.
Ruckend fiel die Maschine aus dem grauen Wallen, und Sonnenlicht überflutete mich, schwer und warm und plötzlich. Die chronometrischen Anzeigen standen
still: es war der Tag 292495940 – exakt der Tag im Jahre 802701 n. Chr., an dem ich Weena verloren hatte.
Da saß ich nun exponiert auf dem vertrauten Hügel. Das helle Licht der Sonne brannte herab, und ich mußte die Augen beschirmen. Weil ich die Maschine vom Garten hinter dem Haus anstatt vom Laboratorium aus gestartet hatte, befand ich mich jetzt vielleicht sechzig Fuß näher an diesem kleinen Rhododendron-Gebüsch als bei meiner ersten Landung hier. Hinter mir, ein Stück weiter hangaufwärts, sah ich das bekannte Profil der Weißen Sphinx mit ihrem für alle Zeiten eingefrorenen, undurchsichtigen ansatzweisen Lächeln. Das Bronzepodest war wie immer dick
mit Grünspan überzogen, obwohl ich erkennen konnte, daß bei meinen vergebli—
chen Versuchen, in die Kammer einzudringen und die gestohlene Zeitmaschine
wiederzuerlangen, die Intarsien an einigen Stellen flachgeklopft worden waren; und dort, wo die Morlocks meine Maschine in den Sockel geschleift hatten, war die Grasnarbe gefurcht und zerrissen.
Es war eine komische Vorstellung, daß diese andere Maschine jetzt gerade ein paar Yards entfernt in dieser dunklen Kammer stand, während ich auf dieser bis ins kleinste Detail perfekten Kopie saß, die im Gras glitzerte!
Ich demontierte die Steuerhebel, steckte sie ein und stieg von der Maschine ab.
Anhand der Position der Sonne schätzte ich, daß es vielleicht drei Uhr nachmittags war, und die Luft war warm und feucht.
Um einen besseren Überblick zu gewinnen, ging ich vielleicht eine halbe Meile in südöstlicher Richtung, zu der Erhebung, die Richmond Hill gewesen war. Zu meiner Zeit hatte sich dort die Terrasse befunden, mit ihrem teuren Grundstück und dem weiten Blick auf den Fluß und das Land im Westen; jetzt zog sich ein aufgelockertes Wäldchen über den Hügelkamm – von einer Terrasse war nichts zu sehen, und ich konnte mir vorstellen, daß selbst die Fundamente des Hauses durch die Aktivität der Baumwurzeln beseitigt worden sein mußten – aber trotzdem, genauso wie 1891, fiel das Land höchst anmutig nach Süden und Westen ab.
Da stand eine Bank aus diesem gelben Metall, das ich schon früher gesehen hat-te; es war zu Rost korrodiert, und die Armstützen gaben Aufschluß über das Aussehen der Wesen eines lange untergegangenen Mythos. Eine Nessel mit großen
Blättern, die einen schönen braunen Farbton aufwiesen, hatte sich dort breitge-macht, aber ich schob sie zurück – sie hatte keine Dornen – und ich setzte mich hin, denn mir war bereits warm, und ich schwitzte.
Die Sonne stand ziemlich tief am Himmel, im Westen, und ihr Licht brach sich an den verstreuten Gebäuden und den Gewässern, von denen die grüne Landschaft durchsetzt war. Wabernde Hitze lag über dem Land. Die Zeit und die geduldige Evolution der Geologie hatte diese Landschaft im Vergleich zu meiner Zeit verändert; aber ich konnte noch einige Landmarken identifizieren, auch wenn sie modifiziert worden waren. Und noch immer lag eine verträumte Schönheit über dem
vom Dichter besungenen ›unvergleichlichen Tal der Themse‹. Das silberne Band des Flusses hatte sich ein Stück von mir zurückgezogen; wie an früherer Stelle schon ausgeführt, hatte die Themse sich begradigt und verlief jetzt direkt von Hampton nach Kew. Und sie hatte sich tiefer in ihr Tal geschnitten; somit befand sich Richmond jetzt hoch über einem breiten Tal, etwa eine Meile vom Wasser
entfernt. Ich glaubte, Glover's Island als eine Art baumbestandener Knolle im Zentrum des alten Flußbettes auszumachen. Die Petersham Meadows hatten ihr altes Profil weitgehend beibehalten; jetzt lagen sie jedoch hoch über dem Wasserspiegel des Flusses, und ich konnte mir denken, daß sie nun viel weniger an eine
Marschlandschaft erinnerten als zu meiner Zeit.
Die großen Gebäude dieses Zeitalters standen verstreut in der Gegend, mit ihren komplexen Fassaden und hohen Säulen, elegant und verwaist: sie wirkten wie lange architektonische Knochen, die aus der grünbewachsenen Flanke des
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