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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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noch viel über uns lernen.«
    »Erzähl mir von der Sphäre!«
    »Es ist eine Sphäre um die Sonne.«
    Diese sieben einfachen Worte – schockierend! – und doch... Natürlich! Die Evolution der Sonne, die ich im Zeitraffer am Himmel verfolgt hatte, die Ausblendung des Sonnenlichts von der Erde – »Ich verstehe«, sagte ich zu Nebogipfel. »Ich habe ihren Bau beobachtet.«
    Die Augen des Morlocks schienen sich auf eine sehr menschliche Art zu weiten, während er diese unerwartete Neuigkeit verdaute.
    Und jetzt wurden mir auch andere Aspekte meiner Situation klar.
    »Du hast gesagt«, referierte ich Nebogipfel, »daß ich auf der Erde großen Schaden angerichtet hätte ... so in der Art.« Diese Aussage hörte sich sonderbar an, dachte ich jetzt – zumindest dann, wenn ich mich noch auf der Erde aufhalten wür-de. Ich hob den Kopf und schaute in das Licht. »Nebogipfel – unter meinen Füßen.
    Was sieht man da, durch diesen klaren Boden?«
    »Sterne.«
    »Keine Abbildungen, kein Planetarium...«
    »Sterne.«
    Ich nickte. »Und dieses Licht...«
    »Das ist Sonnenlicht.«
    Irgendwie hatte ich es ja geahnt. Ich wurde vom Licht einer Sonne beschienen, die vierundzwanzig Stunden am Tag im Zenit stand; ich befand mich auf einem
    Boden über den Sternen...
    Ich fühlte mich, als ob sich die Welt um mich drehen würde; mein Kopf war
    leicht, und ein leises Klingeln ertönte in den Ohren. Meine Abenteuer hatten mich bereits durch die Wüsten der Zeit geführt, aber jetzt – dank meiner Gefangenschaft bei diesen erstaunlichen Morlocks – hatte ich mich auch durch den Raum bewegt.
    Ich war nicht mehr auf der Erde – ich war zu der Solarsphäre der Morlocks gebracht worden.

Ein Dialog mit einem Morlock
    »Du sagst, daß du mit einer Zeitmaschine hierher gereist bist.« Rastlos strich ich über die kleine Scheibe aus Licht, die mein Gefängnis darstellte. »Das ist die präzi-se Bezeichnung. Es handelt sich um eine Maschine, die in beliebiger Richtung und Geschwindigkeit durch die Zeit reisen kann, ganz nach Wunsch des Maschinenführers.«
    »Du behauptest also, daß du mit dieser Maschine hierher gekommen bist, aus der entfernten Vergangenheit – die Maschine, die wir zusammen mit dir auf der Erde gefunden haben.«
    »Ja. Exakt«, erwiderte ich. Der Morlock schien Gefallen daran zu finden, für lange Stunden fast reglos dazustehen, während er sein Verhör durchführte. Doch ich bin ein Mensch modernen Zuschnitts, und unsere Mentalitäten waren nicht kom-patibel. »Zum Teufel, Kamerad«, sagte ich, »du hast doch selbst festgestellt, daß ich eine – wie hast du mich bezeichnet – archaische Konstruktion bin. Wie sonst, wenn nicht mit Zeitreise, könntest du meine Präsenz hier erklären, im Jahr 657208
    n. Chr.?«
    Diese großen, vorhangartigen Augenlider blinzelten träge. »Es gäbe durchaus ei-ne Reihe von Alternativen, von denen die meisten plausibler sind als eine Zeitreise.«
    »Als da wäre?« »Genetische Rückkreuzung.«
    »Genetisch?« Ich bin zwar nur Physiker, aber ich wußte in etwa, was er damit sagen wollte. »Du sprichst von den Mechanismen, auf denen die Vererbung beruht
    – durch die bestimmte Merkmale von Generation zu Generation weitergegeben
    werden.«
    »Es ist nicht ausgeschlossen, durch eine Mutationskette Repliken archaischer Genotypen zu erzeu gen.«
    »Du glaubst also, daß ich nicht mehr bin als eine Replik – rekonstruiert wie das fossile Skelett eines Urwelttieres in einem Museum? Ja?«
    »Es gibt Präzedenzfälle, obwohl nicht von menschlichen Formen deiner Qualität.
    Ja. Es ist möglich.«
    Ich fühlte mich beleidigt. »Und zu welchem Zweck hätte man mich wohl so zu—
    sammenstoppeln sollen?« Ich nahm meinen Streifzug durch den Käfig wieder auf.
    Der unangenehmste Aspekt dieses öden Platzes war das Fehlen von Wänden und
    das permanente Gefühl, daß ich keine Rückendeckung hatte. Lieber wäre ich in eine Gefängniszelle meiner eigenen Zeit gesteckt worden – ohne Zweifel primitiv und schmutzig, aber eingeschlossen. »Ich werde auf so etwas erst gar nicht an-springen. Das ist ausgemachter Unsinn. Ich habe eine Zeitmaschine konstruiert und gebaut und bin dann mit ihr hierher gereist; das ist eine Tatsache!«
    »Wir werden deine Erklärung als Arbeitshypothese verwenden«, sagte Nebogipfel ungerührt. »Jetzt beschreibe mir bitte die Funktionsweise der Maschine.«
    Ich setzte meine Wanderung fort. Jetzt befand ich mich in einem Dilemma.
    Gleich nachdem ich erkannt hatte, daß

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