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Zeitsplitter - Die Jägerin: Roman (German Edition)

Zeitsplitter - Die Jägerin: Roman (German Edition)

Titel: Zeitsplitter - Die Jägerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cristin Terrill
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genug herankam. Ich setzte mich im Schneidersitz neben ihn auf den Boden, auch wenn ich wusste, dass Mom mir die Falten in meinem besten marinefarbenen Kleid übel nehmen würde.
    »Bist du okay?«, fragte ich. Ich wusste, dass er das natürlich nicht war, aber ich hatte keine Ahnung, was ich sonst sagen sollte.
    »Warum haben dich deine Eltern Marina genannt?«, fragte er mit einer so unbewegten und normalen Stimme, als wäre es ein x-beliebiger Tag.
    Seine unnatürliche Ruhe verunsicherte mich. »Das war die Idee meiner Großmutter. Es ist der Name einer Figur aus einem Theaterstück.«
    »Shakespeare, richtig? Perikles, Prinz von Tyrus «, sagte er. »Marina wurde während eines Sturms auf einem Schiff geboren.«
    »Ja.«
    »Mom und Dad haben Nate nach meinem Großvater benannt, der Gouverneur von Connecticut war. Sie haben nie damit gerechnet, dass ich auch noch kommen würde. Mom sagte, sie hätten monatelang wegen meines Namens gestritten. Sie war für James und Dad für Michael.«
    »Und wie hat deine Mom gewonnen?«
    Er sah mich endlich an, und der Blick in seine Augen war wie ein endloses Fallen. Fallen und fallen und niemals auf dem Boden aufschlagen. »Ich habe sie nie gefragt.«
    Es brach mir mein Herz, weil ich, glaube ich, schon mit zehn Jahren ein wenig in ihn verliebt war. »James …«
    Er sprang auf die Füße, bevor ich meinen Satz beenden konnte, und dann flog die Lampe vom Tisch neben ihm an die Wand und zersprang in tausend Stücke.
    »Das hätte nicht passieren dürfen!«, heulte er auf, während seine Hand dort zu bluten begann, wo er die Lampe mit seiner geballten Faust getroffen hatte. »Wie konnte das einfach so passieren? Wie kann es unmöglich sein, etwas daran zu ändern? Eine dumme Sekunde und eine nasse Straße, und alles ist für immer vorbei?«
    Der Tisch folgte der Lampe, als er ihn umstieß. Er fiel krachend zu Boden. Ich kam schnell auf die Beine und zog mich zurück.
    »Es tut mir so leid«, sagte ich unter Tränen.
    Aber James hörte mich nicht mehr. Er war nicht mehr fähig, etwas zu sagen. Er heulte wie ein verwundetes Tier, während er die Bibliothek auseinandernahm. Ich wusste, dass ich ihn stoppen, ihn irgendwie trösten sollte, aber das konnte ich nicht. Mein bester Freund auf der Welt war mir plötzlich fremd, war nicht mehr richtig da, und das jagte mir Angst ein. Ich flüchtete aus der Bibliothek zurück zu meinen Eltern, und als James’ Schreie schließlich die Treppe herunterdrangen, entschuldigte sich Nate, und das Personal begleitete uns alle zur Tür.
    Ich sah James drei Wochen lang nicht wieder, und wir sprachen nie über jenen Tag. Ich versuchte zu vergessen, dass er je stattgefunden hatte.
    Aber jetzt kann ich nur noch daran denken.
    »Marina?«
    Ich spüre eine Hand auf meiner Schulter und nehme benommen wahr, dass jemand neben mir kauert. Ich drehe den Kopf und richte meine feuchten Augen auf ihn. »Finn?«
    »Steh auf, ja?« Er hilft mir auf die Füße, und ich wehre mich nicht. »Meine Güte, du bist ja eiskalt. Wo ist James?«
    »Die … äh … die Sanitäter sind gekommen, und …« Finns Sakko liegt plötzlich warm um meine Schultern.
    »James ist im Krankenwagen mit Nate mitgefahren?«
    Der Klang von Nates Namen lässt die echte Welt plötzlich wieder scharf hervortreten. Ich erkenne Finn erst jetzt richtig und stoße ihn hart mit beiden Händen vor die Brust.
    »Wo warst du?«, schreie ich, während er nach hinten taumelt und in einen dekorativen Beistelltisch kracht, auf dem ein üppiges Blumenbouquet steht.
    »Marina …«
    Ich stoße ihn wieder, aber diesmal ist er vorbereitet und hält meine Hände fest. »Du hast uns allein gelassen! James hat uns gebraucht!«
    »Ich war hinter dem Schützen her!«, überschreit er meinen hysterischen Anfall. Er drückt meine Hände sehr fest, und der Druck bringt mich wieder zu mir. »Der Schuss kam aus unserem Rücken, und ich dachte … es war dumm, aber ich dachte, ich könnte ihn vielleicht stellen. Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe.«
    Ich breche in Tränen aus, und Finns Arm legt sich vorsichtig um mich. Er hält mich praktisch aufrecht, aber ich drücke ihn noch immer weg, indem ich die Hände zwischen uns schiebe und auf seine Brust schlage, weil ich nicht anders kann. Er lässt mich einfach gewähren.
    »Ich hasse dich«, sage ich.
    »Ich weiß«, sagt er, und er hält mich fest, bis ich wieder atmen kann.
    Ich ziehe mich zurück und wische mir über die Augen. »Tut mir leid«, nuschle

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