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Zeitsplitter - Die Jägerin: Roman (German Edition)

Zeitsplitter - Die Jägerin: Roman (German Edition)

Titel: Zeitsplitter - Die Jägerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cristin Terrill
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dir gut?«
    Fast lache ich, aber es kommt wie ein ersticktes Schluchzen aus meinem Mund, und ich werfe die Arme um seinen Hals. Selbst mit geschlossenen Augen dreht sich die Welt noch mit rasender Geschwindigkeit. Ich lege eine Hand um seinen Kopf, um ihn ganz festzuhalten, und spüre etwas Warmes und Feuchtes zwischen meinen Fingern.
    »Miss, wie sah der Schütze aus?«
    Ich weiche zurück und sehe auf meine Hand hinunter. Sie ist voller Blut, das sich leuchtend rot gegen meine Haut abhebt.
    »Er blutet.« Meine Stimme klingt klein und schwach, und ich muss mich anstrengen, um lauter zu werden. »Wir brauchen Hilfe, er blutet!«
    James fasst sich ins dunkle Haar und betrachtet dann mit verwirrtem Gesichtsausdruck seine blutigen Finger. Der Schwarm fällt erneut über ihn her und drängt ihn in einen nahen Untersuchungsraum. Ich will ihnen folgen, doch der Agent, der eben die Anweisungen erteilte, versperrt mir den Weg.
    »Miss, ich bin Special Agent Armison«, sagt der in Schwarz gekleidete Riese. »Ich muss wissen, wie der Schütze aussah.«
    Em
    »Verdammt noch mal!« Ich ramme meine Faust in die Mauer eines Backsteingebäudes sechs Blocks vom Krankenhaus entfernt. Es tut weh, aber ich verdiene es.
    »Ist ja gut, Em.«
    Ich gehe hektisch hin und her. »Ist es nicht, und das weißt du! Das war unsere Chance, und ich hab es vermasselt. Ich kann nicht glauben, dass ich danebengeschossen habe.«
    »Hast du wirklich danebengeschossen?«, fragt Finn. »Oder hast du es nicht über dich gebracht?«
    »Ich … ich weiß nicht.« Ich balle die Fäuste, bis sich die Nägel in meine Handballen graben. »Wirklich nicht.«
    »Schon gut. Wir haben noch zwei Tage, bis der Doktor uns suchen kommt. Wir müssen ihm nur folgen und auf eine neue Gelegenheit warten, wenn er allein ist.«
    Ich schüttle die Hand ab, die mir Finn auf die Schulter gelegt hat, und lehne die Stirn an die raue Wand. »Ich habe nur … ich habe nur dieses Gesicht gesehen. Und er war wieder James .«
    »Ich weiß.«
    »Und was da eben mit mir passiert ist …« Ich drehe mich um und sehe ihn an. »Was zum Henker war das?«
    »Als du abgedrückt hast, wurden deine Augen leer, und du hast angefangen, wie verrückt zu blinzeln.« Er schüttelt den Kopf, als wollte er die Erinnerung daran verscheuchen. »Du konntest mich nicht mehr hören und sehen. Es war, als wärst du weg .«
    »Ich habe gesehen, wie ich James zum ersten Mal begegnet bin«, sage ich. »Als würde ich es noch mal erleben.«
    »Oh Mann«, flüstert er. Er streckt wieder die Hand nach mir aus, hält dann aber inne. »Es tut mir leid.«
    »Er …« Ich beiße mir auf die Unterlippe. »Er hat nichts Schlimmes getan.«
    »Noch nicht.« Finn nimmt mein Gesicht zwischen seine Hände, so sanft, als fürchte er, dass mehr Druck mich zerbrechen würde. »Aber wir beide wissen, dass das nicht so bleiben wird. Der James, den wir gekannt haben, ist schon fort.«
    Zum ersten Mal seit Monaten weine ich. Nicht die Mädchentränen, die ich früher vergossen habe, schniefend und schmollend wie jemand aus einem Film, sondern in tiefen, kehligen Schluchzern, die meinen ganzen Körper schütteln.
    Finn hält mich fest, als wären seine Arme das Einzige, das mich davor bewahren kann, in tausend Stücke zu zerspringen.
    Ich denke, vielleicht sind sie das.
    Marina
    »Der Schütze«, sagt Agent Armison wieder. »Wie sah der Schütze aus?«
    »Ich …« Ich kann nicht denken, während James auf der anderen Seite der Wand blutet und vielleicht stirbt. Ich will ihm folgen, als würde ich mich im Sog seiner Anziehungskraft befinden, doch der Agent baut sich vor mit auf. »Ich … ich weiß nicht …«
    »Doch, Sie wissen es.« Agent Armisons Gesicht kommt meinem ganz nahe, sodass ich nur noch seine Augen sehe. »Konzentrieren Sie sich. Jetzt. Wie sah der Schütze aus?«
    Ich muss es tun. Nur so können sie die Leute schnappen, die auf James geschossen haben. Aber wie soll ich es sagen? Wie soll ich ihm sagen, was ich gesehen habe? »Es waren zwei …«
    Er hebt das Funkgerät. »Hier Armison. Warten Sie auf die Personenbeschreibung.« Er sieht wieder zu mir. »Okay. Wie sahen sie aus?«
    »Ein Mädchen und ein Junge«, sage ich. »Sie sahen aus wie …«
    »Wie was?«
    »Sie sahen so aus wie« – ich drehe mich zu Finn – »wie wir beide.«
    Agent Armison starrt mich eine Sekunde lang an. »Sie meinen, dass sie etwa in Ihrem Alter waren? Ihre Haarfarbe hatten?«
    »Nein, ich meine, dass sie genauso aussahen wie wir beide.

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