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Zeitsplitter - Die Jägerin: Roman (German Edition)

Zeitsplitter - Die Jägerin: Roman (German Edition)

Titel: Zeitsplitter - Die Jägerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cristin Terrill
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machen. Das ist doch nicht normal.«
    » James ist nicht normal«, sage ich, während ich meine eigenen Sorgen zum Schweigen bringe. »Er denkt einfach anders als wir. Ihm geht’s gut.«
    »Vielleicht, aber …«
    »Kein Aber! Es geht ihm gut!«
    Wir holen James im zweiten Stock ein. Er öffnet die Tür zu einem dunklen Raum und schaltet das Licht an. Ein gewaltiges Bett wird sichtbar, an dessen Kopfende ein Dutzend Kissen perfekt arrangiert sind, ein Toilettentisch mit kleinen Fläschchen und Haarbürsten und einer Perlenkette darauf sowie antikes Mobiliar, das mal wieder abgestaubt werden müsste.
    »Das ist das Zimmer meiner Eltern«, sagt James, und ich erschauere, als ich erkenne, was der Raum ist: ein Mausoleum. Er sieht aus, als wäre er seit dem Tag, an dem sie gestorben sind, unberührt geblieben. »Ich habe gesehen, wie Nate letzte Woche mal morgens aus diesem Zimmer gekommen ist. Er betritt es sonst nie.«
    James geht zu einem Bücherregal gegenüber dem Bett und zieht ein Buch heraus. Eine ganze Buchreihe mit Lederbänden stellt sich als Verkleidung heraus, hinter der sich ein kleiner Wandsafe verbirgt.
    »Cool«, flüstert Finn.
    »Kennst du die Kombination?«, frage ich.
    »Nein, aber Nate kann sich Zahlen schlecht merken. Er muss sich eine Kombination ausgesucht haben, an die er sich erinnern kann.«
    James gibt verschiedene Kombinationen ein. Nates Geburtstag, seinen Geburtstag, ihre Adressen in Georgetown, in Martha’s Vineyard, an der Chesapeake Bay und hier. Auf jede folgt ein rotes Blinklicht, was die Falten auf James’ Stirn noch tiefer werden lässt.
    »Habt ihr noch andere Adressen?«, fragt Finn.
    »Ich glaube nicht.«
    James versucht es mit einigen anderen Kombinationen, und während des Herzschlags zwischen der Eingabe und dem roten Blinken halte ich immer die Luft an. Es ist hier, ich weiß es. Was auch immer es ist, weswegen Nate mich hergeschickt hat, es befindet sich in diesem Safe. Ich sehe aus dem Augenwinkel, dass Finn mich beobachtet, aber ich will nicht zu ihm schauen. Er mag glauben, dass das hier Zeitverschwendung ist, aber ich werde hier die ganze Nacht lang stehen bleiben, wenn ich muss, während James Zahlen eingibt.
    Zwei weitere Kombinationen, und das Licht wird grün. James atmet hörbar aus. »Moms Geburtstag.«
    Der Handgriff gibt ein tiefes Knacken von sich, als er ihn dreht und die Tür aufzieht. Im Safe befinden sich ein Schmuckkästchen, einige Bündel ausländischer Währungen und Aktenhefter voller Dokumente. Ganz oben liegt ein brauner Briefumschlag, bei dem eine Ecke umgeknickt ist, als wäre er hastig hineingeschoben worden. James greift danach und wiegt ihn in der Hand, als wollte er seinen Inhalt nach dem Gewicht abschätzen.
    »Mach ihn auf«, sage ich.
    Er biegt die Musterbeutelklammern auf, die ihn verschließen, und zieht eine Akte mit einem Packen Papier darin heraus. Er klappt sie auf. Seine Augen huschen über die erste Seite und werden größer und größer, während er liest.
    »Du hattest Recht, Marina«, sagt er.
    Ich beuge mich vor, sodass ich über seine Schulter einen Blick auf das Blatt werfen kann. Es ist eine E-Mail, ich überfliege sie rasch. Ich sehe Nates Namen und den von James, und unten ist mit CR unterschrieben. Ich lese die Mailadresse ganz oben, um herauszufinden, wer der Absender ist.
    Chris Richter.
    Wir sind alle drei so verblüfft, dass wir einen Moment brauchen, um das gedämpfte Klingeln des Telefons in einem der anderen Zimmer zu bemerken.

A CHTZEHN
    Em
    Finn hält den Honda am Straßenrand in etwa hundert Metern Entfernung vom Wachhäuschen des Shaw-Anwesens an und schaltet die Lichter aus.
    »Was meinst du, was sie da drin machen?«, frage ich.
    »Keine Ahnung. Vielleicht wollten sie nur raus aus der Stadt?«
    »Na ja, wahrscheinlich werden sie ein bisschen schlafen, deshalb bezweifle ich, dass sie vor morgen früh wieder fahren. Was bedeutet, dass es eine lange Nacht für uns werden wird.« Ich stelle die Lehne meines Sitzes zurück und knautsche eines der T-Shirts, die Connor uns zum Wechseln mitgegeben hat, unter meinem Kopf zusammen. »Bäh. Ich hab dieses Auto so satt.«
    »Ich auch. Wir sollten bald ein neues klauen. Sie werden nach dem hier schon suchen.«
    »Können wir eines mit Ledersitzen nehmen? Und einer besseren Musikanlage?«
    »Auf jeden Fall.« Finn öffnet seinen Sicherheitsgurt. »Komm, vertreten wir uns ein bisschen die Beine.«
    »Was?«
    Er öffnet die Tür, und ein frostiger Luftstoß fährt ins Auto.

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