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Zeitspringer

Zeitspringer

Titel: Zeitspringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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geordnet sei. Helaine saß starr dabei, als die Suche im Tempo von mehreren Tausend Bits in der Sekunde voranging. Es würde nicht lange dauern, bis Quellen bei ›P‹ angelangt war. Und dann –
    Wenn Norm gegangen war, würde er hier festgehalten sein. Sein Schicksal würde für sie deutlich sichtbar werden – das seine und das ihre, eingetragen in dieses Grundregister aus Thermoplastband. Sie würde erfahren, daß ihre Ehe zum Untergang verurteilt gewesen war, dreihundert Jahre, bevor man sie geschlossen hatte. Sie würde sehen, daß der Name ihres Mannes vor Jahrhunderten in eine Liste von Flüchtlingen aus diesem Jahrhundert eingetragen worden war. Warum hatte man diese Liste nicht schon längst veröffentlicht? Deshalb, weil, wie sie wußte, sie wie eine Totenhand auf der Seele derjenigen gelegen hätte, die gesprungen waren, springen würden, springen mußten. Wie mußte das sein, unter dem drohenden Schatten des Wissens aufzuwachsen, daß man dazu bestimmt war, aus der eigenen Zeit fortzugehen?
    »Siehst du?« sagte Quellen triumphierend. »Er steht nicht auf der Liste.«
    »Heißt das, daß er nicht gesprungen ist?«
    »Das würde ich sagen.«
    »Aber wie kannst du sicher sein, daß wirklich alle Springer erfaßt sind?« fragte Helaine scharf. »Was ist, wenn viele unbemerkt geblieben sind?«
    »Möglich ist es.«
    »Und die Namen«, fuhr sie fort. »Wenn Norm einen anderen Namen angegeben hat, als er in die Vergangenheit kam, würde er auch nicht auf deiner Liste stehen. Richtig?«
    Quellen sah sie düster an.
    »Die Möglichkeit, daß er ein Pseudonym gewählt hat, besteht immer«, gab er zu.
    »Du weichst aus, Joe. Du kannst keine Gewißheit haben, daß er nicht gesprungen ist. Selbst mit der Liste nicht.«
    »Was soll ich denn tun, Helaine?«
    Sie atmete tief ein.
    »Du könntest Lanoy festnehmen lassen, bevor er Norm in der Zeit zurückschickt.«
    »Ich muß Lanoy erst finden«, wandte Quellen ein. »Und dann brauche ich Beweise dafür, daß er wirklich beteiligt ist. Bis jetzt gibt es nicht einmal Indizien, sondern nur voreilige Schlußfolgerungen von dir.«
    »Dann nimm Norm fest.«
    »Was?«
    »Weise ihm irgend etwas nach und sperr ihn ein. Verordne ihm ein, zwei Jahre Korrektivbehandlung. Dann ist er aus dem Verkehr gezogen, bis die Springerkrise vorüber ist. Nenn es Schutzhaft.«
    »Helaine, ich kann das Gesetz nicht als Privatspielzeug für meine Familienangehörigen benutzen.«
    »Er ist mein Mann, Joe. Ich will ihn behalten. Wenn er in der Zeit zurückgeht, habe ich ihn für immer verloren.« Helaine stand auf. Sie schwankte und mußte sich an der Schreibtischkante festhalten. Wie konnte sie ihm begreiflich machen, daß sie am Rand eines Abgrunds stand? Springen war im Endeffekt dasselbe wie Sterben. Sie kämpfte darum, ihren Mann zu behalten. Und hier saß ihr Bruder im Mantel der Rechtschaffenheit und unternahm nichts, während kostbare Sekunden verrannen.
    »Ich werde tun, was ich kann«, versprach Quellen. »Ich befasse mich mit Lanoy. Wenn du Norm hierherschicken willst, rede ich mit ihm und versuche herauszufinden, was ihn bewegt. Ja. Das ist vielleicht am besten. Bring ihn dazu, daß er mich besucht.«
    »Wenn er vorhat, zu springen, wird er dir das kaum erzählen«, sagte Helaine. »Er wird sich hüten, näher als fünf Meilen an dieses Haus heranzukommen.«
    »Warum sagst du ihm nicht, ich möchte wegen einer Arbeitsmöglichkeit mit ihm sprechen? Er hat sich darüber beklagt, daß ich nichts für ihn unternehme, nicht? Also gut. Er wird zu mir kommen in der Meinung, ich hätte eine Stelle für ihn. Und ich forsche ihn wegen des Zeitsprungs aus. Unauffällig. Wenn er etwas weiß, erfahre ich das von ihm. Wir zerschlagen den Springerring, und es besteht keine Gefahr mehr, daß Norm verschwindet. Was meinst du, Helaine?«
    »Das klingt immerhin ermutigend. Ich rede mit ihm. Ich schicke ihn zu dir, falls er nicht schon verschwunden ist.«
    Sie ging zur Tür. Ihr Bruder lächelte noch einmal. Helaine verzog den Mund. Sie fürchtete, Norm könnte schon unwiederbringlich verschwunden sein, während sie hier saß und redete. Sie mußte so schnell wie möglich zu ihm zurück. Bis diese Krise überstanden war, mußte sie scharf aufpassen, soviel stand fest.
    »Grüß Judith von mir«, sagte Helaine und ging hinaus.
8
    Quellen war über das Gespräch mit seiner Schwester nicht erbaut gewesen. Bei ihr kam er sich immer gemartert vor. Sie war so sichtbar unglücklich, daß es ihn quälte, sie

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