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Zeitspringer

Zeitspringer

Titel: Zeitspringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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das zu veranlassen. Damit hatte es mit Norm Pomraths Privatleben natürlich ein Ende. Von jetzt an bis zu dem Tage, an dem Quellen das Ohr zurückzog, konnte Pomrath seine Frau nicht umarmen, nicht seine Notdurft verrichten, sich nicht unter dem Arm kratzen oder nicht die Hohe Regierung beschimpfen, ohne daß irgendein allwissendes Monitorsystem das aufzeichnete. Bedauerlich. Quellen selbst war schon das Opfer eines Ohres gewesen und kannte das Qualvolle daran, weil auf diese Weise der hinterlistige Brogg von der illegalen Wohnung des KrimSek in Afrika erfahren hatte. Quellen bedauerte aber nicht wirklich, was er Pomrath antat. Das geschah für Helaine. Sie hatte sogar darum gebeten, Norm ins Gefängnis zu stecken, nicht? Das andere war für ihn viel weniger unbequem. Aller Wahrscheinlichkeit nach würde er nicht einmal etwas davon erfahren. Und es mochte sein, daß er Quellen zum Kern des Springerunternehmens führte. Auf jeden Fall würde es für Pomrath außerordentlich schwer werden, das jetzige Jahrhundert zu verlassen, solange er überwacht wurde.
    Quellen schob dieses Problem beiseite und befaßte sich mit anderen dringenden Angelegenheiten.
    Die täglichen Berichte über Straftaten waren auf seinem Schreibtisch eingetroffen. So sehr er von den Springern besessen sein mochte, Quellen trug auch auf anderen Gebieten Verantwortung. Er mußte die Einzelheiten aller in seiner Zone Appalachias begangenen Verbrechen studieren und Empfehlungen für die Erledigung geben. Der neue Stapel war ungefähr so groß wie gestern – das Verbrechen war statistisch eine Konstante –, und Quellen wußte, daß die Abscheulichkeiten von heute nicht weniger einfallsreich sein würden als die von gestern.
    Er blätterte in den Unterlagen.
    Die Verbrechensliste entsetzte Quellen nicht mehr, und das war das Schlimmste an seiner Tätigkeit. Jahr für Jahr holte ihn ein schleichender Empfindungsverlust ein. Als er jung und neu bei diesem Spiel gewesen, ein Elfer, kaum flügge, und eben erst erfahren hatte, worum es ging, hatte ihn das Ausmaß betäubt, in dem der Mensch fähig war, dem Menschen Übles anzutun. Jetzt war das alles Statistik und Schlüsselzahl, mit der Wirklichkeit nicht verwandt.
    Die Verbrechen waren meistens unmotiviert. Die gütige Hohe Regierung hatte einen Großteil der archaischen Gründe für Verbrechen wie Hunger, Not und physischen Frust beseitigt. Jeder erhielt einen Lohnscheck, ob er arbeitete oder nicht, und Essen gab es genug für alle, von hohem Nährwert, wenn auch nicht sonderlich wohlschmeckend. Niemand wurde zum Raub getrieben, weil er eine hungernde Familie ernähren mußte. Die meisten suchterregenden Drogen waren leicht erhältlich. Sex in allen Abarten gab es billig in staatlich überwachten Zellen. Diese Maßnahmen seien Anzeichen der Reife, hieß es. Dadurch, daß sie die meisten Dinge legalisierte, hatte die Hohe Regierung das Bedürfnis beseitigt, Ungesetzlichkeiten zu begehen.
    Wahr. Die Motive für Verbrechen waren zum größten Teil untergegangen. Das Verbrechen aber blieb. Quellen hatte Beweise genug für diese traurig stimmende soziologische Tatsache erhalten. Diebstahl, Mord, Notzucht – das war jetzt Belustigung, keine Frage der Bedürfnisse mehr. Der Mittelstand war durchwirkt von Kriminalität. Achtbare Bürger der Stufe Sechs begingen die grauenhaftesten Taten. Dicke Damen aus Fünfer-Haushalten überfielen Unbekannte in dunklen Gassen. Kinder mit frischen Gesichtern beteiligten sich an Scheußlichkeiten. Sogar die Bewahrer von Recht und Ordnung widersetzten sich, wie Quellen wußte, der Autorität, indem sie Ungesetzliches taten, etwa in angeblich für Zweier reservierten Gebieten Zweitwohnungen beschafften. Aber Quellens eigenes Verbrechen schadete wenigstens nicht direkt anderen menschlichen Wesen. Während –
    Hier der Bericht über einen Hydroponiker Stufe Acht, der eines biologischen Verbrechens beschuldigt wurde: widerrechtliche Einführung lebenden Gewebes in den Körper eines anderen Menschen. Es wurde behauptet, er hätte einen Technikerkollegen betäubt, mit einer Ultraschallsonde seinen Körper geöffnet und eine tödliche Dosis eines neuentwickelten asiatischen fleischfressenden Erregers eingeführt, die das Kreislaufsystem des Opfers verzehrte, die eine Arterie hinauf, die nächste Vene hinunter, wie eine Flamme durch die Gefäße schießend. Warum? »Um seine Reaktion zu erleben«, lautete die Erklärung, »Es war sehr lehrreich.«
    Und hier ein Dozent Stufe Sechs für

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