Zeitspringer
sofortiger Scheidung, dachte Brogg belustigt. Das Ohr übertrug Sidna Mortensens schrille Klagen, und er mußte zugeben, daß Mortensen wirklich gut daran tat, zu springen. Brogg sammelte ausführliche Daten über den künftigen Springer.
Dann kam die Entscheidung von Kloofman über Giacomin über Koll zu Quellen und damit zu Brogg:
»Lassen Sie Mortensen in Ruhe! Es darf nicht eingegriffen werden! Das ist die Entscheidung!«
Brogg sah Quellen fragend an.
»Was soll ich tun? Wir erfahren viel von Mortensen.«
»Brechen Sie die Ermittlungen ab.«
»Wir könnten versuchen, sie insgeheim weiterzuführen«, schlug Brogg vor. »Solange Mortensen nichts merkt, könnten wir weiter Daten über ihn erhalten. Ich schlage nicht vor, seine Abreise zu verhindern, aber bis –«
»Nein.«
Feigling, dachte Brogg. Hast Angst, daß die Hohe Regierung es dir besorgt.
In einem anarchistischen Augenblick sah Brogg sich, wie er Donald Mortensen bewußt tötete, dreist gegen die Hohe Regierung handelnd, möglicherweise alles zerstörend wie Samson, als er die Schultern an die Säulen des Tempels stemmte. Es hätte Brogg belustigt, wenn er erfahren hätte, daß der angeblich so schüchterne Quellen denselben rebellischen Gedanken gehabt hatte. Es lag ungeheure Macht in dem Wissen, daß ein kleiner Eingriff eines kleinen Beamten die Sicherheit der Hohen Regierung zu bedrohen vermochte. Aber Brogg gab dem Impuls so wenig nach wie Quellen. Er brach die Ermittlungen gehorsam ab. Mortensen würde am 4. Mai in die Vergangenheit verschwinden, und das Kontinuum würde erhalten bleiben.
Immerhin hatte Brogg eine neue Spur zu Lanoy.
Sie war an diesem Tag aufgetaucht. Ein Prolet namens Brand, Stufe Fünfzehn, hatte in einer gewöhnlichen Kneipe zuviel getrunken. Leeward, der sich dort erfrischte, hatte zugehört, wie Brand von Lanoy und seinem Springerunternehrnen gefaselt hatte. Ohne die Mitwirkung der modernen Technologie hatte Leeward so einen entscheidenden Hinweis entdeckt und ihn zu Brogg gebracht.
»Holen wir Brand zum Verhör«, sagte Brogg, als er hörte, was Leeward ermittelt hatte. »Bringen Sie ihn her. Nein – warten Sie. Ich hole ihn. Sie bleiben im Büro.«
Brogg ging auf Erkundung. Er sah sich die Kneipe an, entdeckte Brand, erwog das Unwägbare. Nach einigem Zögern holte er Brand aus der Herde heraus, gab sich als Staatsdiener zu erkennen und nahm ihn zu einem Verhör fest. Brand wirkte erschrocken.
»Ich hab’ nie nichts getan«, sagte er. »Ich hab’ nie nichts getan.«
»Ihnen passiert nichts«, versprach Brogg. »Wir wollen Sie nur befragen.«
Er nahm Brand mit. Als er mit dem Proleten zusammen das Sekretariat erreichte, erfuhr Brogg, daß Quellen eine neue Anweisung erlassen hatte.
»Er will ein Ohr bei seinem Schwager«, sagte Leeward.
Brogg grinste.
»Vetternwirtschaft sogar bei Ermittlungen in Strafsachen? Schämt sich der Mann denn gar nicht?«
»Das kann ich nicht beantworten«, erwiderte Leeward schwerfällig. »Aber er sagt, der Schwager erwägt, zu springen. Er will das überprüfen lassen. Der Kerl soll mit einem Ohr rund um die Uhr überwacht werden. Norman Pomrath heißt er. Ich habe die Daten über ihn schon.«
»Gut. Wir kümmern uns sofort um Pomrath.«
»Pomrath soll mit Lanoy in Verbindung stehen, sagte Quellen.«
»Das scheint für jeden zuzutreffen. Sogar Quellen ist angegangen worden. Wußten Sie das?« Brogg lachte. »Ich hatte noch keine Gelegenheit, ihm zu sagen, daß auch Mortensen mit Lanoy im Geschäft war, aber ich bezweifle, daß ihn das überraschen wird. Und dieser Prolet, dieser Brand, den Sie gefunden haben – das ist noch eine Spur zu Lanoy. Wir werden einen von ihnen in einem oder zwei Tagen ganz sicher zur Quelle zurückverfolgt haben.«
»Soll ich bei Pomrath das Ohr anbringen?« fragte Leeward.
»Das mache ich. Ich habe ein Talent dafür. Das müssen Sie zugeben.«
So war es auch. Für jemanden von seinem Gewicht konnte er sich leichtfüßig bewegen. So unauffällig wie irgendein guter Frotteur vermochte er sich einem Opfer in einem Schnellboot zu nähern und an einer unvermuteten Stelle geschickt ein Ohr anzubringen. Das Talent war ihm nützlich gewesen, als er Quellen bespitzelt hatte; bei Mortensen war er ebenso geschickt vorgegangen. Nun Pomrath. Brogg ging ins Labor hinunter und suchte nach dem modernsten Gerät, das zur Verfügung stand.
»Hier ist etwas Schönes«, sagte der Labortechniker stolz. »Wir sind eben damit fertig geworden. Es ist uns gelungen,
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