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Zeitspringer

Zeitspringer

Titel: Zeitspringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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die Ohrtechnologie auf ein Substrat von pseudolebendigem Glas zu übertragen, und das Ergebnis ist einzigartig. Sehen Sie.«
    Brogg hielt ihm die Hand hin. Der Techniker legte ein winziges metallisches Sendeplättchen darauf, nur einige Moleküle dick, gänzlich unsichtbar, aber in einem schimmernden, kleinen Kügelchen aus grünem Kunststoff eingeschlossen.
    »Wie funktioniert das?« fragte Brogg.
    »Normal funktioniert es als Ohr. Aber die Glasnadel hat eine ganz ungewöhnliche Lebens-Reizbewegung. Sobald das Ohr an den Körper des Empfängers gebracht ist, tritt das Glas in Aktion und bohrt sich durch die Haut, zumeist durch die Poren. Es ist eine Art künstlicher Parasit, wissen Sie. Es gelangt hinein und bleibt dort, wo es von jemandem, der sich häufig kratzt, auf keinen Fall entfernt werden kann. Und es sendet auf Dauer. Man muß einen chirurgischen Eingriff vornehmen, um den Informationsfluß abzuschneiden.«
    Brogg war beeindruckt. Es gab natürliche viele Modelle von Ohren für den inneren Gebrauch, aber sie mußten alle durch eine der Körperöffnungen des Opfers eingebracht werden, mit gewissen voraussehbaren Schwierigkeiten für den Agenten. Die übliche Methode bestand darin, es ins Essen des Opfers zu schmuggeln. Da aber die meisten Menschen zögerten, vor Fremden zu essen, erforderte das komplizierte Planung. Außerdem wurde das Ohr ziemlich rasch verdaut oder ausgeschieden. Es gab natürlich andere Körperöffnungen, und Brogg hatte bei Gelegenheit Ohren in Frauen placiert, die in einem pulsierenden Augenblick ekstatischer Leidenschaft nicht auf der Hut waren. Doch das war mühselig. Dieses Gerät hier war unendlich besser. Das Ohr konnte äußerlich angebracht werden und gelangte von selbst in den Körper. Ja. Brogg gefiel das.
    Er brachte eine Stunde damit zu, den Gebrauch des neuen Modells zu erlernen. Dann suchte er Norm Pomrath.
    Der Televektor-Abtaster fand Pomrath schnell für ihn: Im Zentralen Arbeitsregister, wo er zweifellos in der gewohnten Proletenstimmung völliger Verzweiflung die Stellungsmaschine drückte. Brogg zog eine abgewetzte Proletentunika an, die geeignet für eine Umgebung von Stufe Zwölf war, und machte sich auf den Weg zum Kuppelbau der Stellungsmaschine.
    Es fiel ihm nicht schwer, Pomrath in der Menge zu finden. Brogg wußte ungefähr, wie der Mann aussah – untersetzt, dunkelhaarig, verkrampft –, und hatte ihn nach ganz kurzer Zeit vor sich. Brogg schob sich in die Menschenschlange, nicht weit von Pomrath entfernt, und beobachtete den unglücklichen Schwager des KrimSek einige Zeit. Pomrath sprach mit keinem Menschen. Er starrte auf die roten, grünen und blauen Datenspeicher wie auf persönliche Feinde. Seine Lippen waren gequält zusammengepreßt, seine Augen dunkel umschattet. Dieser Mann quälte sich, dachte Brogg. Kein Wunder, daß er Springer werden will. Nun, wir werden bald sehr viel über ihn wissen, nicht?
    Brogg schob sich hinter Pomrath heran.
    »Verzeihung«, sagte er und stolperte. Pomrath streckte die Hand aus, um ihn zu stützen. Brogg umklammerte Pomraths Handgelenk und drückte das Ohr fest in die behaarte Haut knapp über der Elle. Er richtete sich auf, dankte Pomrath für seine Hilfe, während das pseudolebendige Glas, in dem das Ohr lag, seine Reizbewegung entfaltete und sich in Pomraths Körper bohrte.
    Bis zum Abend würde das Ohr in Pomraths Arm zu einer schönen, warmen Fettablagerung hinaufgelangt sein, wo es sich einrichten und seine Signale übermitteln konnte.
    »Ungeschickt von mir«, murmelte Brogg. Er entfernte sich. Pomrath ließ nicht erkennen, daß er etwas bemerkt hatte.
    Brogg kehrte ins Amt zurück und befaßte sich mit der Monitoranlage. Pomrath hatte jetzt das Kuppelgebäude verlassen, ergab sich. Die Peillinie auf dem Oszilloskop zeigte die winzigen Nervenexplosionen, die von Schritten herrührten. Pomrath ging zehn Minuten lang zu Fuß, dann blieb er stehen. Komplexe Muskelaktionen: Er betrat ein Gebäude mit handbedienter Tür. Dann wurden Stimmen übertragen.
    POMRATH: Hier bin ich wieder, Jerry.
    FREMDE STIMME: Wir haben schon eine Liege für Sie bereit.
    POMRATH: Mit einer hübschen kleinen Halluzination, wie? Ich bekämpfe die Krebswesen, nicht, und da ist diese nackte Blondine, die gerettet sein will, während Kloofman darauf wartet, mir die Galaktische Ehrenmedaille zu überreichen.
    STIMME: Was herauskommt, kann ich nicht für Sie aussuchen, Norm, das wissen Sie. Sie bezahlen und nehmen, was kommt. Entschieden wird das

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