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Zeitspringer

Zeitspringer

Titel: Zeitspringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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zu entkommen. Ja?«
    »Ich bestreite alle Ihre Anwürfe.«
    »Ich habe Beweise«, sagte Brogg. »Wollen Sie hören?«
    Schließlich waren sie einig geworden. Gegen eine großzügige Barsumme sollte Brogg schweigen. Das war mehrere Monate her, und Quellen hatte regelmäßig gezahlt. Solange er das tat, hielt Brogg die Abmachung ein. Er hatte im Grunde kein Interesse daran, Quellen zu verraten, der ihm als Geldquelle viel nützlicher war als in einer Anstalt für korrektive Rehabilitation. Brogg, der seinen Studien mit Quellens Schweigegeld leichter nachgehen konnte, hoffte sehr, daß kein anderer das Geheimnis des KrimSek lüften würde. Das hätte den Verlust seines Nebeneinkommens bedeutet und ihn als Mitwisser vielleicht sogar ins Gefängnis gebracht. Deshalb bewachte Brogg Quellen wie ein Schutzengel und schützte ihn vor den forschenden Augen anderer.
    Brogg wußte natürlich, daß Quellen ihn fürchtete und haßte. Das störte ihn aber nicht. An verschiedenen Stellen ringsum waren auf Band gesprochene Berichte über Quellens Frevelhaftigkeit deponiert, darauf programmiert, sich bei einem eventuellen plötzlichen Ableben oder Verschwinden Broggs an die Hohe Regierung zu wenden. Quellen wußte das. Er war sich völlig im klaren darüber, daß in dem Augenblick, in dem die Sensoren dieser teuflischen kleinen Kästchen die Alphawellen von Stanley Brogg nicht mehr wahrnahmen, selbständig Beine herauskommen und die Geräte zur Zentrale marschieren würden, um ihre Beschuldigungen vorzutragen. Quellen und Brogg befanden sich deshalb in einem Patt, das beiden entgegenkam.
    Keiner von ihnen sprach darüber. Im Amt ging die Arbeit ruhig weiter, auch wenn Brogg sich gelegentlich eine verschleierte Anspielung gestattete, um Quellen unter Druck zu halten. Im allgemeinen nahm Brogg Anweisungen entgegen und führte sie aus.
    Wie beispielsweise bei dieser Springersache.
    Er hatte die letzten Tage damit verbracht, Donald Mortensen nachzuspüren, dem potentiellen Springer, der am 4. Mai verschwinden sollte. Quellen hatte Brogg aufgefordert, den Fall Mortensen mit größter Zurückhaltung zu bearbeiten. Brogg wußte, warum. Er war klug genug, um die Zeitparadox-Folgen vorauszusehen, die sich ergeben mochten, wenn jemand die Abreise Mortensens verhinderte, der auf der Liste nachgewiesener Springer stand. Brogg war die alten Listen persönlich durchgegangen, um die Spule zusammenzustellen, die er Beweisstück A taufte. Nahm man einen Mann aus den alten Aufzeichnungen heraus, mochte die ganze Welt ins Schwanken geraten. Brogg wußte das. Ohne Zweifel wußte Quellen es auch. Ja, Kloofman und Danton würde ein Dutzend Aneurysmen in ihren alternden Arterien platzen, wenn sie dahinterkamen, daß Quellens Abteilung an der Struktur der Vergangenheit herummurkste. Dergleichen gefährdete jedermanns Status in der Gegenwart, und jene, die am meisten zu verlieren hatten – die auf Stufe Eins –, waren diejenigen, die sich am ärgsten aufregen würden, wenn sie von den Ermittlungen erfuhren.
    Brogg war deshalb vorsichtig. Er war ziemlich sicher, daß die Hohe Regierung die Ermittlungen im Fall Mortensen sofort unterdrücken würde, sobald sie davon erfuhr. Inzwischen führte Brogg aber lediglich einen Auftrag aus. Er konnte Quellen ans Messer liefern, indem er pfuschte und Mortensen auf sich aufmerksam machte, aber Brogg hatte starke Motive, Quellen vor Schaden zu bewahren.
    Er fand Mortensen mühelos: ein schlanker, blonder Mann von achtundzwanzig Jahren mit hellblauen Augen und so weißen Brauen, daß sie praktisch unsichtbar waren. Brogg streifte ihn an einer Schnellboot-Rampe und konnte dem Mann ein Ohr an den Körper praktizieren, indem er den winzigen Haken des Transpondersystems unauffällig in Mortensens Haut stieß. Brogg benützte ein Splittermodell und schob es in eine Schwiele an Mortensens Handfläche. Der Mann würde nie etwas spüren. In einigen Tagen würde sich das Gerät auflösen, aber bis dahin endlose Informationen übermitteln. Brogg war Fachmann in diesen Dingen.
    Er peilte sich auf Mortensen ein und zeichnete auf, was dieser trieb.
    Der Mann hatte mit einer Person namens Lanoy zu tun. Brogg hörte Dinge wie:
    »– an der Station mit Lanoy am Sprungtag –«
    »– Lanoys Honorar deponiert –«
    »– sagen Sie Lanoy, daß ich in der ersten Maiwoche gehe –«
    »– ja, am See, wo wir uns das letztemal getroffen haben –«
    Mortensen war verheiratet. Stufe Zehn. Mochte seine Frau nicht. Springen führt zu

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