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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
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haben, das wir auch nicht wegargumentieren können.« Er wartete auf weitere Fragen.
    Als niemand mehr das Wort ergriff, sagte schließlich Esterhazy in sanftem Plauderton: »Ich denke, ich könnte das, was Dr. Danziger gesagt hat, wörtlich wiederholen; so aufmerksam habe ich zugehört. Und ebenso, nehme ich an, haben Sie alle zugehört. Dem Vorschlag Dr. Danzigers ist in seiner Weisheit nichts entgegenzuhalten.« Mit seiner Hand vollführte er eine kleine entschuldigende Geste. »Trotzdem haben wir das noch nicht eingehend genug diskutiert«, sagte er, als widerstrebe es ihm, Dr. Danziger selbst im kleinsten Punkt zu widersprechen. »Nicht in allen Einzelheiten, die erst jetzt zur Sprache kommen können – weil ich mittlerweile über neue Informationen verfüge.« Rube saß neben Esterhazy; er las die getippten Seiten, die vor wenigen Minuten hereingebracht worden waren; Esterhazy wies mit einem Nicken des Kopfes auf die Skripte. »Wir haben soeben den Bericht von Mr. Morleys Einsatz erhalten: sowohl eine Zusammenfassung der Geschehnisse, die absolut faszinierend sind, als auch die Testergebnisse. Die Blätter werden nun kopiert und vervielfältigt, und bald werden Ihnen die Kopien vorliegen. Mr. Morley war diesmal nicht nur einige Stunden fort, sondern zwei Tage, seine Kontakte waren weit mehr als zufällige und kurze Begegnungen. Wir sind ein Risiko damit eingegangen, aber wir haben es bewusst einkalkuliert, und jetzt haben wir das Ergebnis.« Rube schaute auf. Esterhazy nickte ihm zu, Rube sah wieder auf die Blätter in seiner Hand und fasste zusammen.
    »Keine Veränderungen bislang«, sagte er mit flacher, monoton-sachlicher Stimme. »Alles in Ordnung.«
    Unmerklich und fast ein wenig traurig nickte Esterhazy; eine Geste, die suggerierte, dass Fakten Fakten waren, sie daher außerhalb seiner Befugnisse lagen, er sie in keiner Weise beeinflussen konnte und akzeptieren musste. »Da dem so ist«, sagte er mit einer Stimme, die der Geste entsprach, »denke ich, ist allen klar, dass wir unserer Verpflichtung nicht genügen, unserer Verpflichtung gegenüber Dr. Danziger, dem Projekt und allen anderen, wenn wir nicht auch die Konsequenzen dieses Ergebnisses diskutieren.« Sein Blick schweifte über den Tisch und lud zu einem Gespräch ein; Rube ergriff als Erster das Wort.
    »Okay«, begann er, als akzeptiere er die Einladung, anzufangen, »lassen Sie uns die Fakten nennen. Keine Konsequenzen, keine Veränderungen, kein Schaden aus dem – wir nehmen das zumindest an – Besuch in der Stadt Paris, oder dem Dorf, das es damals im Jahre 1451 war. Und wenn irgendeine Ereigniskette geändert worden wäre, dann hätte sie lange Zeit gehabt, zu wachsen. Keine Konsequenzen, keine Veränderungen, kein Schaden aus Si Morleys erstem kurzen Besuch. Keine aus seinem zweiten Besuch, der sehr ausgedehnt war und einen Gang quer durch die Stadt – in Begleitung – mit einschloss. Und nun: Keine Konsequenzen, keine Veränderungen und kein Schaden aus einem zweitägigen Besuch, während dessen er in einem Haus voller Menschen lebte und nicht nur in Ereignisse eingegriffen, sondern sogar welche provoziert hat, die kaum zu glauben wären, wenn ich nicht wüsste, wie schwach ausgeprägt seine Erfindungskraft ist.« Er grinste mich an, verhaltenes Lachen und Gemurmel ertönten.
    Er wurde wieder ernst, zuckte die Achseln und sagte: »Fassen wir zusammen: Brietel verursachte eine Veränderung, ja, aber eine unbedeutende.« Schnell blickte er zu Danziger. »Bedeutend für den Mann, den sie betraf, sicherlich, aber …«
    »Und der nicht gefragt wurde«, sagte Danziger, »ob er dieses Opfer auf sich nehmen wollte.«
    »Das ist wahr, und das tut uns allen leid. Aber verglichen mit dem potenziell enormen Nutzen für den Rest der Welt, ich wiederhole – und ich denke, das ist realistisch –, war die Veränderung eher klein. Aber wichtiger noch ist, dass die Auswirkungen unserer anderen erfolgreichen Versuche, die viel länger dauerten, gleich null waren. Nichts. Aus ihnen kann man schließen, dass das Resultat von Brietels Besuch nichts anderes war als ein Zufall, der sich über einen langen Zeitraum hingezogen hat. Deswegen, bei allem Respekt für die Meinung Dr. Danzigers, schlage ich vor, dass wir auch von Fällen berechenbaren Risikos ausgehen können.«
    »Verdammt noch mal!« Danzigers Faust schlug auf den Tisch, ein Aschenbecher sprang hoch, vollführte in der Luft eine Drehung und fiel umgekehrt auf den Tisch zurück; Asche

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