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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
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und Zigarettenkippen verteilten sich auf der Tischplatte, der Aschenbecher rollte wie eine Münze und kam dann klappernd zum Stehen. Über den Lärm hinweg sagte Danziger: »Von welchen Berechnungen sprechen Sie denn? Ich verachte diesen Ausdruck! Risiko, verdammt noch mal, ja! Verdammt viel Risiko!« Er fixierte Rube mit starren Augen, wobei er sich weit über den Tisch beugte. »Aber zeigen Sie mir doch einmal Ihre Berechnungen!« Dann folgte ein langes Schweigen, in dem Danziger Rube nur anstarrte. Rube wich seinem Blick nicht aus, er blinzelte einige Male, um ihm zu zeigen, dass keine Feindschaft bestand und er sich nicht in einem Wettbewerb sah, in dem es darum ging, den anderen niederzustarren. Dann lehnte sich Danziger zurück und sagte ruhig: »Was wissen wir denn überhaupt? Wir wissen, dass durch einen von vier oder möglicherweise fünf gelungenen Versuchen die Vergangenheit beeinflusst wurde. Und deswegen auch die Gegenwart. Das ist alles, was wir wissen. Der nächste Versuch schon könnte verhängnisvoll werden. Es gibt keinen Fall eines berechenbaren Risikos, Rube. Weil es keine Berechnungen gibt, nur Risiko. Wer hat uns das Recht verliehen, für die gesamte Welt zu entscheiden, ob wir es auf uns nehmen?« Wieder starrte er Rube an, dann wanderte sein Blick langsam von einem zum anderen. »Als Kopf und Initiator dieses Projekts sage ich, und wenn es sein muss, befehle ich es, dass das Projekt gestoppt werden muss bis auf die Untersuchungen der Ergebnisse, über die wir bereits verfügen. Es gibt niemanden, der diese Entscheidung schmerzlicher finden könnte als ich. Aber es muss sein und wird auch sein.«
    Danach gab es eine ziemlich lange Pause. Als Esterhazy schließlich zu reden begann, tat er dies mit so bedauernder und vorsichtiger Stimme, dass allen sein Bedauern über das, war er zu sagen hatte, deutlich wurde: »Ich …«, begann er, brach ab und schluckte. »Ich … bringe es einfach nicht über mich, alles, was Dr. Danziger über das Projekt gesagt hat, infrage zu stellen. Der Wunsch, Ihnen allen vorzuschlagen, dass wir für eine Zeit aussetzen und über alles nachdenken, ist sehr stark in mir. Aber viele von Ihnen sind von weit her gekommen. Und niemand war darauf gefasst, dass er heute noch hierbleiben muss; ich glaube nicht, dass wir noch mehr Zeit investierten können. Und da wir nun an diesem Punkt angelangt sind, ist es meine Aufgabe, nicht um mit Ihnen darüber zu diskutieren, sondern nur, Sie daran zu erinnern – ich muss das tun, Dr. Danziger –, dass jede wichtige Entscheidung, die das Projekt betrifft, durch die Mehrheit der vier obersten Mitglieder des Vorstands gefällt wird, wobei die Stimme des Präsidenten, wenn nötig, als fünfte, ausschlaggebende Stimme zählt. Zu diesen vier Mitgliedern gehört natürlich Dr. Danziger, die anderen sind Mr. Prien, Mr. Fessenden, der Vertreter des Präsidenten und ich selbst. Ich werde daraus keinen formellen Akt machen, aber es ist klar, wie Dr. Danziger dazu steht und was Mr. Prien und ich von dem Projekt halten. Also, Mr. Fessenden, wie steht es mit Ihnen? Sind Sie zu einer Entscheidung gekommen?«
    Ich hatte ihn noch nie bewusst wahrgenommen, bis er zu reden anfing beziehungsweise sich vorbereitend räusperte. Er war etwa fünfzig Jahre alt und beinahe kahl, obwohl eine Strähne graubraunen Haares von der Seite über den Kopf gekämmt war, die seinen nackten Schädel verbergen sollte – zumindest vor seinen Augen. Sein Gesicht war ziemlich voll, er trug eine Brille mit dünnem Gestell, das kaum zu erkennen war. Auch wenn ich ihm vorher schon begegnet war – er hatte auf mich keinen prägenden Eindruck hinterlassen. Er sagte: »Ich möchte gerne, wenn es denn zu einer Entscheidung kommen muss, noch einmal in aller Ruhe nachdenken. Eine Nacht darüber schlafen. Aber der Fairness halber muss ich sagen, dass ich mich eher Ihnen anschließen würde.«
    Esterhazy öffnete den Mund zu einer Erwiderung, Danziger kam ihm allerdings zuvor: »Das ist es dann also? Das ist die Entscheidung?«
    »Ich glaube nicht, dass das eine formelle …«, begann Esterhazy. Danziger unterbrach ihn brüsk: »Hören Sie auf mit dem Unsinn. Das ist die Entscheidung!« Er wartete einen Moment, dann bellte er: »Nun?«
    Esterhazy presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf. »Es muss sein, Dr. Danziger. Es muss einfach …«
    »Ich trete zurück.« Danziger stand auf und schob den Stuhl zurück.
    »Warten Sie!« Esterhazy erhob sich. »Das

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