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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
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warf einen Blick darauf. »Ja, ich nehme es an. Soweit ich mich erinnern kann.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Es ist zwecklos, Rube. Ich bin höchstens seit fünf Minuten hier.« Ich wies auf die Formulare auf dem Tisch. »Und ich habe das hier nicht ausgefüllt, und wenn es noch so sehr meine Handschrift zu sein scheint.«
    Für einen Augenblick betrachtete mich Rube über den Tisch hinweg; in seinen Augen lag ein besorgter Blick. Dann sagte er: »Angenommen, ich schwöre es, Si, dass Sie es doch taten? Und dass Sie« – er blickte auf seine Uhr – »nicht ganz fünfundzwanzig Minuten hier waren?«
    »Dann lügen Sie.«
    »Und angenommen, Rose würde es bezeugen?«
    Ich schüttelte nur den Kopf. Plötzlich kauerte ich mich neben den kleinen Telefontisch und besah seine Unterseite. Dort hing das weiße Telefon, von einem U-förmigen Kupferband zwischen den beiden Seiten des Tischchens festgehalten. Daneben war eine kleine Metallbox befestigt, von der ein dünnes Drahtpaar ausging und ein Tischbein entlanglief. Ich drückte auf die Tischoberfläche und die Intarsienplatte setzte sich in Bewegung, das weiße Telefon erschien, und der grüne Apparat bewegte sich nach unten. Als ich zu Rube hochblickte, lächelte er, über seine Schulter gab er ein Zeichen zur Bürotür hin.
    Ein Mann in Hemdsärmeln trat ein. Er war jung, dunkelhaarig, trug einen dünnen gezwirbelten Schnurrbart und sah mich sehr zufrieden an. Während er auf uns zukam, stellte uns Rube vor. »Dr. Oscar Rossoff, Simon Morley.« Wir begrüßten uns, ich reichte ihm meine Hand, doch statt sie zu ergreifen, umfasste er mit dem Daumen und den anderen Fingern mein Handgelenk.
    Kurz darauf sagte er: »Puls fast normal, geht schnell zurück. Gut.« Er ließ mein Handgelenk los, lächelte mich glücklich an und sagte: »Woher wussten Sie es? Was hat Sie daraufgebracht?« In der Tür stand Rose; sie lächelte ebenfalls.
    »Nichts hat mich daraufgebracht, außer, dass es unmöglich war. Ich wusste einfach, dass ich diese Formulare nicht ausgefüllt hatte. Dass ich keine zwanzig Minuten in diesem Raum war.« Ich musste erneut lächeln, als ich auf das Bild zeigte. »Und dass vor wenigen Minuten dieses Gebirge eine Brücke war.«
    »Denkt und handelt selbstständig«, murmelte Rossoff, noch bevor ich den Satz beendet hatte. »Das ist wunderbar«, sagte er zu Rube, »eine sehr gute Reaktion.« Er wandte sich wieder mir zu. »Ihnen mag es wenig bemerkenswert erscheinen, aber ich kann Ihnen versichern, dass viele Leute anders reagieren. Einer sprang auf und rannte aus dem Raum; wir mussten ihn im Gang festhalten und alles erklären.«
    »Schön. Es freut mich, dass ich den Test bestanden habe.« Ich wollte es nicht zeigen, aber ich freute mich wie ein kleines Kind, das gerade das Alphabet richtig aufgesagt hat. »Aber was bezwecken Sie damit? Und wie haben Sie es angestellt?«
    »Die Fakten waren uns bereits bekannt«, sagte Rube. »Ein Schriftexperte benötigte vier Stunden, um diese Formulare mit einer chemischen Tinte auszufüllen. Alle, bis auf die ersten drei freien Felder des größeren Formulars; die haben wir für Sie ausgespart. Die Tischlampe ist mit einer kleinen Infrarotbirne ausgerüstet; stellt man sie an, wird innerhalb von wenigen Sekunden die Schrift sichtbar. Durch den Spiegel hinter Ihnen hat Rose Sie beobachtet; ein Korridor führt von ihrem Schreibtisch dorthin. Sobald Sie die ersten drei Felder ausgefüllt hatten, rief sie Sie an und schaltete die Infrarotlampe an. Sie sind mit dem Telefon beschäftigt, und wenn Sie wieder auf die Formulare blicken – voilà! – sind sie ausgefüllt.«
    »Und das Bild?« Rube zuckte mit den Schultern. »Ein Loch in der Wand hinter dem Glas und dem Rahmen. Während der Kandidat schreibt, hole ich einfach die Brücke heraus und schiebe das Gebirge hinein.«
    »Schön, das übertrifft zwar noch die abstrusen Geschichten der Katzenjammer Kids, aber wozu das Ganze?«
    »Um herauszufinden, wie Sie reagieren, wenn das Unmögliche passiert«, sagte Rossoff. »Einige Leute können es nicht ertragen. Sie vertrauen darauf, dass die Dinge immer so sind, wie sie sein sollten, und sich so verhalten, wie sie es immer tun. Trifft das plötzlich nicht mehr zu, kapitulieren ihre Sinne; sie können damit nicht umgehen. Bereits hier am Schreibtisch zeigen sie sich überfordert. Don, der unten am Eingang sitzt, war ein solcher Fall. Wir mussten ihm selbst dann noch eine Pille verabreichen, als er schon wusste, was passiert

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