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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
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Wasserturm überragt wurde. In großen, verblassten weißen Lettern stand unmittelbar unter dem Dach Beekey Brothers, Moving & Storage, 555–8811; die Schrift befand sich vermutlich seit sehr vielen Jahren dort.
    Die Wände waren fensterlos, mit Ausnahme der direkt vor mir liegenden Ecke auf der anderen Straßenseite. Hier waren im Erdgeschoss zwei Fensterscheiben beschriftet. In abgebröckelter Goldfarbe stand dort Beekey Brothers . In dem winzigen Büro konnte man durch die Fenster ein Mädchen am Tisch hinter einer langen Theke sehen, die an einer Rechenmaschine beschäftigt war. Hoch oben an der Mauer, vor der ich stand, las ich auf einem rechteckigen Schild Local and Long Distance; Storage our Speciality; Agent for Associated Van Lines. Auf der Straße, direkt darunter, befand sich ein grüner Lastwagen vor der Metalltür einer Toreinfahrt an der Längsseite des Gebäudes; er trug die Aufschrift Beekey Brothers, Moving and Storage. Zwei Männer in weißen Overalls warfen Decken in das Innere des Wagens.
    Ich konnte nichts anderes tun als weiterzugehen, aber ich war mir sicher, dass die Nummer über der Bürotür nicht die Nummer war, die Rube mir gegeben hatte. Ich ging weiter. Einen ganzen Block ging ich durch den Regen, entlang der alten Backsteinmauer. Zwischen ihr und dem Gehweg, auf einem schmalen Streifen harter Erde, wuchs eine knorrige, halbhohe Hecke. Zellophanfetzen hatten sich in ihren kleinen Zweigen verfangen, schmutzige Worte waren an die Mauern darüber gesprüht, und ich fragte mich, ob ich die Nerven haben würde, Frank wieder um meinen alten Job zu bitten.
    Am Ende des Häuserblocks befand sich eine gewöhnliche Holztür mit einem abgegriffenen Kupferknauf und einem Schlüsselloch. Die graue Farbe war rissig und stellenweise bis auf das nackte Holz abgeblättert; die Tür schien abgeschlossen zu sein. Auf den nassen Ziegeln darüber aber war mit weißer Farbe, die so verblichen war, dass man sie kaum noch erkennen konnte, die Nummer gemalt, die Rube mir gegeben hatte. Ich klopfte an die Tür, doch es war nichts zu hören bis auf Geräusche der morgendlichen Stadt und das Klopfen des Regens auf die Motorhauben und Dächer der geparkten Autos hinter mir. Ich glaubte nicht, dass auf mein Klopfen geantwortet werden würde oder dass überhaupt jemand auf der anderen Seite der Tür war.
    Aber es war doch jemand da. Der Knauf bewegte und drehte sich, die Tür ging auf, und ein schwarzhaariger junger Mann in einem weißen Overall schaute heraus; die rote Stickerei über einer Brusttasche wies ihn als Don aus. Er hielt eine Ausgabe der Sports Illustrated in der Hand und sagte: »Hi, kommen Sie herein. Junge, Junge, was für ein lausiger Tag.«
    Ich ging an ihm vorbei nach drinnen. Während er die Tür schloss, konnte ich auf seinem Rücken in roten Blockbuchstaben Beekey Brothers, Movers lesen.
    Wir befanden uns in einem fensterlosen, von Neonlicht erleuchteten Büro, das noch nicht einmal zehn Quadratmeter groß war. Es war ausgestattet mit einem Tisch, einem Drehstuhl und einigen gelblichen Eichenholzstühlen, von denen der Lack längst ab war. An der Wand hingen ein Beekey-Brothers-Kalender und viele gerahmte Fotografien von lächelnden Angestellten, die neben Beekey-Lastern posierten. »Ja bitte?«, sagte der Mann im Overall, als er hinter dem Tisch Platz genommen hatte. »Was können wir für Sie tun? Umzug? Lagerung?«
    Ich sagte, ich sei gekommen, um Rube Prien zu sprechen. Halb nahm ich an, dass er mich nur erstaunt ansehen würde, aber er fragte mich nach meinem Namen, wählte dann eine Nummer und wies mit dem Kinn auf ein paar Haken an der Wand. »Legen Sie Hut und Mantel ab«, sagte er zu mir, dann ins Telefon: »Mr. Morley möchte Mr. Prien sehen.« Er wartete auf die Antwort und sagte dann: »Verstanden«, und legte auf. »Wird in einer Minute hier sein; machen Sie es sich bequem.« Er lehnte sich in seinen Drehstuhl zurück und fuhr fort, seine Zeitschrift zu lesen.
    Ich saß da und versuchte mir vorzustellen, was als Nächstes passieren würde, es gab allerdings nichts, womit sich meine Phantasie hätte beschäftigen können; ich ertappte mich dabei, dass ich die gerahmten Fotografien an der Wand betrachtete: eine von ihnen, in weißer Tinte mit ›The Gang‹, 1921 am unteren Rand beschriftet, zeigte einen Beekey-Laster, einen alten Mack Truck mit metallenen Speichenrädern und Vollgummireifen; die Hälfte der Besatzung trug beeindruckende Schnauzbärte.
    Von einer in der Wand neben mir

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