Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)
eingelassenen Tür ertönte ein Klicken. Ich sah auf, als sie sich öffnete, und bemerkte, dass sich auf dieser Seite kein Knauf befand. Rube erschien, mit einem Fuß hielt er die Tür hinter sich auf. Er trug eine Hose aus einfachem Stoff und ein kurzärmeliges weißes Hemd, das am Kragen offen stand; auf seinen Unterarmen, die so breit wie mein Bizeps waren, nur muskulöser, kräuselten sich rote Haare. »Nun, ich sehe, Sie haben uns gefunden.« Er streckte mir die Hand hin. »Willkommen, Si. Freut mich, Sie zu sehen.«
»Danke. Ja, ich habe es gefunden. Trotz Tarnung.«
»Oh, wir sind nicht besonders gut getarnt.« Er wies mir den Weg durch die Tür, die hinter uns zufiel; sie gab einen dumpfen Metallton von sich. Wir standen in einem kleinen Gang mit Betonboden, der nur durch die nackte Glühbirne beleuchtet wurde, die in einem Drahtkäfig an der Decke hing. Zwei grün lackierte Fahrstuhltüren befanden sich vor uns, und Rube fasste an mir vorbei, um den Knopf zu drücken. »Eigentlich sieht das Gebäude genauso aus, wie schon vor vielen Jahren. Von außen. Bis vor zehn Monaten war es tatsächlich ein Umzugs- und Lagergebäude, ein Familienunternehmen. Wir haben es gekauft, und in einem abgeschlossenen Teil des Hauses betreiben wir noch immer das Umzugs- und Lagergeschäft, gerade genug, um den Schein zu wahren.« Die Fahrstuhltüren gingen auf, wir stiegen ein, und Rube drückte auf die Sechs. Der einzige andere noch sichtbare Knopf war die Eins; alle anderen waren mit verschmutztem Klebeband überdeckt.
»Die älteren Angestellten wurden pensioniert, die anderen mit der Zeit durch unsere eigenen ersetzt; ich selbst wurde ›angeworben‹ und arbeitete einen Monat lang als Möbelpacker, was mich fast umgebracht hat.« Rube lächelte dieses angenehm offene Lächeln, dem man sich nicht entziehen konnte. »Unsere Ausgaben tendieren nun ein wenig nach oben, nicht viel, nur ein wenig. Das große Geschäft geht im Allgemeinen an einen Konkurrenten. Doch nach außen hin sind wir so geschäftig wie eh und je. Was wir in Wirklichkeit auch sind. Wir haben sogar zwei neue Laster gekauft. Verdammt viel Zeug musste in den geschlossenen Lastwagen von hier nach draußen geschafft werden; die gesamte Einrichtung des Gebäudes. Und ich schätze, wir haben anschließend sogar noch mehr Zeug wieder reingeschafft.« Die grünen Türen gingen auf, und wir traten hinaus auf einen Gang.
Man konnte den Geruch des Neuen förmlich mit Händen greifen. Der Gang glich den Gängen aller modernen Bürogebäude: glänzende Vinylkorridore unter Oberlichtreihen; beigefarbene Wände mit schwarzen Pfeilen, die auf Gruppen von Büronummern hinwiesen; aufgerollte Feuerwehrschläuche hinter Glas; gelegentlich kleine Trinkwasserbrunnen; nummerierte Türen mit schwarz-weißen Plastiknamensschildern an der Wand daneben. Vor uns erschien ein Mädchen in weißer Bluse und schwarzem Rock, das einen Packen Papier unterm Arm trug. Ich konnte ihr Gesicht nicht sehen, da sie, bevor sie uns erreichte, in ein Büro abbog. Als wir daran vorbeigingen, warf ich einen Blick auf das Schild, um vielleicht irgendeinen Hinweis zu finden, erblickte jedoch nur Namen ohne jede Bedeutung für mich: W. W. O’Neill; V. Zahlian; Miss K. Veach …
Rube deutete auf eine Tür vor uns; auf dem Plastikschild an der Wand stand Personalabteilung. »Zuerst müssen wir das hier hinter uns bringen; Formulare, Versicherung und so weiter. Selbst wir entkommen dem nicht.« Er öffnete die Tür, komplimentierte mich nach drinnen, und wir betraten ein kleines Vorzimmer, das zur Hälfte mit einem Tisch ausgefüllt wurde, an dem ein Mädchen an einer Schreibmaschine saß. »Rose, das ist Simon Morley, ein neuer Mitarbeiter. Si, Rose Macabee.« Wir begrüßten uns, und Rube sagte: »Wie lange wirst du brauchen, Rose? Eine halbe Stunde?« Sie meinte um die fünfundzwanzig Minuten, und Rube sagte, er werde dann zurückkommen, und ließ uns allein.
»Hier herein, bitte, Mr. Morley.« Das Mädchen öffnete eine Tür und führte mich in ein ganz gewöhnliches Büro, das sehr leer aussah und keine Fenster hatte. Ein großes Oberlicht sorgte für Helligkeit. »Wenn Sie bitte Platz nehmen wollen!« Ich ging zu dem Schreibtisch und setzte mich auf den Drehstuhl. »Die Formulare müssten hier drin sein.« Sie öffnete eine Schublade und holte einen kleinen Packen mit sechs oder acht in verschiedenen Farben und Größen bedruckten Formularen heraus, die zusammengeheftet waren. Sie entfernte die
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